Zinsänderungsrisiken kommen unter die Lupe

Baseler Ausschuss erwägt strengere Vorschriften

Zinsänderungsrisiken kommen unter die Lupe

Bloomberg Brüssel – Banken müssen sich darauf vorbereiten, dass internationale Regulierer strengere Kapitalvorschriften zur Vorbereitung auf einen unerwarteten Zinsanstieg erlassen. So prüfe der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht eine Aktualisierung seiner Standards für die Erfassung von Zinsrisiken bei Vermögenswerten, die Banken bis Fälligkeit halten wollen, sagte Stefan Ingves, Vorsitzender des Ausschusses, in einem Interview.In Reaktion auf die schlimmste Finanzkrise seit der Großen Depression haben Zentralbanken weltweit die Zinsen auf historische Tiefs gedrückt. Die Europäische Zentralbank hat ebenso wie die Geldpolitiker in Dänemark und der Schweiz die Einlagenzinsen unter null gesenkt, um die Kreditvergabe durch die Banken und das Wirtschaftswachstum anzuregen.Nun sorgen sich die Regulierer, dass einige Banken nicht ausreichend auf die Zeit vorbereitet sind, in der das Pendel zurückschlägt und die Zinsen wieder zu steigen beginnen. Mark Carney, Gouverneur der Bank von England, sagte kürzlich, der nächste Zinsschritt der britischen Notenbank werde wahrscheinlich eine Anhebung sein, “weil wir einige begrenzte und schrittweise Zinserhöhungen brauchen, um die Inflation wieder auf Ziel zu bringen”.Einer der Gründe, warum der Baseler Ausschuss sich dieses Themas jetzt annehme, sei “das allgemeine Zinsniveau in der Welt”, erklärte Ingves. Die Zinsen “werden steigen”, aber “nicht synchron”, sagte er.Die Baseler Vorschriften beinhalten bereits bindende Kapitalanforderungen für das Zinsrisiko bei Vermögenswerten in den Handelsbüchern der Banken. Beim Bankbuch dagegen beschränken sich die internationalen Standards bislang auf ein System, in dem die Banken gegenüber ihren nationalen Aufsehern über ihre Risikoniveaus berichten. Die Aufseher entscheiden dann, ob mehr Kapital oder eine Verkleinerung der Position notwendig ist. Das ist der sogenannte Pillar-2-Prozess, im Gegensatz zum Aufstellen bindender Vorschriften, Pillar 1 genannt. “Bevor der Ausschuss weitergehende Maßnahmen ergreift, geht es darum, ob und wie man in Richtung Pillar 1 geht oder ob wir in Richtung eines strengeren Pillar-2-Verfahrens gehen sollten”, so Ingves.Zu den Zinsrisiken im Bankbuch zählen die relativ niedrigen Zinsen, die Banken bei Investments wie zum Beispiel Hypotheken erhalten, während sie zugleich unter Wettbewerbsdruck stehen, ihren Einlegern höhere Zinsen zu bieten. Hinzu kommt das Risiko, dass Banken von Veränderungen beim Verhältnis zwischen den Zinsen bei kurz- und langfristigen Schulden überrascht werden.”Das Zinsänderungsrisiko im Bankensektor ist zurzeit extrem hoch, daher wären neue spezifische Kapitalanforderungen in jedem Fall hoch und teuer für die Banken”, sagte Karen Shaw Petrou, Partnerin bei der Researchfirma Federal Financial Analytics in Washington. “Die Analysten würden jede neue Vorschrift sofort in ihre Bankenprognosen einpreisen.”