Zwischenbericht

Cloud-Wachstum steht bei SAP im Fokus

Als SAP-Chef Christian Klein seine Mittelfriststrategie verkündete, rauschte die Aktie im Herbst in den Keller. Inzwischen hat sie sich erholt. Dennoch steht die Cloud bei der Zahlenvorlage im Fokus.

Cloud-Wachstum steht bei SAP im Fokus

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Das Kontrastprogramm könnte kurz vor der Zahlenvorlage am kommenden Mittwoch kaum größer ausfallen. Intern geht es bei SAP derzeit scheinbar turbulent zu. Ein Skandal um erschlichene Urlaubstage, eine angeblich erkaufte Wahl in den Aufsichtsrat und zwei aus dem Unternehmen verabschiedete Betriebsräte haben die Walldorfer zu einer internen Untersuchung veranlasst.

Zugleich zeigen sich die Investoren so zuversichtlich wie lange nicht. Die Aktie bewegt sich mit knapp 127 Euro nahe ihres Sechsmonatshochs und nähert sich auch wieder dem Niveau, das sie im Herbst 2020 hatte, bevor der Vorstand um CEO Christian Klein die neue Mittelfriststrategie mit einem stärkeren Fokus auf die Cloud und zunächst geringeren Margen vorgestellt hatte. Der Strategieschwenk hatte die Investoren zunächst verunsichert. Mittlerweile scheint die Ausrichtung vielen von ihnen aber klarer zu sein, was sich auch im Aktienkurs spiegelt.

Für den anstehenden Zwischenbericht rechnen die Unternehmensbeobachter dann auch mit einem stärkeren Wachstum der Cloud-Erlöse. Diese waren im ersten Quartal noch um lediglich 7% auf 2,14 Mrd. Euro gestiegen. Für das zweite Quartal erwarten die Analysten laut Vara Research im Schnitt eine Steigerung um 12% auf 2,29 Mrd. Euro. Die einzelnen Schätzungen klaffen dabei jedoch weit auseinander von 2,19 bis 2,52 Mrd. Euro. Dass sich bei den im Prinzip eher gut prognostizierbaren Cloud-Umsätzen eine so enorme Erwartungsspanne auf Seiten der Analysten auftut, liegt an einem Sonderfaktor. Die Erlöse der Reisekostenabrechnungssoftware Concur sind stark nutzungsabhängig.

Quo vadis, Concur?

Im vergangenen Jahr war die Nutzung wegen der Lockdowns infolge der Coronavirus-Pandemie stark zurückgegangen und damit die entsprechenden Erlöse. Wie sehr sich dieser Bereich in diesem Jahr erholt hat, ist derweil schwer einzuschätzen – auch weil die Geschäftsreise-Aktivitäten sich von Region zu Region unterschieden haben dürften.

Die Sondersituation hat zur Folge, dass die Erwartungsspanne für die Cloud weiter ausfällt als im typischerweise volatileren Software-Geschäft, in dem der schwankungsanfällige Umsatz aus Lizenzverkäufen allerdings aufgrund der Ausrichtung auf stärkeres Wachstum in der Cloud auch einen immer kleineren Anteil am Umsatz ausmacht.

Relative Einigkeit herrscht unter den Unternehmensbeobachtern derweil über die generelle Richtung, in die sich die wesentlichen Kennziffern bewegen dürften. Der kombinierte Umsatz von Cloud- und Software-Geschäft wird mit 5,71 Mrd. Euro praktisch auf Vorjahresniveau erwartet – bei steigenden Cloud- und sinkenden Software-Erlösen. Die operative Marge und das Ergebnis je Aktie dürften derweil unterhalb der Vorjahreswerte ins Ziel gekommen sein.

Strategie mit Leben füllen

Dass der Markt diese Entwicklung inzwischen akzeptiert zu haben scheint und dabei einen geringeren Kursabschlag als noch im Herbst einpreist, wie der erholte Aktienkurs zeigt, dürfte das Führungsteam um den Vorstandsvorsitzenden Klein und Finanzvorstand Luka Mucic zufriedenstellen. Der SAP-Vorstand hat die vergangenen Monate hart daran gearbeitet, die neue Strategie mit Leben zu erfüllen. Mit dem Programm „Rise with SAP“ will der Softwarekonzern zögernden Unternehmen helfen, den Schritt in die Cloud zu wagen und so die digitale Transformation zu beschleunigen. Im April hatte Mucic „Rise“ bereits einen starken Start bescheinigt. Die Investoren dürften sich nun dafür interessieren, ob das Programm weiter an Fahrt aufgenommen hat.