Quartalszahlen

Deutsche Bank verfünffacht Gewinn

Der Rückgang der Risikovorsorge und geringere Kosten dürften das Ergebnis der Deutschen Bank im zweiten Quartal polstern. Analysten rechnen mit einem deutlichen Anstieg des Gewinns.

Deutsche Bank verfünffacht Gewinn

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Eine kräftig sinkende Risikovorsorge und Kostenreduktionen dürften der Deutschen Bank im zweiten Quartal ungeachtet sinkender Erträge einen Gewinnsprung ermöglicht haben. Analysten erwarten vom Institut Mitte kommender Woche laut aktueller Konsensschätzung nicht weniger, als dass es sein Ergebnis gut verfünffacht hat. Auf 797 Mill. Euro von 158 Mill. soll der Vorsteuergewinn binnen Jahresfrist gestiegen sein. Unter dem Strich dürften demnach 506 Mill. Euro Gewinn stehen nach 61 Mill. Euro im zweiten Quartal 2020. Dies entspräche einer materiellen Eigenkapitalrendite von 3,1% – fürs kommende Jahr peilt das Haus 8% an.

Dieser Trend passt zu den Vorlagen der Wall-Street-Häuser. Den Ausblick aufs Investment Banking im laufenden Jahr hatte das Management der Deutschen Bank um Vorstandschef Christian Sewing noch Ende April nach oben korrigiert und erneut Erträge auf dem hohen Niveau des Vorjahres in Aussicht gestellt, nachdem zuvor ein leichter Rückgang signalisiert worden war.

Mit rund 600 Mill. Euro dürfte allein der Rückgang der Risikovorsorge das Ergebnis polstern. Zu Beginn der Pandemie hatte die Bank recht offensiv Rückstellungen für Verluste im Kreditgeschäft gebildet, die nun für einen günstigen Basiseffekt sorgen. Inzwischen ist auch klar, dass Ausfälle von Kreditschuldnern die Banken bislang nicht annähernd so stark belasten wie zunächst befürchtet; nicht wenige Banken in Europa lösen deshalb bereits Risikovorsorge auf. Darüber hinaus schlägt sich der Konsensprognose zufolge eine Reduktion des Aufwands um konzernweit rund 300 Mill. Euro positiv im Ergebnis nieder. Zugleich hat Finanzvorstand James von Moltke eine Belastung von rund 200 Mill. Euro infolge des BGH-Urteils zur Zustimmungsfiktion bei Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen eingeplant: je 100 Mill. Euro für Gebührenrückerstattungen und für entgehende Einnahmen.

Die Erträge des Konzerns veranschlagt die Gemeinde der Marktauguren auf 6,03 Mrd. Euro, dies läge um knapp 4% unter dem Niveau im zweiten Quartal 2020, als der Beginn der Covid-19-Pandemie die Kasse der Investment Bank hatte klingeln lassen. Deren Einnahmen sind der Prognose zufolge mit 2,3 Mrd. Euro zwar gut 300 Mill. Euro niedriger ausgefallen als vor Jahresfrist. Mit 939 Mill. Euro dürfte die Kernsparte im zweiten Quartal ungeachtet eines leicht niedrigeren Vorsteuergewinns gleichwohl mehr als doppelt so viel verdient haben wie die drei übrigen operativen Einheiten Unternehmensbank, Privatkundenbank und Assetmanagement zusammen. Wie Bloomberg jüngst berichtete, hat sich eine Wette auf die israelische Containerreederei Zim nach Jahren prächtig ausgezahlt. Alle vier operativen Einheiten haben der Erwartung nach schwarze Zahlen geschrieben: Schwindende Risikovorsorge und entfallende Restrukturierungskosten haben die Privatkundenbank demnach mit 71 Mill. Euro ins Vorsteuerplus drehen lassen nach einem Verlust von 241 Mill. im Vorjahreszeitraum. In der Unternehmensbank dürften die Einnahmen um gut 4% auf 1,276 Mrd. Euro gesunken sein. Kostensenkungen und rückläufige Risikovorsorge dürften den Bruttogewinn dort von 77 Mill. auf 235 Mill. Euro getrieben haben. Vom Assetmanagement wird ein Ertragsanstieg um 7% auf 590 Mill. Euro sowie ein Vorsteuergewinn von 164 Mill. Euro erwartet und damit 43% mehr als 2020.