Finanzmarktkalender14. September

EZB-Sitzung und alles offen

Der EZB-Rat steht am Donnerstag vor einer wegweisenden Sitzung – und der Ausgang ist offen wie seit Jahren nicht. Die große Frage ist, ob die Leitzinsen weiter steigen oder ob die EZB eine Pause einlegt. Das hat auch Weiterungen für die Zeit danach.

EZB-Sitzung und alles offen

14. September

EZB-Sitzung und alles offen

Der EZB-Rat steht nächsten Donnerstag vor einer wegweisenden Sitzung – und der Ausgang ist offen wie seit Jahren nicht. Die große Frage ist, ob die Leitzinsen weiter steigen oder ob die EZB eine Pause einlegt. Das hat auch Weiterungen für die Zeit danach. Die Blicke richten sich vor allem auch auf die neuen EZB-Projektionen.

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Seit Jahren ist der Ausgang einer Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) so kurz vor dem Treffen nicht mehr so offen gewesen. Ob die EZB nächsten Donnerstag ihre Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte anhebt oder nach neun Zinserhöhungen in Folge eine Pause einlegt und damit womöglich den Zinserhöhungszyklus komplett beendet – das ist auch eine Woche vor der Sitzung völlig unklar. Von einer „engen Entscheidung“ sprach EZB-Ratsmitglied Klaas Knot am Mittwoch.

Hintergrund für die ungewöhnliche Unklarheit ist das Dilemma, in dem die EZB steckt: Einerseits hat sich die Inflation seit ihrem Rekordhoch von 10,6% zwar auf 5,3% halbiert. Das liegt aber immer noch deutlich oberhalb des mittelfristigen EZB-Ziels von 2,0%, und auch die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel liegt mit 5,3% nahe ihres Rekordhochs aus dem Frühjahr. Andererseits schwächelt die Euro-Wirtschaft gehörig und die Warnungen vor einer Rezession nehmen zu.

Falken versus Tauben

Die Hardliner im EZB-Rat, die „Falken“, betonen eher die weiter zu hohe Inflation und die Risiken für die Teuerung. Sie sympathisieren deshalb mit weiteren Zinserhöhungen – auch um die Inflationserwartungen im Zaum zu halten. Die „Tauben“ dagegen betonen eher die Konjunkturschwäche und mahnen zur Vorsicht – zumal Geldpolitik zeitverzögert wirkt und die bisherigen Zinserhöhungen ihre volle Wirkung noch gar nicht entfaltet haben. In den vergangenen Tagen hatten nun an den Finanzmärkten die Wetten zugenommen, dass die EZB am 14. September eine Zinspause einlegt. Zeitweise wurde einer Zinserhöhung nur noch eine Wahrscheinlichkeit von rund 25% beigemessen. Grund waren neben den Aussagen der „Tauben“ und schwächeren Konjunkturdaten vor allem die Inflationsdaten für August am vergangenen Freitag. Die Gesamtteuerung verharrte zwar unerwartet bei 5,3%, statt weiter zurückzugehen. Die Kernteuerung sank aber erneut von 5,5% auf 5,3%. Als besserer Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck ist die auch bei der EZB aktuell im Fokus.

Am Mittwoch, unmittelbar vor Beginn der Schweigeperiode, betonten nun „Falken“ die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung in der nächsten Woche – und schickten damit auch eine Warnung an die Märkte. Der slowakische Zentralbankchef Peter Kazimir erklärte, dass die EZB ihre Leitzinsen noch ein weiteres Mal anheben müsse und dass dafür die nächste Woche die bessere Option sei. Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot sagte, dass die Finanzmärkte womöglich die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung unterschätzten. Zuvor hatte Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann eine weitere Zinserhöhung favorisiert.

Warnung an die Märkte

Eine besondere Rolle kommt nächsten Donnerstag nun den neuen Projektionen der EZB-Volkswirte für Wachstum und Inflation zu – und insbesondere der Vorhersage für die Inflation im Jahr 2025. Im Juni hatten sie erst für Ende 2025 eine Rückkehr zu 2% vorhergesehen. Die neue Projektion könnte nun das berühmte Zünglein an der Waage sein.

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