Finanzmarktkalender25. Oktober

Deutsche Bank frisst nach Rüffel von der BaFin Kreide

Die Deutsche Bank hat sich mit schlechter Kundenbetreuung bei der IT-Integration der Postbank bei der Aufsicht unbeliebt gemacht. In den Zahlen für das dritte Quartal wird sich das noch nicht niederschlagen.

Deutsche Bank frisst nach Rüffel von der BaFin Kreide

25. Oktober

Deutsche Bank frisst Kreide

Nachdem die Aufsichtsbehörde ihr wegen der Probleme bei den Postbank-IT-Integrationen Rüffel und einen Sonderbeauftragten verpasst hat, ist die größte Privatbank ungewohnt kleinlaut unterwegs. Die Anleger dürften bei der Vorlage der Zahlen vor allem die Pläne des neuen Privatkundenchefs interessieren.

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Es ist ein in der Finanzkrise erworbener Reflex, an die Investmentbank zu denken, wenn die Deutsche Bank Probleme mit der Aufsicht bekommt. Umso überraschender, dass es ausgerechnet die nach Darstellung des Kreditinstituts überaus erfolgreiche IT-Integration der bieder-funktionalen Postbank war, die dem Institut Ende September einen bemerkenswerten Rüffel der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einbrockte.

Dem neuen Privatkundenchef Claudio de Sanctis dürfte der Sonderbeauftragte ebenso ungelegen gekommen sein wie die ungewöhnlich scharfe Mitteilung der BaFin, hatte er doch gerade erst vorzeitig die Geschäfte von Karl von Rohr übernommen. Auf das Desaster angesprochen, reagierten er wie auch der für seine Restrukturierungserfolge gefeierte Konzernchef Christian Sewing ungewohnt defensiv.

Personalkosten steigen

Wie hoch die erwartete Geldbuße für die ganz besonders im Baufinanzierungsgeschäft quälenden Ausfälle ausfallen wird, dürfte sich erst in der Zukunft entscheiden. Fest steht jedoch schon jetzt, dass es sich die Deutsche Bank nicht mehr leisten kann, zu wenig Kapazitäten im Back Office bereitzustellen – ganz sicher nicht, solange ihr der Aufpasser von der BaFin auf die Finger schaut. Und damit nicht genug: Zum Jahreswechsel winkt den Beschäftigten der Servicetochter eine Tarifanpassung, die nach Gewerkschaftsangaben für einen Teil der Beschäftigten einen Gehaltssprung um fast ein Drittel zur Folge hat. Der neue Privatkundenchef, der Ende 2018 von der Credit Suisse zur Deutschen Bank gekommen ist, wird den gewünschten Druck auf die Aufwand-Ertrags-Relation daher in anderen Bereichen seiner Sparte realisieren müssen.

Auf die Geschäftszahlen des dritten Quartals, die das Institut am Mittwoch veröffentlicht, dürfte das Postbank-Debakel keinen nennenswerten Einfluss haben. Analysten trauen der Privatkundensparte laut Konsens im Schnitt Erlöse von knapp 2,4 Mrd. Euro zu. Das wäre im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in dem das Institut noch im zinslosen Raum agierte, ein Plus von etwa 5%. Eins zu eins vergleichbar sind die Zahlen jedoch nicht, da sich die Deutsche Bank zwischenzeitlich von einer italienischen Tochter getrennt hat und im Vorjahr von einem Sondereffekt aus der Abwicklung von Sal. Oppenheim profitiert hatte.

Steigende Kosten erwartet

Auch konzernweit rechnen die Analysten mit einem Anstieg der Erträge. Nach rund 6,9 Mrd. Euro im dritten Quartal 2022 erwarten sie im Durchschnitt knapp 7,1 Mrd. Euro. Trotz der anhaltenden Versuche, die Effizienz zu erhöhen, trauen sie es der Deutschen Bank offenbar nicht zu, die Inflation zu kompensieren. Die geschätzte Aufwand-Ertrags-Quote liegt mit 72,7% zwar deutlich niedriger als vor der Restrukturierung, aber über dem Vorjahreswert von 71,6%.

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