Zitterpartie für britische Betrugsopfer
hip London – Wer Opfer eines sogenannten APP-Betrugs geworden ist, kann sich nach dem Jahresende nicht mehr sicher sein, vom Zahlungsabwickler entschädigt zu werden. Es geht um Fälle, bei denen die Opfer Trickbetrügern Geld direkt auf ihr Konto überwiesen haben (Authorised Push Payments/APP). Meist taten sie dies in der Annahme, es handele sich um Mitarbeiter ihrer Bank, des Finanzamts oder der Polizei. Im vergangenen Jahr soll dadurch ein Schaden von mehr als 350 Mill. Pfund entstanden sein.Wie Pay.UK, der Betreiber von Zahlungssystemen wie Faster Payments und Bacs (einst: Bankers` Automated Clearing Services), mitteilt, konnte sich die Branche nicht auf einen gemeinsamen Fonds einigen, aus dem APP-Betrugsopfer entschädigt werden sollen. Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen läuft Ende des Jahres aus. “Wie der Großteil der Branche glauben wir, dass unschuldige Opfer in einem ,No Blame’-Szenario entschädigt werden müssen”, sagte Paul Horlock, der Chief Executive von Pay.UK. Man habe die diversen Anbieter um ihre Meinung gebeten, wie sich das bewerkstelligen lasse. Dabei habe sich herausgestellt, dass keine Einigkeit über die Finanzierung von Entschädigungszahlungen besteht. Der Payment Systems Regulator (PSR) hatte vorgeschlagen, dass sich Großbritanniens sechs größte Banken, die an neun Zehntel aller Zahlungen beteiligt sind, auf die Einzelheiten eines Fonds einigen und diesen bis Ende März kommenden Jahres einrichten. Pay.UK zufolge habe es dabei “unlösbare Probleme” gegeben. So sei die Frage aufgekommen, ob die Einrichtung eines zentralen Fonds den Investitionen in die Betrugsbekämpfung förderlich wäre. Auch habe es Bedenken gegeben, ob dies förderlich für den Wettbewerb sei und effizient umgesetzt werden könne. Allerdings waren die Zahlungsanbieter “mit überwältigender Mehrheit” der Ansicht, dass Betrugsopfer, die ohne eigenes Verschulden um ihr Geld gebracht wurden, entschädigt werden müssen.Pay.UK untersuche derzeit, ob bei Faster Payments eine “APP-Garantie” machbar sei. Zudem arbeite man an einem Verbraucherschutz-Kodex. “Ohne Intervention der Aufsicht würden alle weiteren Bemühungen, einschließlich der vorgeschlagenen Garantie, von einem Konsens innerhalb der Branche abhängen”, sagte Horlock. Man sei deshalb sehr daran interessiert, dass Regierung und Aufsichtsbehörden dazu beitragen, eine konsistente Lösung für die Verbraucher über alle Zahlungssysteme hinweg zu schaffen. Bis dahin liegt es in den Händen der Zahlungsanbieter, wie sie Verbraucher, die Opfer von Betrug geworden sind, entschädigen.