Zinsfingereien landen vor Menschenrechtsgerichtshof
Reuters Paris – Ein ehemaliger Händler der Großbank Barclays will sich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen seine Verurteilung wegen Zinsmanipulation wehren. Der Franzose Philippe Moryoussef war im Juli 2018 von einem Londoner Gericht in Abwesenheit zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Großbritannien habe unter anderem das Recht seines Mandanten auf ein faires Verfahren verletzt, sagte Moryoussefs Anwalt David De Castro am Montag.Moryoussef soll zusammen mit anderen Händlern von 2005 bis 2009 den Interbankenzinssatz Euribor zum eigenen Vorteil manipuliert haben, das europäische Pendant zum Londoner Libor. Von solchen Zinssätzen hängen Geschäfte und Verträge im dreistelligen Billionenvolumen ab. Als Moryoussef davon erfuhr, dass der mit ihm angeklagte ehemalige Starhändler der Deutschen Bank Christian Bittar sich schuldig bekannt hatte, setzte er sich nach Frankreich ab. Moryoussef befinde sich weiterhin in Frankreich, da es keinen Haftbefehl gegen ihn gebe, sagte sein Anwalt. Im Februar lehnte ein britisches Gericht eine Berufung ab. Die britischen Gerichte hätten Moryoussefs Grundrechte verletzt, sagte sein Anwalt. Moryoussefs Landsmann Bittar wurde von dem Londoner Gericht zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und vier Monaten verurteilt. Bittar war bekannt geworden, weil er 2009 mit 80 Mill. Euro den höchsten Bonus in der Geschichte der Deutschen Bank zugesprochen bekommen hatte. Zwei Jahre später wurde er dort wegen der Manipulationsvorwürfe entlassen. Wegen Zinsmanipulationen haben die Behörden weltweit etwa 9 Mrd. Dollar an Strafen gegen Großbanken und Brokerhäuser verhängt.