ALTERNATIVES INVESTMENT

"Zuallererst Versicherung"

Interview mit Philipp Vorndran

"Zuallererst Versicherung"

Herr Vorndran, angesichts steigender Zinsen vor allem in den USA spricht nach Ansicht vieler Analysten derzeit wenig für Gold. Wie sehen Sie das?Gold ist für uns zuallererst Versicherung und nicht Renditebringer: Eine Versicherung gegen die uns bekannten und unbekannten Risiken des Finanzsystems, allen voran die ultralockere Notenbankpolitik. Gold sollte unseres Erachtens deshalb fester Bestandteil eines breit aufgestellten Portfolios sein. Davon einmal abgesehen gehen wir nicht davon aus, dass das globale Zinsniveau in absehbarer Zeit deutlich zulegen wird. Eine Zinswende, die den Namen auch verdient, wird es nicht geben.Taugt Gold wirklich als Schutz vor Inflation oder gegen politische Turbulenzen?Gold ist kein Krisenmetall, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, sondern eine Währung – die Währung der letzten Instanz, wenn man so will. Und die ist immer dann gefragt, wenn das Vertrauen der Menschen in das Finanzsystem – oder besser: das Papiergeldsystem – schwindet. Es ist gut möglich, dass genau das angesichts der ultralockeren Geldpolitik irgendwann passiert. Was die Inflation betrifft: Stark vereinfacht ausgedrückt ist Gold vor allem bei hohen Teuerungsraten gefragt. Oder bei sehr niedrigen – denn dann sind Opportunitätskosten, Gold zu halten, entsprechend gering.Welchen Anteil an Gold würden Sie Anlegern empfehlen?Das lässt sich pauschal nicht sagen, sondern hängt immer vom Einzelfall ab. Vielleicht zur Orientierung: In unserem größten Fonds, dem Flossbach von Storch – Multiple Opportunities, liegt der Goldanteil derzeit bei rund 10 %. Damit fühlen wir uns komfortabel.In welcher Form beziehungsweise mit welchen Produkten sollten Anleger auf Gold setzen?Wenn es geht, in Barren und/oder Münzen, also physisch. Wem die Lagerung zu aufwendig ist, der kann in geeignete Gold-Zertifikate oder Gold-ETC investieren. Goldaktien dagegen sind kein klassischer Goldersatz, wenn Gold im Depot allein den Charakter einer Versicherung haben soll; Minenbetreiber und Explorer unterliegen den gewöhnlichen Unternehmensrisiken. Aus Performance-Gesichtspunkten können Goldaktien aber durchaus interessant sein, denn sie partizipieren gewöhnlich überproportional an einem Anstieg der Goldnotierungen. Viele Unternehmen aus dem Sektor haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und ihre Bilanzen aufgeräumt.Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege, Flossbach von Storch