SERIE: BANKING IN DER NISCHE (4)

Zusatzgeschäfte zahlen sich bislang kaum aus

Einnahmen durch bankferne Tätigkeiten sind minimal - Mangel an Bankenexpertise in der Immobilienentwicklung birgt Risiken

Zusatzgeschäfte zahlen sich bislang kaum aus

Von Tobias Fischer, FrankfurtDeutsche Banken lassen sich eine Menge einfallen, um ihr Geschäft zu diversifizieren und sich so weniger von schwindenden Zinserträgen abhängig zu machen. Die bisherigen Bemühungen sind jedoch kaum von Erfolg gekrönt. Ob Vertrieb von Strom und Gas, Hausverwaltung, Immobilienentwicklung, Unterstützung bei der Privatkorrespondenz, bei Testamenten und Vorsorgeverfügungen oder Post- und Bargeldlogistikdienstleistungen, noch zahlen sich die vielfältigen Aktivitäten in der Summe kaum aus.2018 betrug das sonstige betriebliche Ergebnis, der Saldo all jener Erträge und Aufwendungen des operativen Geschäfts, die nicht mit Zins-, Provisions- und Handelsergebnis zusammenhängen, der deutschen Banken gerade mal 400 Mill. Euro, das sind 0,3 % der operativen Erträge (siehe eingeblockten Artikel). Das sonstige betriebliche Ergebnis hat sich somit gegenüber 2017 um zwei Drittel vermindert, als es 1,3 Mrd. Euro umfasste. Es lag weit unter dem langfristigen Durchschnitt von 2,1 Mrd. Euro “und stützte die Ertragslage deutscher Institute im Berichtsjahr nur wenig”, wie die Deutsche Bundesbank im Monatsbericht September 2019 festhält.Selbst wenn sich die durch bankfremde Dienstleistungen erwirtschafteten Erträge auch in anderen Positionen der Gewinn-und-VerlustRechnung (G&V) wiederfinden können, dürfte sich das Gros im sonstigen betrieblichen Ergebnis niederschlagen. In der G&V sei oft schwer auszumachen, welche Zuordnung ein Finanzinstitut vorgenommen hat, verdeutlicht die Managementberatung Beikelach. So könnten sich die Einnahmen auch in Provisions- oder Beteiligungserträgen widerspiegeln.Den Erfolg, neue Ertragsquellen aufzutun, bewerten die Stuttgarter Berater, die jährlich die Zahlenwerke sämtlicher deutschen Genossenschaftsbanken und Sparkassen analysieren, skeptisch: “Sie können mit diesen Zusatzerträgen das Bankgeschäft nicht sanieren”, sagt Co-Geschäftsführer Rolf Beike. Die nach seiner Beobachtung zwar vielgestaltigen, aber nicht flächendeckenden Versuche von Banken, weitere Geschäftsfelder zu erschließen, hätten sich bisher nicht in höheren Erlösen in der G&V verstetigt. Erfolge verzeichneten die Institute eher dergestalt, mit ihren Bemühungen Interesse bei Kunden oder solchen, die es werden könnten, zu wecken. “Die Banken können froh sein, wenn eine schwarze Null herauskommt”, sagt Beike. Weniger WarenhändlerSein Geschäftsführerkollege Niklas Lach macht darauf aufmerksam, dass im Fall der genossenschaftlichen Institute mit warenwirtschaftlichem Betrieb nicht angegeben werde, was sie mit solchen Nebenbetrieben nach Kosten verdienen. Die offiziellen Zahlen geben demnach das Rohergebnis wieder, die Erträge aus dem Warenverkehr, von denen noch Sach- und Personalkosten abgezogen werden müssten. Im konsolidierten Jahresabschluss 2018 weist der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hier 178 Mill. Euro aus. Im Jahr zuvor hatte das Ergebnis aus dem Warenhandel 181 Mill. Euro betragen. Jahr für Jahr gäben weitere Raiffeisenbanken ihr Warengeschäft auf, hat Lach beobachtet. Aktuell gebe es noch rund 100 solcher Banken.Immer häufiger komme es hingegen vor, sagt Lach, dass sich Institute, auch gelockt von der Preisentwicklung, in der Immobilienentwicklung betätigen oder zumindest erwägen, dahingehend aktiv zu werden. Wobei er zu bedenken gibt, ob die ein oder andere Bank zum jetzigen Zeitpunkt mit einem Einstieg in dieses Geschäftsfeld nicht zu spät kommt. Von besonderem Interesse seien Pflegeimmobilien, berichtet Beike. “Einige Banken wollen die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung einer solchen Immobilie bis zur Vermietung abbilden, andere kaufen am Markt Eigentumswohnungen und vermieten sie. Mit den Mieterträgen versuchen sie, die G&V-Ergebnisse zu verstetigen.” Einerseits verständlich, dass angesichts der alternden Gesellschaft Banken versuchten, in dem Zukunftsmarkt selbst Fuß zu fassen, indem sie Projekte entwickeln. Beike warnt aber vor Selbstüberschätzung. “Vielen Instituten fehlt die Erfahrung dafür.”Ein Beispiel für eine Bank, die sich als Bauträger betätigt, ist die Raiffeisenbank Pfaffenhausen. Das Institut mit einer Bilanzsumme von gut 320 Mill. Euro hat 2017/18 für 8 Mill. Euro drei Häuser mit 36 Wohnungen in Pfaffenhausen entwickelt, berichtete die Lokalpresse. Was der einzelnen Bank durchaus zugutekommen und ihr Zusatzerträge bescheren kann, sei generell mit Vorsicht zu genießen, sagt Beike. So seien Manpower, Expertise und Geld vonnöten, um das Bauträgergeschäft betreiben zu können.Auf fertige Konzepte ihrer Verbände, die Genossenschaftsbanken und Sparkassen gerne nutzten, könnten sie in solchen Fällen neu erschlossener Geschäftsfelder aber nicht zurückgreifen. Es könne nicht vorausgesetzt werden, dass das entsprechende Fachwissen in den Banken vorhanden ist, woraus neue Risiken resultierten, die gemessen werden müssten. “Wenn eine Verbandsprüfung kommt oder eine Prüfung der Aufsicht, dann schauen sie genau auf diese Dinge.” Die Finanzaufsicht BaFin hat die Aktivitäten nach eigenen Angaben im Blick. “Bei ihren regelmäßigen Aufsichtsgesprächen lässt sich die BaFin auch über Risiken aus neuen Geschäftsfeldern berichten und wertet diese Informationen für ihre Aufsichtstätigkeit aus”, teilt sie auf Anfrage mit. Bisher erschienen: Die Gratis-Broker kommen (11. Januar) Bildung als Assetklasse (8. Januar) Rein in die Nische (7. Januar)