Green Bonds

DWS verknüpft Immobilienturbulenzen mit ESG-Anleihenmarkt

Die Turbulenzen am Immobilienmarkt können schwerwiegende Auswirkungen auf den Markt für ESG-Anleihen haben. DWS-Fondsmanager Bernhard Birkhäuser sieht dramatische Entwicklungen.

DWS verknüpft Immobilienturbulenzen mit ESG-Anleihenmarkt

DWS sieht grüne Immobilienanleihen einbrechen

Fondsmanagement beklagt dramatische Entwicklungen – Neuer Green-Bond-Standard ohne Wirkung

Bloomberg Frankfurt

Die Turbulenzen am Immobilienmarkt können schwerwiegende Auswirkungen auf den europäischen Markt für Green Bonds in Höhe von 1,7 Bill. Euro haben. Immobilien hätten eine große Bedeutung auf dem europäischen ESG-Anleihemarkt erlangt, und das habe dazu geführt, dass Anleiheinvestoren, die ESG-Ziele verfolgen, anfällig für höhere Zinssätze und Ausfälle sind, so Bernhard Birkhäuser, Portfoliomanager bei der DWS.

Volumen fast auf null

Birkhäuser schätzt, dass 2022 fast ein Drittel der europäischen Green-Bond-Emissionen auf den Immobiliensektor entfiel. In diesem Jahr sei das Volumen fast auf null geschrumpft , da der Sektor unter der Last der steigenden Kreditkosten leide. „Es ist immer noch schwierig“, sagte er. „Der Neubau liegt auf Eis und der Markt verlangsamt sich weiter.“

Die Schwierigkeiten sind in einigen Märkten dramatisch: Schwedens Immobiliensektor habe den Bondanlegern einen schweren Schlag versetzt. In Deutschland sei eine Reihe großer Immobilienprojektentwickler in Konkurs gegangen, nachdem sie den Zinszahlungen nicht mehr nachkommen konnten.

Eine Analyse von Bloomberg Intelligence deutet darauf hin, dass sich einige Emittenten konsolidieren, da die Branche möglicherweise noch mehrere Jahre lang mit hohen Zinsen konfrontiert sein wird, was den Absatz von Green Bonds und konventionellen Anleihen dämpfen wird.

Birkhäuser bezieht seine Analyse auf grüne Euro-Anleihen von Unternehmen ohne Investment-Grade-Rating. Derselbe Trend sei aber auch bei anderen ESG-Anleiheklassen zu beobachten.

„Es gibt eine Reihe von Immobilienemittenten, die derzeit Probleme haben. Einerseits gibt es weniger Möglichkeiten zur Refinanzierung und andererseits weniger Bedarf an der Refinanzierung neuer Projekte.“

ESMA-Analyse

Eine aktuelle Analyse der ESMA ergab, dass die Verkäufe von ESG-Unternehmensanleihen im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 26% zurückgegangen sind. Birkhäuser zufolge ist dieser Schwund mit großer Sicherheit auf den Einbruch von Bondemissionen im Immobiliensektor zurückzuführen.

Der Rückgang der Verkäufe von ESG-Unternehmensanleihen in der ersten Jahreshälfte steht im Gegensatz zum Rest des Marktes, wo der Gesamtabsatz von Unternehmensanleihen laut ESMA um 50% gestiegen ist.

Die Verlangsamung auf dem Markt für ESG-Anleihen setzte sich im dritten Quartal fort, da sich die Regierungen zurückzogen, so Commerzbank-Analyst Stephan Kippe. Es brauche einen „signifikanten“ Rückgang der Volatilität , damit sich der Markt erhole.

Für ESG-Emittenten, die noch auf den Markt kommen, bleibe die Nachfrage hoch, so Birkhäuser. „Das Interesse ist auf jeden Fall vorhanden, und das sieht man deutlich, wenn es neue Emissionen gibt.“ Er sagte auch, dass es schwierig sei zu bewerten, ob europäische ESG-Emittenten immer noch ein Greenium erhalten.

Neuer Green-Bond-Standard

Birkhäuser sieht keine Anzeichen dafür, dass Emittenten, die den kürzlich verabschiedeten europäischen Green Bond Standard einhalten, irgendeinen zusätzlichen Vorteil erhalten. „Es gibt keinen Anreiz für die Emittenten, ihre Emissionen an die neuen Standards anzupassen“, sagte er. „Es gibt einen gut funktionierenden Markt, so dass kein dringender Bedarf besteht, etwas neues einzuführen.“

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