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Bits statt Brötchen für Zalando-Aktionäre

Der Online-Modehändler trommelt seine Aktionäre am 24. Mai zur nächsten Hauptversammlung zusammen. Die müssen sich dafür erneut vor den Computer hocken. Unter Aktionärsvertretern stößt der Vorschlag des Aufsichtsrats, Ernst & Young erneut als Abschlussprüfer zu bestellen, zudem auf Kritik.

Bits statt Brötchen für Zalando-Aktionäre

kro Frankfurt

24. Mai

Bits statt Brötchen für Zalando-Aktionäre

Anleger von Europas größtem Online-Modehändler Zalando müssen sich auf der Hauptversammlung in diesem Jahr wieder selbst um ihr leibliches Wohl kümmern. Denn das am 24. Mai angesetzte Aktionärstreffen soll erneut rein virtuell stattfinden. Für Michael Kunert, den Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in Berlin, kommt das wenig überraschend: „Ich hatte schon befürchtet, dass Zalando zu den Gesellschaften im Dax gehören würde, die nur eine virtuelle HV abhalten werden, und ich schätze, dass sie auch dabei bleiben werden“, sagt er.

Das Argument, dass ein solches Format nachhaltiger sei und dem Konzern helfe, Kosten zu sparen, hält Kunert für Augenwischerei: „Ein Online-Unternehmen wie Zalando mit einer Rücksendungsquote von 50% hat mit der Nachhaltigkeit grundsätzlich ein Problem“, sagt er. „Das ist schon makaber.“ Die Kostenersparnis dürfte aus seiner Sicht im Falle von Zalando zudem gering ausfallen. „Richtig große Dax-Unternehmen, bei denen über 1.000 Aktionäre kommen, würden sicher erheblich Geld sparen, wenn sie nur eine virtuelle HV machen würden“, so Kunert. Doch waren bei Zalando in den vergangenen Jahren selten deutlich mehr als 100 Teilnehmer zugegen. „Das kann man auch in kleineren Räumen stattfinden lassen und die paar Brötchen zur Verköstigung sind auch nicht die Masse.“

Letztlich gehe es bei der Frage des Formats natürlich nicht um die Verpflegung. Sondern darum, dass die virtuelle HV als solche „aktionärsfeindlich“ ist, wie Kunert findet. „Es haben mit Sicherheit viele Aktionäre Kritik und Fragen, allein aufgrund des Kursverlustes. Und dem muss sich eine Aktiengesellschaft stellen.“ Er erwarte daher von einem Dax-Unternehmen wie Zalando, mindestens zu einer reinen Präsenz-HV zurückzukehren oder aber zu einer hybriden Variante.

Die weltweite Konsumflaute und die Lust der Menschen, nach der Pandemie wieder verstärkt im stationären Einzelhandel einkaufen zu gehen, hatten Zalando vergangenes Jahr schwer belastet. War der Umsatz 2021 noch um 30% gestiegen, kam es 2022 zu einer Stagnation. Die Aktie gab in dem Zeitraum um 53% nach. „Es war klar, dass so ein exorbitantes Wachstum wie in der Pandemie nicht in jedem Jahr zu erreichen sein wird“, sagt Kunert heute. „Man muss davon ausgehen, dass das Wachstum auch auf Dauer niedriger ausfallen wird.“

Immerhin, im Vergleich zu anderen Wachstumsunternehmen sei es Zalando in der Vergangenheit regelmäßig gelungen, Gewinne zu erwirtschaften. Es sei zudem positiv, dass die Profitabilität nun noch stärker in den Fokus rückt. Doch gibt es einen anderen Punkt, an dem sich die SdK noch stört: den Vorschlag des Aufsichtsrates, Ernst & Young erneut als Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 zu bestellen. Kunert sieht darin „eine gewisse Ignoranz gegenüber den Aktionären“. Seit dem Wirecard-Skandal lehne sein Verein Ernst & Young als Abschlussprüfer konsequent ab, haben die Prüfer doch laut Kunert „nichts dazu beigetragen, den Skandal bei dem Zahlungsabwickler wirklich aufzuklären“. Er habe daher erwartet, dass sich Zalando schneller einen neuen Prüfer sucht. „Aus dem Grund würde ich dem Aufsichtsrat die Entlastung in diesem Jahr auch verweigern“, so Kunert.

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