„Harmonisierung ist der Schlüssel“
Im Gespräch: Sherry Madera
„Harmonisierung ist der Schlüssel“
Die CDP-Chefin über das neue Disclosure-System für Umweltdaten und die künftige Ausrichtung der Organisation
Ein neues Disclosure-System der Initiative CDP soll es für Unternehmen einfacher machen, mit einer Datenmeldung möglichst alle relevanten ESG-Standards zu erfüllen. Die seit Oktober amtierende CEO Sherry Madera setzt auf eine enge Kooperation mit Standardsetzern wie ISSB und Efrag. Für das CDP sieht sie eine entscheidende Phase gekommen.
sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt
Investoren, Geschäftspartner, Regulatoren: Die Liste an Interessenten, die Unternehmen nach ESG-Daten fragen, ist lang. Für Unternehmen ist das ESG-Reporting allerdings oft eine aufwendige Angelegenheit – und das hat Folgen. „Das Budget an Zeit und Geld, das ein Unternehmen in das Reporting von Umweltzielen investiert, fehlt am Ende für die Umsetzung“, sagt Sherry Madera, CEO der Nichtregierungsorganisation CDP (vormals Carbon Disclosure Project), im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Daher müsse das ESG-Reporting so effizient wie möglich sein.
Meldungen vereinfachen
Seit mehr als 20 Jahren erhebt das CDP anhand von standardisierten Fragebögen Daten und Informationen zu Themen wie Treibhausgasausstoß oder Wasserverbrauch. Im vergangenen Jahr haben der Organisation zufolge weltweit 23.000 Unternehmen und 1.100 Städte, Staaten und Regionen Daten über das CDP offengelegt. Anfangs finanzierte sich das CDP allein über Zuwendungen von Sponsoren, mittlerweile beruht die Finanzierung etwa zur Hälfte auf anderen Erlösquellen wie Servicegebühren der Nutzer oder Dienstleistungen.
In dieser Woche hat das CDP ein neues Disclosure-System vorgestellt, das Madera als „Meilenstein“ in der Geschichte der Organisation bezeichnet. Dieses soll es Unternehmen erleichtern, mit einer Datenmeldung möglichst alle relevanten ESG-Standards zu erfüllen. Vormals getrennte Fragebögen mit Angaben zu Klimadaten, Wasser- und Waldmanagement wurden zusammengeführt.
Sherry Madera, CDPWer Daten über CDP berichtet, ist zu einhundert Prozent an ISSB S2 ausgerichtet.
Das CDP arbeitet eng mit Standardsetzern wie dem International Sustainability Standards Board (ISSB) und der European Financial Reporting Advisory Group (Efrag) zusammen, um eine möglichst hohe Übereinstimmung der Datenpunkte zu erzielen. Mit dem Standard ISSB S2 ist Madera zufolge nun eine vollständige Angleichung erreicht: „Wer Daten über CDP berichtet, ist zu einhundert Prozent an ISSB S2 ausgerichtet.“
Standardisierung als Ziel
Als Nächstes steht die Einarbeitung der Empfehlungen der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) an. Derzeit sei diese zu etwa einem Drittel abgeschlossen.
Madera wünscht sich im Umgang mit Umweltdaten weltweit so viel Standardisierung wie möglich. „Harmonisierung ist der Schlüssel“, ist sie überzeugt. Auch Efrag und ISSB arbeiten auf einen möglichst effizienten Offenlegungsprozess hin. Im Mai haben sie ein gemeinsames Dokument veröffentlicht, das Unternehmen konkrete Hilfen an die Hand geben soll, wie das Disclosure möglichst effizient ablaufen kann.
Madera ist bei allen Diskussionen um Standardisierung insbesondere ein Punkt wichtig: „Auch wenn es noch Unterschiede gibt, kann man aus den vorliegenden Daten bereits Schlüsse ziehen und danach handeln. Fehlende Standardisierung darf keine Ausrede sein.“
Sherry Madera, CDPWir werden lauter werden.
Von den Unternehmen in Deutschland, die ihre Daten über die CDP-Plattform offenlegen, sind der Organisation zufolge bereits etwa 73% mit den ISSB-S2-Anforderungen im Einklang. Damit liegen sie deutlich über dem globalem Durchschnitt von derzeit knapp 60%. „Die Angaben deutscher Unternehmen gehen im internationalen Vergleich bereits deutlich mehr in die Tiefe“, beobachtet Madera.
Die neue CEO war vor ihrem Wechsel zu CDP unter anderem als Senior Vice President Public Policy bei Mastercard beschäftigt und leitete die „Future of Sustainable Data Alliance“. Das CDP mit weltweit zurzeit etwa 700 Beschäftigten sieht Madera an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung angekommen: „Das CDP hat lange darauf hingearbeitet, zunächst einmal ein Ökosystem aufzubauen. Dieses besteht nun“, sagt sie.
Dennoch sei die Arbeit nicht abgeschlossen – im Gegenteil. „Die Rolle des CDP ist wichtiger denn je zuvor“, findet Madera. Der Überblick über die Daten sei nur die eine Seite. „Es geht auch darum, welche Aktionen aus der Analyse folgen.“ Diesen Aspekt will sie künftig stärker in die CDP-Arbeit einbinden. „Wir werden lauter werden.“