Geldpolitik

China setzt unerwarteten Zinslockerungsimpuls

In China kommt es zu einem unerwarteten monetären Lockerungsschritt. Dabei senkt die Zentralbank die Zinsen für kurzfristige Geldmarktgeschäfte. Das Timing zielt darauf ab, die Enttäuschung der Marktteilnehmer über den Verlauf eines großen Parteiplenums abzufedern.

China setzt unerwarteten Zinslockerungsimpuls

China setzt unerwarteten Zinsimpuls

Geldmarktzins und Loan Prime Rate leicht gesenkt – Lockerung zielt auf Märkte ab – Reposatz nun im Zentrum der Geldpolitik

In China kommt es zu einem unerwarteten monetären Lockerungsschritt. Dabei senkt die Zentralbank die Zinsen für kurzfristige Geldmarktgeschäfte. Dem Reposatz kommt damit größere Bedeutung zu. Das Timing zielt darauf ab, die Enttäuschung der Marktteilnehmer über den Verlauf eines großen Parteiplenums abzufedern.

nh Schanghai

Chinas Zentralbank überrascht die Marktteilnehmer mit einer geringfügigen Zinslockerung. Sie gilt als wichtiges Signal, dass der zuletzt wieder schwächere Konjunkturlage in China auch mit monetären Stimuli entgegengewirkt wird. Am Montag teilte die People’s Bank of China (PBOC) mit, dass der kurzfristige Zins für siebentägige Repogeschäfte um 10 Basispunkte von 1,8 auf 1,7 % zurückgenommen wird.

Loan Prime Rate zieht mit

Der Lockerungsschritt bei den Konditionen für Offenmarktgeschäfte ist am Montag auch mit einer leichten Senkung der sogenannten Loan Prime Rate als Benchmark für einjährige Unternehmenskredite und fünfjährige Hypothekenkredite um jeweils 10 Basispunkte auf 3,35 beziehungsweise 3,85% einhergegangen.

MLF-Zins außen vor

Die Maßnahme kommt insofern überraschend, als die PBOC ihren bislang als zentrale Steuerungsgröße geltenden Zins für einjährige Refinanzierungen der Geschäftsbanken, an die sich normalerweise auch Bewegungen bei der Loan Prime Rate knüpfen, zuletzt nicht angerührt hatte. Der jeweils zur Monatsmitte neu fixierte Zins für die sogenannte Medium-term Lending Facility (MLF) war am vergangenen Montag unverändert bei 2,5% belassen worden. Am selben Tag veröffentlichte das Statistikbüro unerwartet schwache Daten zum Wachstum im zweiten Quartal und zum Konjunkturverlauf im Juni.

Enttäuschung zum Parteiplenum

Die Marktteilnehmer waren davon ausgegangen, dass die Zentralbank zunächst still halten würde, und hatten sich auf mögliche fiskalische Impulse konzentriert. Dafür sollte sich insbesondere das in der vergangenen Woche abgehaltene große Parteiplenum zur Wirtschaftssteuerung verbürgen. Allerdings wurden die Hoffnungen auf beherztere Impulse und neue Reformanstöße seitens der Parteiführung mit den ersten Verlautbarungen nach dem Plenum enttäuscht, was Chinas Aktienmärkte unter neuen Druck brachte.

Börse kaum beeindruckt

Am Wochenende wurden dann noch detailliertere Erläuterungen zu den Ergebnissen des Plenums verbreitet, die allerdings ebenfalls noch keine konkreten Rezepte für ein konzertiertes Angehen der konjunkturellen Herausforderungen erkennen lassen. Die Aktion der Zentralbank vom Montag gilt denn auch als ein Versuch Pekings, die Finanzmarktstimmung zumindest kurzfristig wieder aufzuhellen. Am Montag ließ sich die gewünschte Wirkung aber nur bedingt erkennen. Während der Hang-Seng-Index in Hongkong auf einen Tagesgewinn von 0,6% kam, fiel der CSI-300-Index für die Festlandbörsen um 1,1% zurück.

Wenig Spielraum

Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Notenbank trotz aller Bemühungen, die Wirtschaft monetär anzuregen, nur wenig Spielraum für Zinsgesten hat. Dies nicht zuletzt im Abgleich mit dem geldpolitischen Kurs in den USA und der anhaltenden Wechselkursschwäche des Yuan gegenüber dem Dollar. Die Experten vermuten allerdings, dass die PBOC im Laufe des dritten Quartals eine weitere Senkung der Mindestreservesätze anstoßen wird, um die Liquidität und Kreditvergabespielräume der Geschäftsbanken zu erweitern.

PBOC geht neue Wege

Mit der Aktion vom Montag setzt die PBOC ein Zeichen, dass sie ihre geldpolitische Beeinflussung zunehmend auf Geldmarktzinsen verlagert. Damit dürfte dem 7-Tages-Reposatz eine wichtigere Rolle als Steuerungsgröße zufallen. Ein Indiz dafür hatte die Zentralbank vor zwei Wochen gegeben, als sie zusätzliche tägliche Repo-Geschäfte ankündigte. Die damit verbundenen Ober- und Untergrenzen beim Zins sollen einen Korridor bilden, mit dem die Notenbank gezielter auf volatile Zinsen am kurzen Ende einwirken kann.

Kurzes Ende im Fokus

Analysten betonen, dass Chinas Zinsgefüge damit künftig stärker vom kurzen Ende her gesteuert wird und die bislang im Zentrum stehende MLF an Bedeutung einbüßen dürfte. Dafür spricht insbesondere, dass die Veränderung der Loan Prime Rate nun erstmals von einer Bewegung des Reposatzes anstatt wie üblicherweise einer Veränderung des MLF-Zinses ausgelöst wurde.

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