Zuschreibungen retten Castell das Ergebnis
bn Frankfurt
Satte Zuschreibungen haben die vor einer Neuausrichtung stehende Fürstlich Castell’sche Bank im vergangenen Jahr vor operativ roten Zahlen bewahrt. Allein aus Zuschreibungen zu Beteiligungen, Anteilen an verbundenen Unternehmen und wie Anlagevermögen behandelten Wertpapieren buchte die älteste Bank Bayerns rund 25 Mill. Euro an Erträgen und damit mehr als an Verwaltungsaufwand in der gesamten Bank (siehe Tabelle). Zins- und Provisionsüberschuss sanken 2020 um 0,9 Mill. oder 7% bzw. um 2 Mill. oder 14% auf 11,7 Mill. bzw. 12,7 Mill. Euro, was jeweils den niedrigsten Stand seit mindestens 2016 darstellt. Die Kernkapitalquote erhöhte sich von 13% auf 14,4%.
Nach dem Ertragsschub infolge der Zuschreibungen steht ein Anstieg des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 0,9 Mill. auf 5,6 Mill. Euro zu Buche. „Trotz des schwierigen Umfelds konnte die Fürstlich Castell’sche Bank im Geschäftsjahr 2020 das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit gegenüber dem Vorjahr um knapp 1 Mill. Euro steigern“, heißt es im zehnseitigen Geschäftsbericht des gut 1 Mrd. Euro an Bilanzsumme auf sich vereinigenden Instituts.
Darin sei bereits eine „umfangreiche Bildung pauschalierter Risikovorsorgen für nicht auszuschließende Risiken der Pandemie verarbeitet“, erklärt das Haus mit Blick auf 5,2 Mill. Euro an Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft. So gut man bisher die Coronakrise habe meistern können, so klar sei auch, „dass sich unsere Bank strategisch neu ausrichten muss, um langfristig in dem intensiven Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu agieren und wieder auf einen Weg nachhaltig profitablen Wachstums zu kommen“.
Anfang April war bekannt geworden, dass die Würzburger, 1774 gegründete Privatbank unter Ägide des interimsweise vom Aufsichts- in den Vorstandsvorsitz gewechselten Ex-LBBW-Vorstandsmitglieds Ingo Mandt einen Neustart wagt. Im Zuge einer strategischen Neuausrichtung will das Haus dabei auf Transparenz, Nachhaltigkeit und nicht zuletzt mehr Risikofreude im Anlagegeschäft setzen.
„Wir werden uns positionieren als Vermögensverwalter mit hochqualitativem Service-Ansatz“, sagte vor wenigen Wochen Christian Hille, bis Sommer vergangenen Jahres 13 Jahre Head of Multi Asset & Solutions bei Deutsche Asset Management bzw. DWS und im November als Generalmanager der Castell’schen Bank angetreten, der Börsen-Zeitung. Mit dem Umbau einher gehen eine Digitalisierung im Kundengeschäft sowie Filialschließungen. Das Volumen der von ihr verwalteten Mittel bezifferte die Castell’sche Bank am Montag nicht.
Fürstlich Castell’sche Bank | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
Gesamtjahr | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 11,7 | 12,6 |
Provisionsüberschuss | 12,7 | 14,7 |
Aufwand | 24,6 | 27,2 |
Erg. gew. Geschäftst. | 5,6 | 4,7 |
Überschuss | 3,2 | 3,5 |
Börsen-Zeitung |