US-Großbank

Anleger haben Zinsaufwendungen von J.P. Morgan im Blick

Die anstehende Verschärfung der Kapitalvorgaben treibt US-Großbanken um. J.P.-Morgan-CEO Jamie Dimon übt sich im Gegensatz zu anderen Vorständen aus der Branche in Gelassenheit. Doch sein Geldhaus hat durchaus Herausforderungen zu bewältigen.

Anleger haben Zinsaufwendungen von J.P. Morgan im Blick

12. Januar

J.P. Morgan im Zinstrubel

Die anstehende Verschärfung der Kapitalvorgaben treibt Amerikas Großbanken um. J.P.-Morgan-CEO Jamie Dimon übt sich im Gegensatz zu anderen Vorständen aus der Branche in Gelassenheit. Doch sein Geldhaus hat mit Blick auf steigende Zinsaufwendungen durchaus kurzfristigere Herausforderungen zu bewältigen.

Von Alex Wehnert, New York

Für die US-Großbanken geht es zu Beginn des neuen Jahres Schlag auf Schlag. Denn Branchenprimus J.P. Morgan macht am 12. Januar nicht nur den Auftakt in die Berichtssaison zum Gesamtjahr 2023. Wenige Tage später läuft auch die Konsultationsphase der Federal Reserve zu verschärften Kapitalvorgaben für Amerikas Geldhäuser ab. Auf die komplexesten Institute kommen ab Mitte 2025 Aufschläge von bis zu 20% auf die harten Kernkapitalquoten (CET1) zu, die US-Kreditwirtschaft fürchtet dadurch Nachteile gegenüber europäischen Wettbewerbern.

Dimons Zweckoptimismus

Während Interessenverbände gegen die Regeln Sturm laufen, übt sich J.P.-Morgan-Vorstand Jamie Dimon in Zweckoptimismus. Den Geldhäusern werde letztlich nichts anderes übrig bleiben, als die von den Regulatoren aufgekochte Brühe auszulöffeln, prognostiziert er. Der von Dimon geführte Branchenprimus, der auch beim jüngsten Stresstest der Fed im Juni stark abschnitt, dürfte sich laut Analysten tatsächlich weniger Gedanken darüber machen müssen als die Konkurrenz, höhere Anforderungen an Eigenkapital und Reserven für faule Kredite stemmen zu können. 

Das größte US-Kreditinstitut hat seine dominante Position im Finanzsektor 2023 durch die Notübernahme der kollabierten First Republic Bank noch untermauert. Durch den Deal erweiterte J.P. Morgan die Kapazitäten im Wealth Management auf einen Schlag deutlich – an einem Ausbau arbeitete die Bank angesichts des Erfolgs der Konkurrentin Morgan Stanley mit der Vermögensverwaltung und Anlageberatung für reiche Kunden bereits seit 2019. Allerdings rücken gebührenabhängige Geschäftsmodelle im Rahmen der Basel-III-Umsetzung in den USA auch besonders in den Fokus. Denn diese werden im Zuge der Neuregulierung wohl als Quelle operationeller Risiken eingestuft werden, was wiederum die Notwendigkeit höherer Rückstellungen erfordert.

Zinsaufwendungen schnellen in die Höhe

Neben langfristigen Herausforderungen durch härtere Kapitalvorgaben stehen aber auch kurzfristigere Probleme im Fokus. Denn trotz der Hoffnung auf erste Lockerungen der Fed im neuen Jahr sorgt die noch immer enorm restriktive Geldpolitik für steigende Zinsaufwendungen. Bei J.P. Morgan schnellten sie im dritten Quartal um 170% in die Höhe – obwohl die Großbanken bisher einem weniger starken Wettbewerb um Einlagen ausgesetzt sind als regionale Geldhäuser und damit auch weitaus geringere Raten auf Depositen zahlen.

Die Entwicklung der Aufwendungen dürften Anleger bei der Zahlenvorlage genau im Blick behalten. Denn die Nettozinsmargen mögen sich im dritten Quartal zwar von einem vorherigen Rücksetzer erholt haben, dieser Effekt dürfte nun allerdings durch die Herbstrally an den Bondmärkten eingeschränkt werden. Von Refinitiv befragte Analysten erwarten auf Konzernebene entsprechend zwar noch einen Anstieg des Gewinns um 4 Cent auf 3,61 Dollar pro Aktie, damit würde das Plus aber wesentlich geringer ausfallen als in den vorangegangenen Jahresvierteln.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.