Europas Gründerszene trifft sich in Helsinki
Europas Gründerszene trifft sich in Helsinki
kro Frankfurt
Schneien soll es laut Wettervorhersage in der kommenden Woche zwar nicht in Helsinki. Am Namen der dort stattfindenden Startup-Konferenz halten die Veranstalter aber trotzdem fest: „Slush“ – zu Deutsch: der „Schneematsch“ – hat sich ja mittlerweile auch zu einer international bekannten Marke fürs Netzwerken in der Gründerszene entwickelt. Er soll auf die oft widrigen Umstände hinweisen, die Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Umsetzung ihrer innovativen Geschäftsideen erwarten.
Widrig waren die Umstände in den vergangenen zwei Jahren auf jeden Fall in finanzieller Hinsicht. Die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit, gepaart mit hohen Zinsen, hat wiederholt zu einem Rückgang der Wagniskapitalinvestitionen geführt, in Europa belief sich das Minus allein im Jahr 2023 auf mehr als 40%, wie aus Zahlen des Datendienstleisters Pitchbook hervorgeht. Zu dem Einbruch kam es zwar von einem außergewöhnlich hohen Niveau aus. Dennoch: Allein in Deutschland sind im vergangenen Jahr fast 300 Startups in die Pleite gerutscht – so viel wie nie zuvor.
Bessere Stimmung unter Geldgebern
Es ist jetzt schon abzusehen, dass Investoren in diesem Jahr nicht ganz so stark auf die Bremse getreten sind. In Deutschland hat sich die Stimmung in der Branche laut der KfW zuletzt wieder gebessert, den Zinssenkungen sei Dank. Zudem haben Hoffnungsträger-Branchen wie der Softwaresektor (und hier speziell KI-fokussierte Unternehmen) aber auch Biotech- und Climate-Tech-Firmen mit ihren Wachstumsaussichten wieder viel Kapital an Land gezogen.
An wichtigen Diskussionsthemen rund um das Ökosystem wird es dennoch nicht mangeln. Nicht nur dürfte die Wiederwahl Donald Trumps zum künftigen US-Präsidenten die europäische Wirtschaft vor diverse neue Herausforderungen stellen. Auch auf dem Alten Kontinent gilt es, regelmäßig nach Besserungsmöglichkeiten für die eigene Transformationsfähigkeit zu schauen.
Ruf nach europäischer Startup-Rechtsform
Die Szene hat da auch schon einen Vorschlag: „Gründer, die sich in der Frühphase befinden, sind auf dem ganzen Kontinent mit unnötigen Hindernissen konfrontiert, die uns ausbremsen“, schrieb die Slush-CEO Aino Bergius kürzlich auf Linkedin. „Der Umgang mit 27 verschiedenen Rechtssystemen, Steuervorschriften und Rahmenregelungen für Mitarbeiteraktienoptionen macht die Skalierung unserer Startups in ganz Europa zu einer echten Herausforderung.“
Sie habe daher gemeinsam mit anderen Tech-Führungskräften eine Petition für die Einführung einer europaweiten Rechtsform für Startups, die EU Inc., unterschrieben. In Deutschland wird die Initiative unter anderem von Personio-Mitgründer Hanno Renner und von der Startup-Verbandschefin Verena Pausder unterstützt.
In Helsinki könnte darüber womöglich nochmal genauer diskutiert werden – dann aber wieder in gewohnt schummrig-künstlerischer Slush-Atmosphäre und viel musikalischer Begleitung. Dieses Mal haben sich 5.500 Startups und 3.300 Investoren zu der Veranstaltung angemeldet, die unter dem Motto „Metamorphose“ stattfinden soll.