Krypto

Worldcoin tritt in die regulatorisch heiße Phase ein

Worldcoin macht einen Bogen um die USA. Denn die Gründer um OpenAI-Chef Sam Altman wollen sich nicht mit der unbarmherzigen SEC anlegen. Registriert ist die Worldcoin-Stiftung auf den Cayman Islands.

Worldcoin tritt in die regulatorisch heiße Phase ein

Das von OpenAI-Chef Sam Altman geführte Start-up Worldcoin geht in die nächste Phase seines Roll-out. Wie die Worldcoin Foundation am Montag mitteilte, werden eine ganze Reihe Dienste in 35 Städten verteilt auf 20 Staaten freigeschaltet. Worldcoin will mit einer aus dem Augenscan generierten Datei eine betrugssichere digitale Identität schaffen. Das soll über die proprietären "Orbs" geschehen, Geräte für den Augenscan. Über die Tochter World Assets wurde jetzt auch der Token "WLD" scharfgestellt. Sprich, zunächst hätten die "Millionen von Berechtigten, die an der Beta-Phase teilgenommen haben", Token erhalten, heißt es in einer Mitteilung. WLD sei nun auf der Blockchain transaktionsfähig.

Üppig Risikokapital erhalten

Damit tritt Worldcoin nun auch in die regulatorisch heiße Phase ein, ruft der Token-Handel doch die Finanzaufseher auf den Plan. Vor dem Hintergrund verzichten die Gründer auch auf den Roll-out in den USA, wo die SEC rabiat gegen die Kryptobranche vorgeht. Mitgründer Alex Blania zufolge kann man sich wegen der US-Restriktionen noch nicht ausführlich zur Kommerzialisierung des Projektes äußern. Mit Andreessen Horowitz und Khosla Ventures hat Worldcoin prominente US-Investoren. Die haben bislang Risikokapital in Höhe von 250 Mill. Dollar in Worldcoin investiert. Über die App sollen dann auch E-Commerce-Transaktionen möglich sein, was analog zu Diensten wie "Buy Now Pay Later" Gebühreneinnahmen verspricht, sofern sich Akzeptanzstellen finden.

Mit Wallet-Diensten Geld verdienen

Das Technologieunternehmen hinter der Entwicklung des Worldcoin, Tools for Humanity (TfH), präsentierte zudem ein Update der Worldcoin App und damit die erste protokollkompatible Wallet, die es "Einzelpersonen" derzeit ermögliche, ihren Anteil an WLD zu sichern, "sofern dies gesetzlich zulässig ist." Mit Wallet-Diensten will Worldcoin dann auch Geld verdienen. Zusätzliche Einnahmen sollen auch Token-Verkäufe aus dem Eigenbestand bringen – womit man dann grundsätzlich in die Nähe eines Wertpapierdienstes rückt. Worldcoin trägt dem mit umfangreichen Risikohinweisen Rechnung und warnt auch vor einem möglichen Totalverlust.

Als Non-Profit ist die Stiftung auf den Cayman Islands registriert – eine typische Offshore-Konstellation. Mit dem Verkauf/Bezug von Token in lokalen Märkten dürften aber auch die nationalen Regulatoren aufmerksam werden. Sobald zum Beispiel eine deutschsprachige Webseite/App deutsche Nutzer direkt anspricht, dürfte die BaFin bei Worldcoin Erkundigungen einholen.

Eine dystopische Zukunft?

Worldcoin gibt an, dass rund 20% der Token im Eigenbestand bleiben sollen. Finanziert werden müssen die physischen Geräte "Orbs" nebst Versand bzw. Bereitstellung vor Ort sowie das grundlegende Software-Protokoll und Ökosystem-Dienste (Wallet) plus Compliance und Wartung der Systeme. Allerdings leidet die Akzeptanz von Worldcoin darunter, dass es im Kyptosektor zu vielen Betrugsfällen gekommen ist – und FTX-Gründer Sam Bankman-Fried gehörte zu den ersten Worldcoin-Investoren. Insofern fällt es schwer, Vertrauen aufzubauen. Hinzu kommt, dass die Option Augenscan zur Schaffung einer digitalen Identität auf viele Beobachter regelrecht dystopisch wirkt.

Allerdings geben Altman und seine Mitgründer an, dass Worldcoin ein Instrument dafür sein soll, das dazu beiträgt, in digitalen Ökosystemen zwischen Mensch und Robo zu unterscheiden – wobei Altman mit OpenAI/ChatGPT selbst dazu beiträgt, dass die digitale Welt immer unübersichtlicher und anfällig für Ident-Fälschungen wird. Um solche Befürchtungen zu zerstreuen, hatte sich Altman kürzlich auf eine Charmeoffensive auch nach Deutschland aufgemacht, wo er sich der Diskussion stellte. Worldcoin hat Hauptquartiere in San Franscisco und Berlin. Die deutsche Hauptstadt ist ein internationales Zentrum der Kryptobranche, insbesondere Ethereum-Entwickler sind hier verankert.

"Diese Teilhabe soll auf eine Art und Weise geschehen, die die Privatsphäre schützt, dezentralisiert und Open Source ist."

Sam Altman

Digitalen Zugang herstellen

Wie so viele andere Projekte aus dem Fintech- und Kryptosektor vor ihnen wirbt auch Worldcoin damit, dass man insbesondere die wirtschaftlichen Chancen von Menschen in den Schwellenländern verbessern wolle und mit sicheren digitalen Identitäten im Zeitalter von KI "globale demokratische Prozesse" ermöglicht werden sollen. Worldcoin verweist auf Schätzungen, dass 4,4 Milliarden Menschen weltweit derzeit "keine rechtsgültige, digital überprüfbare Identität" besäßen. Diese sei aber wichtig für den Zugang zu wichtigen Diensten wie staatlichen Hilfen, Finanzdienstleistungen und Gesundheitsversorgung. "Diese Teilhabe soll auf eine Art und Weise geschehen, die die Privatsphäre schützt, dezentralisiert und Open Source ist", so Altman.

Das Digital-ID-Projekt Worldcoin startet den Roll-out

Gründer um OpenAI-Chef Sam Altman meiden aber die USA – Stiftung ist offshore angesiedelt – Bedarf für sichere Online-Identitäten unbestritten

bg Frankfurt
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