Restrukturierung

Commerzbank zieht Zwischenbilanz

Nach tiefroten Zahlen im Vorjahresquartal wird die Commerzbank am Mittwoch für die ersten drei Monate voraussichtlich wieder einen Gewinn ausweisen. Laut der auf der Website des Instituts veröffentlichten Konsensschätzung rechnen Analysten im...

Commerzbank zieht Zwischenbilanz

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Nach tiefroten Zahlen im Vorjahresquartal wird die Commerzbank am Mittwoch für die ersten drei Monate voraussichtlich wieder einen Gewinn ausweisen. Laut der auf der Website des Instituts veröffentlichten Konsensschätzung rechnen Analysten im Durchschnitt mit einem Gewinn von 327 Mill. Euro nach einem Verlust von 277 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum.

Darin enthalten sind Restrukturierungskosten von 470 Mill. Euro, die das Institut für das kürzlich bekanntgegebene Freiwilligenprogramm eingebucht hat, das bis zu 1700 Beschäftigten unabhängig von ihrem Alter den Abschied versüßen soll. Wie inzwischen bekannt ist, befinden sich auch die Gespräche über die übrigen Instrumente, die das Institut nutzen wird, um seine Belegschaft im Inland um ein Drittel zu verkleinern, bereits auf der Zielgeraden. Sehr wahrscheinlich wird der erst seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Manfred Knof am Mittwoch bekräftigen können, dass es gelingen wird, das ambitionierte Restrukturierungsprogramm ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen.

Doch die Commerzbank leidet ja nicht nur an hausgemachten Problemen, die wie der verschleppte Restrukturierungsbedarf nun endlich angepackt werden. Zu den Margenzehrern Zinstief und Wettbewerbsdruck gesellte sich vor Jahresfrist ja noch die Corona-Pandemie, die für ein jähes Ende der Dauerhochkonjunktur sorgte und das Risikoergebnis in die Höhe trieb. Beeindruckende 479 Mill. Euro maß laut Geschäftsbericht das Loch, das die Pandemie in das Zahlenwerk des Vorjahresquartals der Commerzbank gerissen hatte.

Und in diesem Jahr? Nachdem umfangreiche staatliche Hilfsprogramme und die zum Teil wieder angesprungene Nachfrage insbesondere im exportlastigen fertigenden Gewerbe die Auswirkungen des Schocks zumindest abgefedert haben, stochern Branchenbeobachter beim Versuch, die Belastung für die Bankbranche zu beziffern, ein bisschen im Nebel.

Klar ist, dass die wegen der Krise zeitweise ausgesetzte Pflicht, Insolvenz zu beantragen, erst seit gut einer Woche wieder greift. Ihre volle Wirkung auf die Bücher der kreditgebenden Banken dürfte sie daher erst in den kommenden Wochen und Monaten entfalten. Der Commerzbank, deren Finanzchefin Bettina Orlopp sich selbstredend müht, die sich abzeichnenden Effekte stets vorwegzunehmen, sagen die Analysten ein Risikoergebnis von –183 Mill. Euro voraus. Vor einem Jahr hatte das Institut ein Risikoergebnis von –326 Mill. Euro ausgewiesen, von denen es zunächst 185 Mill. Euro auf die Pandemie zurückführte.

Was die Entwicklung des Provisionsgeschäfts betrifft, das ja außer vom neuen Spaß der Bankkunden an Wertpapiergeschäften auch von der inzwischen fast schon als selbstverständlich geltenden Weitergabe der Negativzinsen profitieren dürfte, bleiben die Analysten verhalten. Sie rechnen im Schnitt mit einem Provisionsüberschuss von 880 Mill. Euro, was kaum über dem Vorjahreswert von 877 Mill. Euro liegt. Der Zinsüberschuss wird sich dagegen laut Konsensschätzung leicht rückläufig von rund 1,3 Mrd. Euro auf rund 1,2 Mrd. Euro entwickeln.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.