Union Investment setzt Volkswagen mit Symbolakt unter Druck
Union Investment setzt Volkswagen mit Symbolakt unter Druck
Das Fondshaus stuft den Autobauer als ungeeignet für nachhaltige Fonds ein. Ein kleiner Akt mit großer Wirkung.
Von Jan Schrader, Frankfurt
Was juckt Volkswagen der Stich von Union Investment? Erst einmal nicht viel. Der Fondsanbieter der Kreditgenossen erklärt, nicht mehr über nachhaltige Fonds in Volkswagen investieren zu wollen.
Doch einen Ausstieg hat die Fondsadresse ohnehin nahezu vollzogen: Konzernweit liegen dem Vernehmen nach nur etwa 1 Mill. Euro in VW-Aktien, konventionelle Fonds mitgezählt. Der 891 Mill. Euro schwere „Uni Nachhaltig Aktien Deutschland“ etwa verkaufte im Halbjahr bis Ende September sämtliche Aktien. VW-Anleihen kommen in nachhaltigen Fonds der Gesellschaft auf einen zweistelligen Millionenbetrag, wie am Donnerstag zu erfahren war. Auch das ist nicht viel.
Viel stärker als der formale Ausschluss schmerzt die Nachricht darüber. Union Investment reagierte auf einen Bericht im „Handelsblatt“: Demnach gibt es Hinweise darauf, dass beim Bau einer Teststrecke in der westchinesischen Region Xinjiang vor einigen Jahren Uiguren als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Volkswagen hatte die Teststrecke laut „Handelsblatt“ mit dem chinesischen Fahrzeugbauer SAIC bauen lassen. Schon mehren sich Medienberichte, Volkswagen erwäge den Rückzug aus der Region. Die kommunistische Diktatur unterdrückt das muslimisch geprägte Volk bekanntlich massiv.
Auch Deka zeigt sich streng, doch die DWS bleibt vage
Bereits im Mai hatte Union Investment den Autobauer aufgefordert, die Aktivität in Xinjiang durch externe und unabhängige Prüfer „durchleuchten“ zu lassen. Eine Untersuchung in dem Werk im chinesischen Urumqi fand daraufhin aber keine Belege für Zwangsarbeit. Die Fondsbranche zeigt sich gespalten: Die Deka-Gruppe hält Volkswagen für Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen für „nicht investierbar“, und zwar „nach wie vor“. Die DWS äußert sich allgemein: Eine Bewertung, ob Normen verletzt wurden, sei „vielschichtig, komplex und subjektiv“.
Als Investor bleibt aber auch Union Investment aktiv. Für konventionelle Fonds formuliert das Haus keinen Ausschluss. Wie ernst nimmt die Gesellschaft also die Vorwürfe? Wichtiger dürfte sein, wie sehr Fondshäuser auch jenseits der grünen Geldanlage auf Sorgfaltspflichten pochen – nicht nur bei Volkswagen.