Banken müssen über Methan-Emissionen berichten
Banken müssen über Methan-Emissionen berichten
Die neue EU-Methan-Verordnung verpflichtet Öl- und Gasunternehmen, Methan aus ihren Gesamtdaten über Treibhausgasemissionen herauszurechnen.
Von Michael Marray, Frankfurt
Am 4. August ist die EU-Methan-Verordnung in Kraft getreten, nach der Öl- und Gas- sowie Kohleunternehmen ab 2025 verpflichtet sind, Methan aus ihrer Berichterstattung über die gesamten Treibhausgasemissionen herauszurechnen. Für Banken, die Kredite an den Öl- und Gassektor vergeben, stellt dies eine weitere Herausforderung für die ESG-Berichterstattung dar. Obwohl sie selbst nicht gesetzlich verpflichtet sein werden, über die Methanemissionen ihrer Kunden zu berichten, gibt es einen klaren Trend in Richtung Methanberichterstattung.
Einige Banken haben bereits spezielle Richtlinien für die Methanberichterstattung bei der Zusammenarbeit mit Öl- und Gaskunden. Die Nichtregierungsorganisation Environmental Defense Fund (EDF) hat vor kurzem einen Bericht darüber veröffentlicht, wie sieben europäische Banken mit dem Thema umgehen und inwieweit sich ihr Ansatz als tauglich erweist. In dem Report wird empfohlen, dass die Banken die Methanberichterstattung und die Festlegung von Zielen verbessern und ihre Kunden zur Methanreduzierung verpflichten, indem sie die sofortige Verringerung der Methan-Emissionen zu einem zentralen Punkt ihrer Nachhaltigkeitsstrategien machen.
80-mal so erwärmend wie Kohlendioxid
„Methan ist ein starkes Treibhausgas, das in den ersten 20 Jahren, nachdem es in die Atmosphäre gelangt ist, mehr als 80-mal so erwärmend wirkt wie Kohlendioxid. Auch wenn CO2 eine länger anhaltende Wirkung hat, gibt Methan den Takt für die kurzfristige Erwärmung vor“, argumentiert Nicki Harrison, Direktorin für nachhaltige Finanzen beim Environmental Defense Fund. „Die Verringerung der Methan-Emissionen ist für die Regulierungsbehörden ein leicht zu erreichendes Ziel, mit dem man Zeit gewinnen kann, während längerfristige Bemühungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen unternommen werden.
„Bei der Berichterstattung hatten die Unternehmen bisher die Möglichkeit, die Treibhausgasemissionen aufzuschlüsseln, aber viele geben immer noch nur ein CO2-Äquivalent an“, erklärt Harrison. „Aber wir sehen jetzt einen spezifischeren Fokus auf Methan“. „Die erste Stufe der EU-Methan-Verordnung umfasst die Datenerhebung“, fügt sie hinzu. „Ab nächstem Jahr müssen Öl- und Gasunternehmen Daten an eine benannte nationale zuständige Behörde übermitteln. Diese Informationen sind allerdings nicht öffentlich zugänglich.
Reportingpflicht für Importeure
Bis 2027 werden die Importeure in die EU jedoch zur Berichterstattung über Methan verpflichtet sein; und, was besonders wichtig ist, das routinemäßige Ablassen und Abfackeln von Gas wird schrittweise eingestellt, außer unter bestimmten, unvermeidbaren Umständen. Und für 2030 sind dann tatsächliche Obergrenzen für die Methanintensität von Gasimporten in die EU geplant.“
Nichtregierungsorganisationen schauten „genau hin, wenn Banken kohlenstoffintensive Projekte finanzieren, so dass ein Reputationsrisiko für Banken besteht, wenn sie Aktivitäten mit hoher Methan-Intensität finanzieren“, sagt Harrison. „Einige Banken, wie Barclays im Vereinigten Königreich, sind mit der Methan-Berichterstattung bereits sehr weit fortgeschritten. Aber einige andere Banken geben in ihren öffentlichen Treibhausgasberichten keine Aufschlüsselung von Methan an“.
Datenerhebung
Im März kündigte BNP Paribas eine Partnerschaft mit dem Umweltinformations-Unternehmen Kayrros an. BNP Paribas erklärte, dass sie das Fachwissen von Kayrros nutzen wird, um ihr Verständnis des Methan-Fußabdrucks zu vertiefen und fortschrittliche Methan-Metriken auf Portfolioebene zu entwickeln. Kayross hat die erste globale Plattform entwickelt, mit der die wichtigsten Quellen von Methan-Emissionen durch Satellitenaufnahmen und unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz nahezu in Echtzeit verfolgt werden können.
Auch die niederländischen Banken engagieren sich zunehmend. ING hat von den politischen Entscheidungsträgern mehr Unterstützung bei der Methan-Reduzierung gefordert. Im Moment berichtet ING jedoch wie die meisten Banken über die finanzierten Emissionen in Tonnen CO2-Äquivalenten. In ihrem Klimabericht 2023 hat die ING beispielsweise eine Zahl von 61,4 Millionen Tonnen berechnet.
Datenlücken sind eindeutig ein Problem, aber die Methan-Verordnung könnte hilfreich sein, wenn Öl- und Gasunternehmen, die Daten sammeln und an ihre zuständige nationale Behörde übermitteln müssen, beschließen, diese Daten mit den Kreditgebern der Banken zu teilen. Die Datenanforderungen werden auch schrittweise für die Einfuhren fossiler Brennstoffe eingeführt, was angesichts des starken Anstiegs der Einfuhren von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Ländern wie Katar und den Vereinigten Staaten von Bedeutung sein wird.
Bis zum 5. August 2025 müssen die Mitgliedstaaten damit beginnen, der EU-Kommission die jährlichen Informationen der Importeure zu übermitteln. Und ab dem 1. Januar 2027 müssen die Importeure gegenüber ihrer nationalen Wettbewerbsbehörde nachweisen, dass außerhalb der EU produziertes Erdöl, Erdgas oder auch jenseits der EU-Grenzen geförderte Kohle Überwachungs-, Berichterstattungs- und Überprüfungsmaßnahmen unterliegt, die der EU-Verordnung gleichwertig sind. Bis 2030 wird es Höchstwerte für die Methanintensität geben, bei deren Überschreitung Importe verboten werden.