Finanzmarktkalender8. November

Bayer steht vor vielen Baustellen

Bayer hat in der kommenden Woche viel zu berichten. Denn neben der Geschäftsentwicklung im dritten Quartal stehen die Rechtsrisiken plötzlich wieder im Fokus.

Bayer steht vor vielen Baustellen

8. November

Bayer steht vor vielen Baustellen

Mit der Gewinnwarnung im Sommer hat Bayer erneut Vertrauen verspielt. Nun gibt es neue Hiobsbotschaften von der Klagefront in den USA. Über allem aber schwebt das neue Organisationmodell, das der seit Juni amtierende Vorstandschef einführen will. Ob es dazu am 8. November Details gibt, ist mehr als ungewiss.

Von Annette Becker, Düsseldorf

Abgehakt? Von wegen: Nach einer Erfolgsserie hat Bayer Ende vergangener Woche eine schwere Gerichtsschlappe erlitten. Ein Jury-Gericht verdonnerte den Konzern zur Zahlung von 175 Mill. Dollar Schadenersatz. Zwar dürfte zumindest die Strafsumme – 150 Mill. Euro entfallen auf Strafschadenersatz – im weiteren Verfahren noch deutlich reduziert werden, doch mit dem Urteil ist die Causa plötzlich wieder hochaktuell.

Zumal die hohe Schadenersatzsumme auch in der berüchtigten US-Klageindustrie Beachtung finden dürfte und womöglich neue Kampagnen nach sich zieht, mit denen Kläger geworben werden sollen. Dabei haben die Leverkusener auch ohne schlechte Neuigkeiten aus US-Gerichtssälen genügend offene Baustellen.

Gewinnwarnung

Erst im Sommer musste der neue Bayer-Chef Bill Anderson eine deftige Gewinnwarnung aussprechen. Allen voran für die Pflanzenschutzsparte wurde die Prognose deutlich nach unten revidiert. Hauptgrund ist der rasante Preisverfall für Glyphosat, der deutlich schneller vonstatten geht als von Bayer antizipiert. Das drückt nicht nur den Umsatz, sondern macht sich vor allem im Spartenergebnis bemerkbar. On Top kamen im zweiten Quartal Wertkorrekturen von 2,3 Mrd. Euro.

Letztlich hat Bayer die Konzernprognose für das operative Ergebnis vor Sonderposten um etwa 1 Mrd. Euro gesenkt. Ob es dabei bleibt, gilt es abzuwarten, hat der Cropscience-Konkurrent Corteva doch erst am Freitag die Jahresprognose gesenkt und dabei auf schwierige Rahmenbedingungen auf dem brasilianischen Markt hingewiesen. Auch für die Pflanzenschutzsparte von Bayer ist Brasilien ein wichtiger Markt.

Organisationsumbau

Doch auch jenseits des operativen Geschäfts liegt viel Arbeit vor Anderson. Denn der neue Bayer-Lenker, den die Investoren Anfang des Jahres mit viel Vorschusslorbeer bedacht hatten, will dem Konzern ein neues Arbeitsmodell verpassen. Der Konzern soll schlanker und schneller werden, was im Umkehrschluss tiefe Einschnitte in das Hierarchiegefüge mit sich bringt. Mit welchen Einsparungen Bayer rechnet und was der Umbau kosten soll, ist bislang ebenso wenig bekannt wie der Zeitrahmen, in dem der Umbau vollzogen werden soll.

Inwieweit sich Bayer am 8. November bei der Vorlage des Zwischenberichts dazu schon aus der Deckung wagt, ist mehr als ungewiss. Zumal Anderson anlässlich der Gewinnwarnung unmissverständlich klarmachte, Versprechen einzuhalten. Von daher würde es nicht verwundern, wenn Bayer zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Details mit der Öffentlichkeit teilt.

Fraglich ist aber auch, ob den leidgeprüften Investoren ein tiefgreifender Organisationsumbau überhaupt ausreicht. Zumindest Aktionärsaktivisten hatten sich Anfang des Jahres lautstark zu Wort gemeldet und unmissverständlich die Aufspaltung des Konzerns gefordert. Mit dem Allgemeinplatz, keine Option vom Tisch zu nehmen, dürfte sich Anderson nicht mehr allzu lange aus der Verantwortung stehlen können.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.