Nachhaltigkeitskonferenz von Union Investment

„Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?“

Die Union Investment hat fast 200 Investoren befragt und festgestellt, dass die Mehrheit beim nachhaltigen Anlagestil bleibt. ESG-Kapitalanlagen sind zudem im Aufwind, Investoren zufrieden damit.

„Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?“

„Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?“

Tagung von Union Investment – Große Zustimmung zu ESG

wbr Frankfurt

Institutionelle Investoren setzen weiter auf Nachhaltigkeit. 85% der befragten Anleger berücksichtigen ESG-Kriterien. Zwei Drittel erwarten, dass das Volumen nachhaltiger Investments in den kommenden zwölf Monaten steigt. Das berichtete die Fondsgesellschaft Union Investment auf ihrer Nachhaltigkeitskonferenz am Dienstag.

Gegenwind für ESG

Die Umfrageergebnisse zeigten eine erfreuliche und sehr robuste Entwicklung angesichts einer zunehmenden Polarisierung der Debatte zum Thema Nachhaltigkeit, so die Einschätzung von André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment. Für die meisten institutionellen Anleger seien ESG-Investments ein fester Bestandteil ihrer Kapitalanlage. „Sie haben über Jahre praktische Erfahrungen damit gesammelt und lassen sich durch Gegenwind nicht beirren“, sagte Haagmann.

Kritik aus der Wirtschaft

In einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?“ gab es vonseiten der Wirtschaft Kritik an der inzwischen sehr weitgehenden ESG-Regulierung und die Forderung nach marktkonformen Instrumenten. Für die kleineren Unternehmen hob Sarna Röser, Mitglied der Geschäftsleitung des familiengeführten Betonbauunternehmens Röser FAM, hervor, dass es nicht noch mehr Bürokratie und noch mehr ESG-Vorschriften geben dürfte. „Wir ersticken“, sagte die Bundesvorsitzende des Verbands der Jungen Unternehmer.

Die ausufernde ESG-Berichterstattung sieht Carsten Rolle, Leiter Energie- und Klimapolitik beim BDI, ebenfalls kritisch, insbesondere für die mittelständische Wirtschaft. Viele Unternehmen würden es nicht mehr hinkriegen, die Regulierung müsse handhabbar bleiben. Rolle bemängelte, dass es viele gleich lautende ESG-Abfragen gebe, und plädierte für ein Umdenken, einen „Mindshift“ in der Nachhaltigkeitsregulierung.

Der Chief Sustainability Officer von Union Investment, Henrik Pontzen, hob hervor, dass man in den vergangenen Jahren im Assetmanagement in Sachen Nachhaltigkeit schon sehr viel erreicht habe. So verweist er darauf, dass die CO2-Emissionen über das gesamte Portfolio in diesem Zeitraum um 40% gesunken seien. Man sei aus der Kohle ausgestiegen, auch wenn das anfangs ein „großes Raunen“ hervorgerufen habe.

Auch der Ausstieg aus Öl und Gas steht bevor, zumindest für die nachhaltigen Portfolios. Wichtig sei es, dass ESG-Kapitalanlagen in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt seien. „Wir müssen umsichtig und ambitioniert für 6 Millionen Kunden arbeiten, aber wir sind keine Helden“, sagte Pontzen.

Schon viel erreicht

Pontzen betont die Fortschritte, die die Wirtschaft und sein Haus in den vergangenen Jahren erzielt hätten. Mittlerweile seien bei Union Investment 100 Mrd. von 450 Mrd. Euro in nachhaltigen Produkten investiert. Diese Produkte seien von der Performance, aber auch von den Kosten her absolut vergleichbar mit konventionellen Investments. Gleichwohl gelte es immer wieder, die Kunden mitzunehmen. „Es braucht Produkte, die funktionieren und Spaß machen.“

Kontrovers wurde der Emissionshandel diskutiert. Pontzen befürchtet, dass so der schwarze Peter hin und her geschoben werde, ohne dass effektiv etwas damit gewonnen sei. BDI-Mann Rolle hält dagegen solche marktbasierten Zertifikate für eines der treffsichersten Instrumente der Klimapolitik.

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