Deutsche Börse

Akquisitionspläne im Fokus

Am Mittwoch nach Börsenschluss wird die Deutsche Börse solide Zahlen für das Jahr 2020 vorlegen. Zwar sind der Erlös und der adjustierte Gewinn je Aktie des Unternehmens nach Schätzung der Deutschen Bank im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahr um...

Akquisitionspläne im Fokus

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

Am Mittwoch nach Börsenschluss wird die Deutsche Börse solide Zahlen für das Jahr 2020 vorlegen. Zwar sind der Erlös und der adjustierte Gewinn je Aktie des Unternehmens nach Schätzung der Deutschen Bank im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahr um 9% und 12% auf 798 Mill. bzw. 1,38 Euro gesunken. Für das Gesamtjahr wird der Marktbetreiber – dank nicht zuletzt der rekordhohen Kassa- und Terminhandelsumsätze während des Corona-Crashs im ersten Quartal – jedoch erneut ein ansprechendes Wachstum ausweisen. Die Berenberg Bank rechnet mit einem um 8,5% gestiegenen Nettoerlös von knapp 3,2 Mrd. Euro und ein um 7,6% höheres adjustiertes Ergebnis je Aktie von 6,49 Euro.

ISS der erste Fang

Von größerem Interesse für die Anteilseigner werden jedoch die strategischen Ausführungen des Unternehmens auf der Bilanzkonferenz am Donnerstag sein. Im Fokus stehen dabei die Akquisitionspläne. Die im November 2020 vom Vorstandsvorsitzenden Theodor Weimer vorgestellte Mittelfriststrategie „Compass 2023“ setzt verstärkt auf Übernahmen zur Stützung des Wachstums, und mit dem Erwerb eines Anteils von 80% am Datenanbieter und Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) für 1,5 Mrd. Euro wurde auch bereits der erste Fang gemacht. Von Interesse wird sein, wie der Stand der Dinge bei der ISS-Akquisition ist, die im Verlauf des ersten Halbjahres abgeschlossen werden soll und nach Einschätzung der Berenberg Bank in diesem Jahr noch einen Erlösbeitrag von 130 Mill. Euro einbringen wird, gefolgt von 281 Mill. Euro im kommenden Jahr.

Ein interessantes Thema sind auch Fondsservice-Plattformen als Akquisitionsziele, denn dieses Geschäft zählt zu den Bereichen, die mit Blick auf eventuelle Zukäufe ganz oben auf der Agenda der Deutschen Börse stehen. Allfunds ist bereits von seinen Eigentümern zum Verkauf gestellt worden. Im Rahmen eines Dual-Track-Verfahrens prüft die Private-Equity-Gesellschaft Hellman & Friedman die Veräußerung der mit Assets under Administration im Volumen von mehr als 1 Bill. Euro führenden Fondsvertriebsplattform. Die Deutsche Börse erklärte, die Akquisitionsmöglichkeit zu prüfen. Unter Experten gilt es jedoch angesichts hoher Preisvorstellungen als wenig wahrscheinlich, dass der Marktbetreiber zuschlagen wird. Berichten zufolge stellt sich Hellman & Friedman eine Bewertung von 7 bis 10 Mrd. Euro vor.

Jüngsten Berichten zufolge prüft der Investor Nordic Capital nun auch den Verkauf seiner Fondsvertriebsplattform Mutual Funds Exchange. Sie ist mit Assets under Administration in Höhe von 320 Mrd. Euro die zweitgrößte Fondsvertriebsplattform. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Deutsche Börse das zumindest anschaut.