ESG wird vernachlässigt

London legt Corporate-Governance-Reform auf Eis

Von den ambitionierten Plänen, die nach einer Serie von spektakulären Pleiten zur Reform der britischen Corporate Governance geschmiedet wurden, ist nicht viel übrig geblieben. Der Financial Reporting Council ließ mehr als die Hälfte seiner Vorschläge fallen.

London legt Corporate-Governance-Reform auf Eis

London legt Corporate-Governance-Reform auf Eis

Diversität und ESG werden nicht aufgewertet

hip London

Großbritannien hat sich von einer umfassenden Reform der Corporate Governance verabschiedet, wie sie nach einer Reihe von spektakulären Unternehmenspleiten wie Carillion und BHS gefordert worden war. Wie der Financial Reporting Council (FRC) mitteilte, wird die unabhängige Wirtschaftsprüferaufsicht mehr als die Hälfte der ursprünglichen Vorschläge nicht weiterverfolgen.

Im Januar soll eine aktualisierte Version kündigte CEO Richard Moriarty an, der das Amt Ende Juli von Jon Thompson übernommen hatte. „Einige Stakeholder“ hätten Bedenken geäußert, was die „unbeabsichtigten Nebenwirkungen auf Unternehmen, Investoren und ihre Berater“ angeht, die von der Guidance des FRC ausgehen könnten. „Wir sind sehr daran interessiert, Wege zu finden, die sicherstellen, dass jegliche Guidance angemessen ist und Belastungen nicht vergrößert, während sie zugleich die effektive Governance nicht schwächt“, schrieb Moriarty in einer Stellungnahme auf der Website des FRC. Er hatte zuvor die Zivilluftfahrtbehörde CAA geführt.

Welche Vorschläge fallengelassen werden

Zu den fallengelassenen Vorschlägen gehört etwa die Idee, das Mandat von Prüfungsausschüssen auf die narrative Berichterstattung wie etwa Nachhaltigkeitsberichte und ESG-Kennzahlen auszuweiten. Auch mit strengeren Vorgaben zum „Overboarding“ ist nicht mehr zu rechnen. Darunter versteht man das Phänomen, dass manche Boardmitglieder auch in den Boards zahlreicher anderer Unternehmen zu finden sind. Eine erweiterte Herangehensweise an das Thema Diversität, die nicht nur Ethnie und Geschlecht berücksichtigt, scheint ebenfalls vom Tisch zu sein.

Für die Regierung hat die Modernisierung der Regulierung von Bilanzprüfung, Berichterstattungspflichten und Governance keine Priorität mehr. Das Thema kam im Regierungsprogramm von Premierminister Rishi Sunak, das diese Woche von König Charles III. im Parlament vorgetragen wurde, nicht vor.

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