Netto-Impact ist mit Problemen behaftet
Netto-Impact ist mit Problemen behaftet
Vorbehalte gegen Verrechnung von positiven und negativen Wirkungen
fed Frankfurt
Bei der Bestimmung des Impact eines Finanzinvestments trifft eine pauschale Verrechnung von positiven und negativen Wirkungen unter Praktikern auf Vorbehalte und Kritik. „Wir führen kein Netting durch“, erläuterte Anne Jackermeier, Impact-Managerin bei Blue Orchard, einer Assetmanagement-Gesellschaft, die sich auf Impact Investments spezialisiert hat. Es gebe rote Linien, jedes Investment müsse ESG-Mindestkriterien erfüllen, sagte Jackermeier anlässlich der Impact-Investments-Konferenz der Börsen-Zeitung. Blue Orchard ermittle die absehbaren negativen und positiven Auswirkungen eines Investments in einem Scorecard-Verfahren. Die Impact-Managerin räumte ein, dass es dabei immer wieder Probleme mit der Verfügbarkeit der notwendigen Daten gebe, zumal die Gesellschaft stark in Schwellenländern engagiert sei, wo es mit der EU vergleichbare Berichtspflichten nicht gebe.
„Das Konzept des Netto-Impacts ist riskant“, sagte auch Coline Pavot, Head of Responsible Investment des französischen Vermögensverwalters La Financière de l’Echiquier, kurz LFDE. Sich separat den operativen Betrieb und den Vertrieb eines Unternehmens unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten anzuschauen, sei oft nicht aussagekräftig. „Wir brauchen Konsistenz“, argumentierte Pavot.
Langfristiger Dialog
Die Frage, ob ein Investment in liquiden Anlagen wie Aktien Wirkung erzielen könnte, bejahte Pavot. Allerdings sei es auf Investorenseite wichtig, aktives Engagement zu betreiben. „Wer einen langfristigen Dialog mit dem Unternehmen führt, kann Impact generieren.“ Prof. Hanjo Allinger von der Technischen Hochschule Deggendorf gab sich in diesem Punkt skeptischer. Es sei gerade ein Kernmerkmal öffentlicher Märkte, dass einzelne Investoren keinen Impact entfalten. Es sei denn, sie seien, beispielsweise sehr große Adressen wie Blackrock, in einer marktbeeinflussenden Position.
Granulare Information
Eva Meyer, Head of ESG & Climate EMEA des internationalen Index- und Researchanbieters MSCI, unterstrich, ihr Haus verstehe seine Aufgabe vor allem darin, den Investoren Informationen in einer möglichst granularen Form zur Verfügung zu stellen. Das sei aus Sicht der Anleger hilfreicher als hochaggregierte Daten. Meyer bestätigte zugleich, dass es nicht trivial sei, genau auszuloten, welche Maßnahme welche Wirkung habe. Christian Heller, CEO der Value Balancing Alliance, sprach sich schließlich dafür aus, regulatorisch Schadstoffe zu bepreisen, denn nur so würden externe Effekte in die unternehmerische Kalkulation Eingang finden.