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EZB ringt um richtigen Zeitpunkt für Zinspause

In der EZB ist eine Debatte über den richtigen Zeitpunkt für das Ende des Zinszyklus entbrannt. Die Sitzung am Donnerstag könnte Hinweise darauf geben, wohin die Reise geht.

EZB ringt um richtigen Zeitpunkt für Zinspause

14./15. Juni

Zinsdebatte nimmt Fahrt auf

Die Teuerung in der Eurozone nähert sich langsam dem Inflationsziel der EZB. In der Notenbank ist eine Debatte über den richtigen Zeitpunkt für das Ende des Zinszyklus entbrannt. Die Sitzung am Donnerstag könnte Hinweise geben, wohin die Reise geht. Derweil könnte die Fed bereits am Mittwoch eine Zinspause einlegen.

Von Martin Pirkl, Frankfurt

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammenkommt, dürfte im EZB-Rat kontrovers darüber diskutiert werden, wann der richtige Zeitpunkt für eine Zinspause gekommen ist. Eine Erhöhung um 25 Basispunkte im Juni gilt als gesetzt. Doch ob die Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation noch über den Sommer hinaus steigen müssen, darüber sind sich die Notenbanker uneins.

Die Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik, die sogenannten Tauben, können in der Diskussion erstmals seit langem wieder auf die jüngste Entwicklung der Inflationszahlen als Argument für ihre Position verweisen. Nicht nur sank diese von 7,0% auf 6,1%, auch die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt sind, ging im Mai spürbar von 5,6% auf 5,3% zurück. Zudem steigen die Erzeugerpreise kaum noch. Diese gelten als Indikator für die künftige Entwicklung der Verbraucherpreise, da die Hersteller gewerblicher Produkte Preisänderungen in der Regel zeitverzögert zumindest teilweise an ihre Kunden weiterreichen.

Vor diesem Hintergrund sprechen sich die Tauben im Rat dafür aus, dass der Zinshöhepunkt spätestens nach einer weiteren Erhöhung im Juli um 25 Basispunkte erreicht ist. Sollte es noch zu zwei Zinsanpassungen kommen, läge der Einlagenzins dann bei 3,75%. „Wir haben das endgültige Ziel noch nicht erreicht, aber wir sind nicht mehr weit davon entfernt“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta, der als Taube gilt.

Die Vertreter einer restriktiveren Geldpolitik, die Falken, schließen hingegen eine weitere Zinserhöhung im September nicht aus. Sie führen an, dass die Kerninflation nach wie vor viel zu hoch sei und es nicht klar sei, dass die EZB ihr 2-%-Inflationsziel ohne eine weitere Straffung im September zeitnah erreiche. Sie verweisen auf mögliche Zweitrundeneffekte, die die Teuerung hoch halten könnten. Unternehmen könnten wegen der steigenden Löhne und der weiterhin hohen – wenn auch zuletzt etwas gesunkenen – Energiepreise die Preise weiter erhöhen.

Die EZB wird sich am Donnerstag nicht auf ihren künftigen Kurs festlegen, doch dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihrer Pressekonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid Hinweise darüber geben, welche der Positionen derzeit Oberwasser im EZB-Rat hat.

Fed vor Zinspause

Die amerikanische Notenbank könnte bereits am Mittwoch eine Zinspause einlegen. Am US-Arbeitsmarkt sind zuletzt zwar weiter viele neue Stellen entstanden, doch das Lohnwachstum fiel im Mai eher moderat aus. Dies in der Kombination mit dem schwachen Wirtschaftswachstum der USA im ersten Quartal reduziert den Inflationsdruck. Das viel beachtete Fed Watch Tool der CME Group beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause auf über 70%. Sollte sich die Inflation, die im April gemäß PCE-Preisindex bei 4,4% lag, nicht wie gewünscht entwickeln, dürfte jedoch eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juli folgen.

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