EURO FINANCE WEEK 2019

Zeit für säulenübergreifende Fusion noch nicht reif

Spitzenbanker erwarten keine baldige Konsolidierung über Grenzen der Finanzgruppen hinweg

Zeit für säulenübergreifende Fusion noch nicht reif

fir Frankfurt – Spitzenmanager der deutschen Kreditwirtschaft gehen nicht davon, dass es in naher Zukunft zu säulenübergreifenden Fusionen kommt. Weitreichende Kooperationen wie die jüngste Vereinbarung zwischen Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkasse, gemeinsam 26 Filialen zu betreiben, dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeit für Fusionen nicht reif sei.Das Vorgehen sei ein kluger Weg, um in der Fläche Präsenz zu zeigen, sagte der Co-Vorstandsvorsitzende der DZ Bank, Uwe Fröhlich, bei der “Euro Finance Week”. Er glaube aber nicht, dass es in absehbarer Zeit eine Fusion zwischen einer Volksbank und einer Sparkasse geben werde. “Letztlich muss sich einer von beiden entscheiden, in welcher Rechtsform er tätig sein möchte. Wir sind eher nicht bereit, uns zum öffentlich-rechtlichen Bankwesen weiterzuentwickeln.”Der Vize-Chef der Deutschen Bank, Karl von Rohr, pflichtete ihm bei: “Man kann darüber nachdenken, zwischen Säulen zu konsolidieren, aber habe nicht den Eindruck, dass wir momentan so weit wären.” Im Übrigen strebe er nicht nach säulenübergreifender Konsolidierung. Innerhalb der Säulen sei noch genug zu tun. Konsolidierung wird sich seines Erachtens eher auf europäischer Ebene abspielen.Dafür sprach sich Carola von Schmettow, Vorstandssprecherin von HSBC Deutschland, aus. “Es ist unerlässlich, einen europäischen Champion zu haben, um die Unternehmen in die Welt hinaus begleiten zu können. Wir brauchen grenzüberschreitende Fusionen.” “Gewaltiges Geschmäckle”Fröhlich mahnte an, dass der Markt über Zusammenschlüsse entscheiden müsse, nicht die Politik. In Anspielung auf die Anfang des Jahres von Finanzminister Olaf Scholz und seinem Staatssekretär Jörg Kukies forcierten Gespräche zwischen Commerzbank und Deutscher Bank, um eine Fusion auszuloten, sagte er: “Jede Art politischer Eingriff, um vermeintliche nationale Champions zu definieren oder über Fusionen zusammenzubringen, hat aus meiner Sicht schon ein gewaltiges Geschmäckle.” Er wolle mit zwei Vorurteilen aufräumen, sagte Helaba-Vorstandschef Herbert Hans Grüntker: Dass eine Bank in Deutschland kein Geld verdienen könne, stimme ebenso wenig wie die Aussage, es finde hier keine Konsolidierung statt. Grüntker erinnerte daran, dass in den vergangenen zehn Jahren bereits “massiv konsolidiert” worden sei – innerhalb der Säulen, man denke allein an die Landesbanken, von denen mehrere verschwunden sind.Auch Fröhlich verwies auf einen “intensiven Konsolidierungsprozess” im genossenschaftlichen Sektor, der mit einem Spitzeninstitut auskommt. Von Rohr stellte fest: “Wir sind ja munter dabei, zu konsolidieren.” Rund 1 600 Banken in Deutschland seien aber noch zu viele.