Wuermeling gegen Aufweichung der Eigenkapitalregeln
lee Frankfurt – Die wegen der Corona-Pandemie beschlossenen Erleichterungen für Banken sollen nicht von Dauer sein. Das hat der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling am Montag auf einer Videokonferenz des Bankenverbands unterstrichen. Auch die von der Europäischen Kommission wegen der Krise vorläufig ausgesetzte Umsetzung der finalisierten Eigenkapitalrichtlinie (Basel III) sei keineswegs vom Tisch. Gegenwärtig rechne die Bundesbank damit, dass sie bis Jahresende implementiert werde. Wuermeling sprach sich gegen substanzielle Kompromisse aus: “Eine zu milde Umsetzung von Basel III in der Europäischen Union würde den konsensbasierten Mechanismus der international harmonisierten Bankenregulierung beschädigen – ein Mechanismus, der uns Europäern, die wir den Multilateralismus verteidigen, von größter Bedeutung sein sollte.” Jede Aufweichung würde auch anderen Akteure ermutigen, von dem gemeinsam vereinbarten Regelwerk abzuweichen. Dadurch drohten Wettbewerbsverzerrungen und eine Schwächung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors.Der Bundesbank-Vorstand konstatierte, dass die aktuelle Krise die bereits vor Corona vorhandenen Probleme der Banken vergrößere, und rief die Branche dazu auf, die Digitalisierung voranzutreiben. Der viel beschworene Digitalisierungsschub durch die Pandemie beschränke sich auf Technologien, die wie die Kartenzahlung, Videokonferenzen und das Online-Banking bereits im vergangenen Jahrhundert vorhanden waren. “Die interessanten Entwicklungen finden jedoch in ganz anderen und viel anspruchsvolleren Bereichen statt, etwa in der künstlichen Intelligenz, der Automatisierung des Backoffices, der Tokenisierung von Assets und dem Cloud Computing”, so Wuermeling weiter.