Private Equity

Finanzinvestor KKR greift nach Hamburger Windparkbetreiber Encavis

KKR baut ihre Infrastrukturinvestments im Bereich der Energiewende aus. Jetzt verhandelt der Finanzinvestor mit dem Windparkbetreiber Encavis über eine Übernahme. Das Hamburger Unternehmen könnte dabei mit mehr als 2 Mrd. Euro bewertet werden.

Finanzinvestor KKR greift nach Hamburger Windparkbetreiber Encavis

KKR greift nach Encavis

Hamburger Windparkbetreiber wird an der Börse mit mehr als 2 Mrd. Euro bewertet werden

cru Frankfurt

Der US-Finanzinvestor KKR verhandelt mit dem Wind- und Solarpark-Betreiber Encavis über eine möglicherweise mehr als 2 Mrd. Euro schwere Übernahme. Das Hamburger Unternehmen hat Gespräche über einen möglichen Erwerb durch die Private-Equity-Firma bestätigt. Man habe Kontakte zu KKR „zum Interesse an einer möglichen Transaktion mit dem Unternehmen“, hieß es in einer knappen Mitteilung des MDax-Konzerns am Mittwochabend. Die Gespräche befänden sich aber noch in einem sehr frühen Stadium. Es gebe daher keine Garantie, dass es zu einer Übernahme komme. „Encavis hat nicht die Absicht, weitere Kommentare abzugeben oder Anfragen zu beantworten, solange keine Entscheidung getroffen wurde.“

KKR baut Infrastrukturinvestments aus

Angesichts der Marktkapitalisierung könnte Encavis bei dem Deal mit mehr als 2 Mrd. Euro bewertet worden. Einem Bloomberg-Bericht zufolge ist eine Einigung in den nächsten Tagen möglich. KKR wollte sich offiziell dazu nicht äußern. Der Finanzinvestor ist in Deutschland unter anderem am Funkturmbetreiber Vantage Towers sowie am Bremer Raumfahrtkonzern OHB und dem Medienkonzern Axel Springer beteiligt. KKR baut gerade die Infrastrukturinvestments kräftig aus. Im Januar hat der Finanzinvestor für die britische Firma Smart Metering Systems eine Offerte über 1,3 Mrd. Pfund vorgelegt. Und im Dezember übernahm die Private-Equity-Firma in Portugal den Windparkbetreiber Greenvolt für 1,2 Mrd. Euro.

Der Kurs der Encavis-Aktie stieg auf die Bestätigung der Übernahmegespräche hin noch im regulären Handel am Mittwochabend um gut 18% auf 13,40 Euro und stabilisierte sich dann bei 13 Euro. Erst in der vergangenen Woche war der Kurs auf den tiefsten Stand seit fast vier Jahren gefallen. Der Wert der Papiere hat sich seit einem Langzeithoch aus dem Januar 2021 mehr als halbiert. Als Ende 2022 der bis dahin amtierende CEO Dierk Paskert vorzeitig ging, wurde er durch den bis dahin als Finanzchef fungierenden Christoph Husmann abgelöst.

„Ein möglicher Deal könnte sinnvoll sein, da die mittel- bis langfristigen Perspektiven für Encavis unklar bleiben“, kommentiert Martin Tessier, Analyst der US-Investmentbank Stifel. „Wir haben Encavis Ende Januar auf ‚Verkaufen‘ herabgestuft, vor allem wegen der mangelnden Visibilität der Gewinnentwicklung und des Zeitplans für eine mögliche Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen.“ Seither habe sich wenig geändert.

Zinsanstieg belastet Aktienkurs

Die Kurseinbußen bei Encavis waren Teil eines sektorweiten Rückgangs im Bereich der erneuerbaren Energien. Bei gestiegenen Zinsen diskontieren Investoren die künftig erwarteten Erträge der Windparkbetreiber stärker ab und messen den Unternehmen daher einen geringeren Wert in der Gegenwart bei. Außerdem sind die Kosten der Windparkbetreiber gestiegen, was den Gewinn drückt.

Der aktuelle Aktienkurs von Encavis entspricht einem Börsenwert von 2,1 Mrd. Euro. Knapp 75% der Aktien sind im Streubesitz, 25,03% liegen bei einem Pool um Abacon Capital, die Vermögensverwaltung der Hamburger Milliardärsfamilie Büll. Zum Pool gehören sechs verschiedene Aktionäre.

Insgesamt sind bei dem Deal Profis am Werk: Aufsichtsratschef von Encavis ist Ex-RWE-CEO Rolf Martin Schmitz. Ebenfalls zum Kontrollgremium gehört Lazard-Banker Marcus Schenck.

Die Encavis AG entstand 2001 als Capital Stage AG durch Einbringung der Beteiligungen der Futura Capitalis AG in die seit 1998 börsennotierte HWAG Hanseatisches Wertpapierhandelshaus AG. Zu Beginn versammelte das Unternehmen nur Beteiligungen an Solarfirmen wie Conergy. In den Folgejahren wandelte es sich zu einem Investor in Solarparks und Onshore-Windkraftanlagen.

Strom für 2,2 Millionen Haushalte

Encavis betreibt nach eigenen Angaben mehr als 80 Windparks und gut 200 Solarparks in Europa und versorgt damit 2,2 Millionen Haushalte mit grünem Strom. Encavis stehe im Zentrum eines „perfekten Sturms“, da die sinkenden Strompreise das Betriebsergebnis belasten, schreibt Berenberg in einer aktuellen Analyse. Für 2023 erwartet die Firma einen Umsatzrückgang auf etwas mehr als 460 (2022: 487,3) Mill. Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf gut 310 (350) Mill. Euro zurückgehen.

KKR baut ihre Infrastrukturinvestments im Bereich der Energiewende aus. Jetzt verhandelt der Finanzinvestor mit dem Windparkbetreiber Encavis über eine Übernahme. Das Hamburger Unternehmen, das zuletzt unter den hohen Zinsen gelitten hat, könnte mit mehr als 2 Mrd. Euro bewertet werden.

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