Finanzmarktkalender10. August

Allianz ist auf dem Weg zu den Jahreszielen

Giulio Terzariol kann am nächsten Donnerstag getrost seinen Sprechzettel aus dem Mai dieses Jahres hervorkramen. Wenn der Allianz-Finanzvorstand die Zahlen des zweiten Quartals präsentiert, wird voraussichtlich der Tenor erneut sein: „Wir sind sehr gut unterwegs zu unseren Jahreszielen."

Allianz ist auf dem Weg zu den Jahreszielen

10. August

Allianz nähert sich Jahresziel

Von Michael Flämig, München

Die Allianz hat mit dem ersten Quartal einen exzellenten Start in das Jahr 2023 hingelegt. Mit 3,7 Mrd. Euro landete der operative Gewinn bereits anteilig über dem Mittelwert der Jahresprognose von 13,2 bis 15,2 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal ist kein Effekt zu erkennen, der dazu führen könnte, dass nicht auch im gesamten ersten Halbjahr anteilig die obere Hälfte der Prognose realisiert wird.

Eine andere Frage ist, ob Finanzvorstand Giulio Terzariol die Prognose am 10. August auch offiziell konkretisiert. Einerseits haben die Münchner so viel Volatilität aus ihrer Gewinn-und Verlust-Rechnung genommen und zugleich so viele Reserven etwa bei Inflationsrückstellungen angelegt, dass sie sich eine optimistischere Formulierung zum Halbjahr leisten könnten. Andererseits haben die Naturkatastrophen im begonnenen dritten Quartal markant zugeschlagen, und der Herbst spült häufig weitere hohe Schäden in die Bücher. Vorstände setzen sich in einer solchen Lage ungern allzu sehr unter Zugzwang, zumal wenn sie sich eine konservative Prognosepolitik geschrieben haben. Die Allianz wird dies genau abwägen.

Das sehr solide Quartal dürfte trotz Aktienrückkauf und Dividendenzahlung zu einer Solvency-Quote geführt haben, an der es nichts zu mäkeln gibt. Der Blick des Kapitalmarktes wird daher auf die Schaden- und Unfallversicherung gerichtet sein. In der aktuellen Lage stark steigender Zinsen ist sie die Cashcow.

Im ersten Quartal hatte die Sachsparte ihren Umsatz, auch dank stark steigender Tarife, um gut 11% steigern können. Wenn sie dieses Tempo aufrechterhält, dann steuert sie auf ein außergewöhnliches Jahr zu. Der Kapitalmarkt hat dabei allerdings ein Auge auf die Combined Ratio. Das Niveau von knapp 92%, das im ersten Quartal unter der neuen IFRS-17-Rechnungslegung erreicht worden ist,  entspricht einer Größenordnung von 94% nach der bisherigen Rechnungslegung – und damit rückt das Ziel von 92% in alter Fassung in weite Ferne. Allerdings hat dies zumindest schon ein Teil des Kapitalmarktes einberechnet. Terzariol weist zudem regelmäßig darauf hin, dass man die Reserven hochfahre.

Weniger Glanz verbreiten voraussichtlich die Vermögensverwaltung und die Lebensversicherer. Im Assetmanagement hinterlässt der Zinsanstieg, der die Anleihe-Investoren abschreckt, weiterhin seine Spuren. Der Nettomittelzufluss von Pimco dürfte weiterhin sehr gering sein, und insofern macht auch das verwaltete Vermögen – das die Grundlage für die Gebühren bildet – keine Sprünge.

Die Lebensversicherungssparte der Allianz ist nach der IFRS-17-Umstellung besonders erklärungsbedürftig, weil Rechnungslegungseffekte auch im Vorjahresvergleich wirken. Jenseits dieser Wachstumsraten dürfte aber weiterhin gelten, dass das Einmalprämiengeschäft mehr als mau läuft. Nicht ohne Grund hat die Allianz ihr Produkt Parkdepot zuletzt deutlich attraktiver gemacht.

Giulio Terzariol kann am nächsten Donnerstag getrost seinen Sprechzettel aus dem Mai dieses Jahres hervorkramen. Wenn der Allianz-Finanzvorstand die Zahlen des zweiten Quartals präsentiert, wird voraussichtlich der Tenor erneut sein: „Wir sind sehr gut unterwegs zu unseren Jahreszielen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.