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Die Private-Equity-Welt kommt nach Berlin

Immer vollere Kassen und größere Fonds: Ein Jahrzehnt lang stellte die Private-Equity-Branche einen Rekord nach dem anderen auf. Doch mit der Zinswende endet die Jagd nach Bestmarken vorerst. In dieser Situation treffen sich jetzt die Herren des Geldes zum Netzwerken in Berlin zur alljährlichen Konferenz „Superreturn“.

Die Private-Equity-Welt kommt nach Berlin

5.‒9. Juni

Private Equity rechnet ab

Immer vollere Kassen und größere Fonds: Ein Jahrzehnt lang stellte die Private-Equity-Branche einen Rekord nach dem anderen auf. Doch mit der Zinswende endet die Jagd nach Bestmarken vorerst. In dieser Situation treffen sich jetzt die Herren des Geldes zum Netzwerken in Berlin zur alljährlichen Konferenz „Superreturn“.

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Stars und Sternchen unter den globalen Finanzinvestoren reisen in diesen Tagen nach Berlin. Die Herren und Herrinnen des Geldes und der Schulden versammeln sich von Montag bis Freitag auf der Konferenz „Superreturn“ im Intercontinental-Hotel zum Netzwerken. Mehr als 4.000 Private-Equity-Größen – General Partners und Limited Partners – zieht die Konferenz jedes Jahr an. Dabei geht es weniger um die Vorträge als um die Vieraugen-Gespräche in den Hinterzimmern der Hotels entlang der Budapester Straße.

Zu den prominentesten Teilnehmerinnen des männerdominierten Branchentreffens zählt Jenny Johnson, President und CEO des Assetmanagers Franklin Templeton – aber auch die Milliardärin Kim Kardashian, Mitgründerin und Partnerin bei SKKY Partners, die in junge Konsumgüter- und Medienunternehmen investiert. Auch der 74 Jahre alte Carlyle-Gründer David Rubenstein, der als Urgestein der Branche dafür bekannt ist, dass er einen großen Teil seines Milliardenvermögens für wohltätige Zwecke gespendet hat, gehört zu den Sprechern. Vertreten sind darüber hinaus der neue Carlyle-Chef Stephen M. Schwartz sowie Thoma-Bravo-Gründer Orlando Bravo und KKR-Partner Philipp Freise, Co-Head of European Private Equity.

Zu den Eröffnungsrednern am Mittwoch (7. Juni) gehört Hazem Ben-Gacem, Co-CEO bei Investcorp, mit dem Thema „The global investment landscape for 2023 and beyond“. Ein rosiges Bild wird er nicht zeichnen können. Nach der globalen Zinswende und dem Rekordjahr 2021 sind die Investitionen von Buy-out-Fonds 2022 nach den Daten der Unternehmensberatung Bain um mehr als ein Drittel auf 654 Mrd. Dollar zurückgegangen. In der zweiten Jahreshälfte kam es insbesondere in Europa zu einem drastischen Einbruch. Angesichts der Zurückhaltung der Banken war es vor allem schwierig, kreditfinanzierte Mega-Deals zum Abschluss zu bringen. Das Volumen solcher Kredite halbierte sich. Ungeachtet dessen war 2022 das zweitbeste Jahr für neue Beteiligungen von Buy-out-Fonds. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Fundraising: Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Summe des neu eingeworbenen Kapitals 2022 um 10% auf 1,3 Bill. Dollar. Unbeirrt davon konstatiert Alexander Schmitz, Partner der Unternehmensberatung Bain und Private-Equity-Deutschlandchef: Die Fonds seien „unverändert gut positioniert, um weiter zu wachsen“. Tatsächlich habe die Branche schon mehrfach bewiesen, dass sie auch mit widrigen Rahmenbedingungen zurechtkommt – zuletzt in der Rezession 2020 und davor in der globalen Finanzkrise 2008/2009.

Die Zuversicht gründet unter anderem auf den noch nicht investierten Kapitalzusagen der Limited Partners – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt –, über das die globale Private-Equity-Branche verfügt: Mit rund 3,7 Bill. Dollar wurde Ende 2022 ein neuer Höchstwert erreicht. Binnen eines Jahres waren die Kapitalzusagen noch einmal um 500 Mrd. Dollar gestiegen. „Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, dass die Private-Equity-Fonds bereits in den kommenden Monaten wieder mehr Investitionen tätigen“, erklärt Bain-Partnerin Silvia Bergmann.

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