Zukunft der Banken im Fondsgeschäft verortet

Analyse: Vertrieb ist Schlüssel zum Erfolg - Börsenwert von Banken ruht auf Assetmanagement

Zukunft der Banken im Fondsgeschäft verortet

jsc Frankfurt – Der Erfolg von Europas Banken hängt einer Analyse von Morgan Stanley zufolge zunehmend am Assetmanagement: Weil die verwalteten Mittel und mit ihnen die Erträge nach Auffassung der Analysten stärker wachsen als in weiteren Geschäftsbereichen und das Segment zudem weniger Kapital binde, seien Fondssparten für das Geschäft der Banken wichtiger, als der Beitrag zu den Gesamterträgen vermuten lasse.Die Analyse trifft einen Nerv, denn hohe Erwartungen an das Fondsgeschäft spiegeln sich auch im Kurs börsennotierter Fondstöchter von Banken wider: Die DWS, gemessen am Börsenkurs 6,7 Mrd. Euro schwer, gehört zu 79,5 % zur Deutschen Bank. Diese hält also einen 5,3 Mrd. Euro schweren Anteil. Der Börsenwert der Bank wiederum beträgt 18,1 Mrd. Euro. Damit ruht der Wert der Bank zu 30 % auf dem Anteil an der DWS, während die Assetmanagement-Tochter zugleich nur ein Zehntel der Gesamterträge im Jahr 2019 erwirtschaftete. Auch der Börsenkurs von Amundi, Europas größte Fondsgesellschaft, passt zur Analyse: Die französische Gesellschaft ist an der Börse 14,2 Mrd. Euro schwer, der Börsenwert der Haupteigentümerin Crédit Agricole von 25,7 Mrd. Euro basiert somit zu mehr als einem Drittel auf dem Mehrheitsanteil an der Fondstochter.Türöffner für den geschäftlichen Erfolg ist laut Analyse vor allem der Vertrieb: Der Verkauf von Fonds aus dem eigenen Bankkonzern oder aber von Fonds exklusiver Partner bleibe das vorherrschende Modell. Kreditinstitute kontrollieren in Deutschland 65 % des Fondsvertriebs, in einigen anderen Ländern wie Italien (87 %) oder Spanien (90 %) liegt der Wert noch höher, wie der Bericht aufschlüsselt. In Großbritannien, wo der provisionsbasierte Verkauf von Fonds durch die Retail Distribution Review eingeschränkt wurde, ist das Geschäft demnach härter. Für die DWS oder Amundi erwarten die Analysten tendenziell ein stärkeres Neugeschäft als für britische und auch US-amerikanische Wettbewerber.Das EU-Regelwerk Mifid II, das weitere Vorschriften zum Kostenausweis und Fondsvertrieb mit sich gebracht hat, könnte laut Analyse das vorherrschende Vertriebsmodell stärken. Zwar dürften neue Angaben zu Fondskosten zu mehr Preisdruck in der Branche führen. Zugleich aber könnte der Vertrieb für unabhängige Fondsanbieter schwieriger werden. Wegen der Vertriebsregeln straffen Banken womöglich ihre Produktpalette und setzen somit noch stärker auf Fonds aus dem eigenen Haus oder dem Kreis privilegierter Partner.Größe ist für Fondsgesellschaften von Vorteil, so der Befund. Noch immer aber tummeln sich laut Bericht viele kleine und mittelgroße Anbieter in dem Segment, die Marktkonzentration ist gering. Der Kursrutsch an den Börsen im März hat viele Häuser unter Druck gesetzt, auch wenn die Kurserholung in den vergangenen Monaten die verwalteten Vermögen wieder steigen ließ.Amundi ist nach Auffassung der Analysten gut positioniert, um auch durch Übernahmen zu wachsen, denn die Gesellschaft verfügt der Bestandsaufnahme zufolge über auskömmliche Reserven und hat bereits mehrere Wettbewerber aufgekauft. So kündigte der Fondsriese im Januar die Übernahme der kleinen Fondstochter des spanischen Banco Sabadell an – und sicherte sich dabei auch den Zugang zum Vertrieb. In ähnlicher Manier hatte Amundi vor einigen Jahren die Unicredit-Tochter Pioneer übernommen und so auch in Deutschland über den Vertrieb der HypoVereinsbank, die zur Unicredit gehört, ihre Präsenz ausgebaut. Offen für Übernahmen von Wettbewerbern zeigt sich derweil die DWS, die im vergangenen Jahr etwa als potenzielle Braut der Assetmanagement-Sparte der UBS im Gespräch war, neben anderen Adressen.Zwar werden laut Analyse nur wenige Banken bereit sein, ihre Fondstöchter angesichts der laufenden Erträge und Vertriebschancen zu verkaufen. Wenn der Kapitalbedarf einer Bank groß sei und Größeneffekte zu sinkenden Kosten führten, steige die Chance auf eine Übernahme aber.