Der Kollaps der Kryptobörse FTX sendet zum Jahresende Schockwellen durch den Markt für digitale Assets. Am 11. November stellt das Unternehmen in den USA einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts. Betroffen sind mehr als 130 mit der Plattform verbundene Geschäftseinheiten. Ins Rollen kommt die Krise, nachdem Anfang November Berichte über Solvenzprobleme bei der Schwesterfirma Alameda die Runde machen. Daraufhin wenden sich Nutzer in Scharen von FTX ab, die Plattform muss binnen 72 Stunden 6 Mrd. Dollar an Abhebungen verkraften.

Zunächst kündigt Marktführerin Binance, deren CEO Changpeng Zhao mit FTX-Gründer Sam Bankman-Fried in Rivalität verbunden ist, eine Rettung der Wettbewerberin an. Doch eine Übernahme kommt nicht zustande, nachdem Binance bei ihrer Due Diligence auf ein Bilanzloch von bis zu 8 Mrd. Dollar stößt. FTX bleibt nur der Gang in die Chapter-11-Insolvenz. Bei einer solchen kann ein Unternehmen den Betrieb fortführen, während es einen Rückzahlungsplan für seine Schulden ausarbeitet.

Doch weil die Kryptobörse, Bankman-Fried und Alameda eng mit dem sonstigen Digital-Assets-Ökosystem verbunden sind, fürchten Investoren schwere Ansteckungseffekte der Pleite. Tatsächlich geht auch die Lending-Plattform BlockFi, der FTX noch im Juni mit einer Kreditfazilität beigesprungen ist, in die Knie, weitere Dienstleister geraten in Bedrängnis. Auch für Bankman-Fried hat die Affäre harte Konsequenzen: Der Unternehmer wird auf den Bahamas verhaftet und muss sich in den USA wegen Wertpapierbetrugs verantworten. Analysten gehen davon aus, dass die FTX-Pleite den Markt noch über Monate und Jahre beschäftigt.