Zeitenwende für geschlossene Fonds
Die Umsetzung der AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Manager) in nationales Recht am 22. Juli 2013 bedeutet das Ende des grauen Kapitalmarkts. Die Anbieter von geschlossenen Fonds werden dann stärker reguliert und beaufsichtigt. Die neue Kapitalanlagewelt bietet Wachstumschancen, aber auch Risiken durch Auslese, so der Tenor beim “Tag der geschlossenen Fonds”.m. Hamburg – Die geschlossene Fondswelt ändert sich in der künftig stärker regulierten Kapitalanlagewelt umfassend. Dies erklärte Eric Romba, Hauptgeschäftsführer des Verbands Geschlossene Fonds (VGF), auf dem “Tag der geschlossenen Fonds” der Börsen-Zeitung in Hamburg. Betroffen seien sowohl die Produkt- als auch die Anbieter- und Vertriebsebenen (Bank- oder freier Vertrieb). Damit werde das Ende des grauen Kapitalmarktes eingeläutet. Geschlossene Fonds würden Teil der voll regulierten “weißen” Welt. Sie würden mit Investmentfonds gleichgestellt. Die Zeiten seien vorbei, in denen jeder an jeder Straßenecke ein Emissionshaus aufmachen könne.Die Emissionshäuser müssten sich vom Initiator “zum Asset Manager mit Strukturierungskompetenz” wandeln, betonte Romba. Weil neue Anbieter in dieses Segment drängten – vor allem aus dem Bereich der schon regulierten Produkte – steige der Wettbewerbsdruck.In Zukunft gebe es nur noch erlaubtes und unerlaubtes Fondsgeschäft. Nur wo Investmentkommanditgesellschaft draufstehe, seien auch Regulierung und Aufsicht drin, so Romba. Über kurz oder lang werde der Vertrieb vermutlich nur noch regulierte Produkte von beaufsichtigten Unternehmen anbieten.Die höhere Regulierungsdichte führe zu einer weiteren Professionalisierung und mehr Rechtssicherheit für die Marktteilnehmer, erwartet Romba. Nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) dürften Realwerte (Immobilien, Schiffe, Flugzeuge, regenerative Energien) und Projekte im Rahmen von Public Private Partnerships nur noch als geschlossene Fonds angeboten werden. Unter dem Strich, so Romba, bedeute das für die Branche aber durchaus die Chance für Marktwachstum.Unter diesen veränderten Marktbedingungen müssten die Emissionshäuser ihre Geschäftsmodelle und Produktionsstrukturen anpassen, erklärte Joachim Seeler von Lloyd Fonds. Die Erfüllung der Regulierungsanforderungen müsse zur Kernkompetenz werden. Gleichzeitig steige dadurch der administrative Aufwand, den zu tragen größeren Einheiten vermutlich leichter falle. Vor allem kleinere Fondsinitiatoren dürften deshalb aus dem Markt verschwinden. Derzeit gebe es noch 320 Emissionshäuser. Davon platzierten nur 160 Anbieter marktrelevante Volumina. Durch die Leveragebegrenzung (Fremdfinanzierung) auf 60 % werde zudem ab 2013 die Zwischenfinanzierung großvolumiger Projekte deutlich schwieriger. In der Regel dürften künftig geschlossene Fonds als Blind Pools organisiert werden, die zunächst das Kapital aufnehmen und erst dann in Objekte investieren. Zahl der ObjekteIm Kapitalanlagegesetzbuch werde zudem zwischen “risikogemischten” Mehrobjektfonds und Einobjektfonds unterschieden. Der Gesetzgeber strebt eine Risikomischung von drei bis vier Fondsobjekten an. Nichtrisikogemischte Fonds dürfen künftig nur noch ab einer Zeichnungssumme von mindestens 20 000 Euro vertrieben werden.Das Problem der Einobjektgesellschaften wird im Zusammenhang mit der Schifffahrtskrise deutlich. Dies hat zu einem massiven Imageschaden für die Schifffondsanbieter geführt, bei denen die Anleger inzwischen häufig mit frischem Kapital zu einer zweiten Sanierungsrunde antreten müssen.Diese Platzierungsschwäche im Retailgeschäft durch geschädigtes Anlegervertrauen gelte es durch verstärkte Vertriebsanstrengungen im institutionellen Geschäft auszugleichen, so Seeler. Der klassische Retailmarkt verliere an Bedeutung. Dieses Geschäft funktioniere jedoch nach ganz speziellen Anforderungen und Bedürfnissen.Peter Lahr, Geschäftsführer von Chorus Vertrieb, betonte, dass geschlossene Fonds immer unternehmerische Beteiligungen blieben. Chorus hat europaweit über 60 Windanlagen aufgestellt. Die Windgutachten seien heute deutlich besser geworden. Bei jeder Investitionsentscheidung werde der Mittelwert aus zwei Windgutachten genommen und dann noch einmal ein Sicherheitsabschlag von 8 % angesetzt. Dies schaffe in einer volatilen Welt einen ausreichenden Puffer.Der Teufel stecke in der Regulierung oftmals im Detail, sagte Thomas Ledermann, Vorstandsmitglied der Börse Hamburg. Die Übergangsvorschriften seien “unklar und behindernd”. Der Gesetzgeber führe chirurgische Eingriffe “mit dem Küchenmesser” aus. Gut sei aber, dass die bisherige Zurechnung der geschlossenen Fonds zum grauen Kapitalmarkt nachhaltig beseitigt werde.