GastbeitragStandards für KMU

Green Finance treibt ESG-Reporting voran

Für wirtschaftliche Prozesse entscheidend ist die Veröffentlichung von ESG-Informationen. Insbesondere aber für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Bereitstellung solcher Informationen aufwendig.

Green Finance treibt ESG-Reporting voran

Gastbeitrag

Green Finance treibt ESG-Reporting voran

Daja Apetz-Dreier ist Office Managing Partner von Reed Smith.

Nachhaltigkeit steht derzeit in vielen Bereichen im Fokus. Entscheidend ist dabei die Veröffentlichung von ESG-Informationen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Bereitstellung solcher Daten aufwendig.

Bisher fehlt es insoweit an einem Standardisierungsverfahren für KMU. Eine Hilfestellung sollen deshalb Leitfäden bieten, wie etwa der an KMU gerichtete ESG-Leitfaden für Corporate-Schuldscheindarlehen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft und des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands, welcher erst kürzlich veröffentlich wurde. Allerdings sind solche Leitfäden unverbindlich und müssen an zukünftige EU-Regelungen, z.B. die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD – Richtlinie (EU) 2022/2464) angepasst werden. Die Umsetzung der CSRD in nationales Recht ist bereits in vollem Gange. Am 31. Juli 2023 beschloss die Kommission ein erstes Set von Berichtstandards (European Sustainability Reporting Standards – ESRS). Das zweite Set von Berichtstandards, unter welches auch die KMU-Standards fallen, muss nach der CSRD bis zum 30. Juni 2024 von der Kommission erlassen werden.

Die Kommission erlässt die Standards als delegierte Rechtsakte auf Empfehlung der European Financial Reporting Advisory Group (Efrag), einer privaten Vereinigung, die im öffentlichen Interesse agiert. Die Mitwirkung der Efrag als Gremium ist in der CSRD verankert.

Es ist zu erwarten, dass die Efrag im Herbst 2023 der Kommission einen Vorschlag eines Berichtstandards für KMU vorlegen wird. Hierbei ist der CSRD zu entnehmen, dass die Standards im Vergleich zum ersten Set vereinfacht und den Kapazitäten und Merkmalen von KMU angepasst werden sollen. Wie genau diese Anpassung aussehen wird und ob es wirklich zu einer Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichtserstattung für KMU führt, ist bisher nicht absehbar. Die ersten Entwürfe der Efrag vom Sustainability Reporting Technical Expert Group Meeting vom 21. Februar 2023 legen jedoch nahe, dass der Umfang des Kriterienkatalogs verringert wird und die verpflichtenden Angaben reduziert werden. Allerdings wies die Efrag auch darauf hin, dass der Vereinfachung dort eine Grenze gesetzt ist, wo es sich um auch für KMU relevante Kriterien und Daten handelt, wie beispielsweise bei Informationen zur Wertschöpfungskette. Schlussendlich muss der abschließende Vorschlag an die Kommission und der tatsächliche Beschluss und Erlass durch die Kommission abgewartet werden.

Folge der Standardisierung der Berichtserstattung wird sein, dass auch innerhalb von Unternehmenstransaktionen die Berücksichtigung von ESG-Kriterien und Einschätzung von damit einhergehenden Risiken erleichtert wird. Ob es hier über die Standardisierung hinaus eine Art ESG-Prüfsiegel geben wird, das die Unternehmen im Spektrum von ESG unterschiedlich klassifiziert, ist nicht absehbar. Derzeit jedenfalls ist ein solches allgemeingültiges Prüfsiegel gesetzlich nicht vorgesehen. Nebeneffekt der aufstrebenden Bedeutung von ESG-Informationen im Wirtschaftsverkehr ist auch eine zunehmende Wichtigkeit innerhalb des Finanzsektors.

Green Finance beschreibt den Vorgang, dass ESG-Kriterien bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden. Dieses Konzept nimmt eine Schlüsselrolle in der Umsetzung des sog. Europäischen Grünen Deals ein, nach dem die Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 55% gesenkt werden sollen und die EU bis 2050 klimaneutral sein soll. Insoweit kann ein großes Interesse von Unternehmen daran angenommen werden, Kunden und Geschäftspartnern ESG-Informationen zur Verfügung zu stellen. Wie genau die Berichterstattung für KMU aussehen wird, ist wohl erst absehbar, wenn die Efrag den Vorschlag eines Berichtstandards für KMU vorgelegt hat.

Daja Apetz-Dreier

Office Managing Partner von Reed Smith München