Zusatzerträge mit Lokalwährungen generieren

Qualität als Basis für die fundamentale Analyse

Zusatzerträge mit Lokalwährungen generieren

Susanne HellmannLeiterin Vertrieb Institutionelle Anleger bei der DekaBankPensionskassen und Pensionsfonds, die auf stabile und zugleich attraktive Kapitalerträge angewiesen sind, stehen heute vor einer schwierigen Aufgabe. Denn je stabiler die Renditen sein sollen, desto geringer fallen sie angesichts des Niedrigzinsumfeldes aus – falls überhaupt Erträge erzielt werden. Nennenswerte Renditen sind hingegen im Regelfall nur bei Anlagen möglich, die ein für diese Kundengruppe nicht geeignetes Risikoprofil aufweisen. In diesem Umfeld kommt es auf jeden Basispunkt an. Investitionen in Lokalwährungen sind ein interessanter und zugleich noch vergleichsweise selten beachteter Ansatz, um mögliche Zusatzerträge zu generieren. Die Rendite-Spreads in Lokalwährungen sind oftmals deutlich höher als bei Euro- oder US-Dollar-Denominierung. Anleger können ihr Portfolio durch granular gestreute Anlagen in Lokalwährungen somit ergänzen. Damit eröffnen sie sich nicht nur die Chance auf überdurchschnittliche Ausschüttungen und zusätzliches Kurspotenzial. Sie erreichen auch eine höhere Diversifikation. Mit Währungsinvestments werden üblicherweise in erster Linie US Dollar, britische Pfund, Schweizer Franken und japanische Yen assoziiert. Auch wenn die Zinssätze für langlaufende US-Staatsanleihen wieder eine nennenswerte Höhe erreicht haben, bieten die Kupons von Anleihen in den anderen Hartwährungen keinen Grund zur Euphorie: Echte Rendite-Pick-ups gibt es nur für ein deutlich höheres Durations- und/oder Kreditrisiko. Ein Engagement in Fremdwährungen wird zudem von vielen institutionellen Investoren noch immer eher als Spekulation denn als solide Positionierung empfunden und bevorzugt möglichst zügig abgesichert.Es lohnt sich jedoch, einen genaueren Blick insbesondere auf die Währungen von Schwellenländern und Frontier Markets zu werfen. Diese Märkte repräsentieren einen Großteil der weltweiten Wirtschaftskraft und profitieren besonders stark von der Globalisierung. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, die grundsätzlich für eine Anlage in diese Währungen sprechen. Kontinuierlich niedrige Renditen in der Eurozone: Der anhaltende Renditedruck führt zu Kapitalzuflüssen in die Emerging Markets. Steigendes internationales Interesse, höhere Liquidität und wachsende Nachfrage nach lokalen Währungen bieten Potenzial für steigende Preise. Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums: Eine globale Rezession wird jedoch derzeit nicht erwartet. Zudem sollten die Schwellenländer weiterhin höhere Wachstumsraten als die Indus­triestaaten bieten. Geringe Inflationsgefahren: Es ist davon auszugehen, dass die globalen Zentralbanken weiterhin eher zu einer lockeren Geldpolitik neigen. Keine Emerging-Market-Krise in Sicht: Spezifische Länderrisiken könnten durch breite Diversifikation und höhere Zinserträge gemildert werden.Es lohnt sich vor diesem Hintergrund also durchaus zu prüfen, ob ein Engagement in Lokalwährungen sinnvoll sein kann. Anleger, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen, eröffnen sich die Chance auf attraktive laufende Ausschüttungen. Zugleich sollten sie allerdings auch bereit und in der Lage sein, überschaubare Wertschwankungen zu tolerieren. Eine vorurteilsfreie Annäherung an den Markt für Fremdwährungsanleihen empfiehlt sich in jedem Fall. Denn beim Vergleich der Renditen eines beliebigen Emittenten für eine in Hartwährung und eine in lokaler Währung begebene Anleihe mit identischer Laufzeit stellt sich die lokale Variante sehr oft als die interessantere Alternative heraus. Mit einer Anlage in lokalen Währungen aus Schwellenländern und Frontier Markets können Anleger an vergleichsweise hohen Kupons partizipieren, sich die Chance auf mögliche Wechselkursgewinne sichern und schließlich ihre risikoadjustierte Rendite deutlich verbessern. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass sie die Auswahl der Länder, Emittenten und schließlich die Selektion der Einzeltitel auf Basis eines soliden, bewährten Prozesses treffen, über globale Marktzugänge und Referenzbanken verfügen und auf eine hohe Expertise im laufenden Management von Währungs- und Anleihepositionen zurückgreifen können. Sicherheitsorientierte Anleger, die Wert auf Qualität legen und von der aufwändigen fundamentalen Analyse einzelner Unternehmen absehen möchten, konzentrieren sich bei der Definition des Auswahluniversums am besten auf supranationale, staatliche oder staatsnahe Emittenten sowie Förderbanken und Finanzinstitutionen weltweit und legen den Schwerpunkt auf lokale Währungen – ohne sich darauf zu beschränken. So benötigen Entwicklungsbanken oftmals lokale Währungen zur Kreditvergabe an Unternehmen auf dem Heimatmarkt, unter anderem für Projektfinanzierungen. Zugleich begeben andere Institutionen Hartwährungsanleihen mit attraktiven Zinssätzen, um ihren Auslandsverpflichtungen nachzukommen. Das grundsätzlich weltweite Auswahluniversum an Ländern und Währungen wird dabei lediglich durch etwaige Anlagebeschränkungen für ausländische Investoren, begrenzte Konvertierbarkeit oder unzureichende Liquidität für institutionelle Bedürfnisse eingeschränkt. Besonders empfehlenswert sind liquide und gut bewertbare, fest oder variabel verzinsliche Wertpapiere, aber auch inflationsgebundene Anleihen.Ist das Auswahluniversum hinreichend definiert, gibt eine fundamentale Analyse der möglichen Zielländer und -währungen Aufschluss über deren Attraktivität für eine Investition. Von besonderem Interesse für den Anleger sind neben der wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere politischer Konsens und Stabilität. Makroökonomische Kennzahlen zur Solvenz, Liquidität und Stabilität fungieren als objektiv-quantitative Entscheidungsparameter für eine mögliche Investition. Auf Basis der kurz- bis mittelfristigen Marktperspektiven sollte unter Berücksichtigung von Inflationsentwicklung und etwaiger Wechselkurseffekte dann eine Szenario- und Performance-Simulation erfolgen. Wechselkursentwicklungen von Lokalwährungen sind oftmals von anderen Einflussfaktoren abhängig als Hartwährungen. Die Bewertung des Trade-offs zwischen Zinschance und Wechselkursrisiko erfordert daher höchste Expertise in der qualitativen und quantitativen Analyse. Für die Einzeltitelselektion sollten in einem nächsten Schritt die mittelfristige Bonität der Emittenten und die Liquidität der Wertpapiere im Vordergrund stehen. Eine aussagekräftige Analyse umfasst unter anderem eine Relative-Value-Betrachtung gegenüber vergleichbaren Wertpapieren, Emittenten und Neuemissionen. Für die Auswahl einzelner Anleihen ist die lokale Zinsstrukturkurve von großer Bedeutung. In der Praxis hat sich bereits oft herausgestellt, dass längere Laufzeiten weder eine lohnenswerte Zusatzrendite noch die nötige Liquidität aufweisen, weshalb die durchschnittliche Duration des optimierten Portfolios vergleichsweise niedrig ist (derzeit unter drei Jahren).Mit einer qualitativ hochwertigen Auswahl und einer ausgeprägt granularen Diversifikation von Emittenten, Währungen und Restlaufzeiten lassen sich die Länder-, Kredit- und Liquiditätsrisiken bereits deutlich reduzieren. Eine Absicherung der Wechselkursrisiken kostet Anleger mindestens den Renditevorteil gegenüber dem Euro. Zumeist sind aber Forward-, Swap- und Optionsmärkte nicht hinreichend entwickelt oder liquide und Absicherungen daher nur zu sehr hohen Kosten verfügbar. In Einzelfällen kann der Einsatz von Derivaten zur Absicherung dennoch sinnvoll sein. Anleger sollten eine wirklich globale Diversifikation anstreben – wer sich nur auf die größten Emerging Markets, wie etwa die BRICS-Staaten oder die Next Eleven beschränkt, vergibt nicht nur Renditechancen, sondern reduziert auch die möglichen Diversifikationseffekte. Eine intelligente Gleichgewichtung der Währungen innerhalb definierter Marktgrößen – für Frontier Markets etwa 1 %, für mittelgroße Märkte ca. 2 % und für etablierte Emerging Markets rund 3 % – sorgt für eine signifikant granulare Risikostreuung über Länder und Emittenten. Unter diesen Bedingungen kann ein Zielportfolio durchaus über 70 Währungen, mehr als 300 Emittenten und über 1 000 Anleihen umfassen. Diese große Anzahl von Währungen und Positionen erfordert ein konsequentes Risikomanagement mit permanenter Überwachung der Risiko- und Performance-Kennziffern. Apropos Risikomanagement: Gerade für Einrichtungen, die dem Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) unterliegen, ist es sowohl unter Ethik- als auch Risikogesichtspunkten ratsam, an ein Engagement in Lokalwährungen strenge Nachhaltigkeitsanforderungen anzulegen. Handelskosten, also die Geld-Brief-Spanne und Transaktionsgebühren, sind bei Engagements in Schwellenländern und ihren Finanzins­trumenten zwar deutlich höher als etwa in der Eurozone. Intelligente Ansätze reduzieren jedoch die Handelskosten, indem Anleihen in der Regel bis zur Endfälligkeit gehalten werden (Buy-and-Hold-Ansatz). Der Weltzins-Invest der Deka beispielsweise bietet Anlegern als globaler Rentenfonds mit Fokus auf den Emerging Markets und Lokalwährungsanleihen eine Alternative mit Rendite-Pick-up. Er verfolgt einen Absolute-Return-Ansatz und wird unabhängig von einer Benchmark gemanagt.