Finanzmarktkalender19./20. September

Fed wird Fuß von der Bremse nehmen

Während der letzten eineinhalb Jahre hat die US-Notenbank den Leitzins auf den höchsten Stand seit Januar 2001 getrieben. Kommende Woche wird eine weitere Straffung wohl ausbleiben. Dies aber bedeutet längst nicht, dass der Zinszyklus abgeschlossen sein muss.

Fed wird Fuß von der Bremse nehmen

Nach elf Zinserhöhungen, mit denen die US-Notenbank seit März 2022 den Tagesgeldsatz um insgesamt 5,25 Prozentpunkte hochgeschraubt hat, wird der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed kommende Woche voraussichtlich die zweite Zinspause seit Juni einlegen. Der langfristige Rückgang der Inflation, der seit September letzten Jahres zu beobachten ist, gepaart mit stetem Wachstum und einem robusten Arbeitsmarkt, hat die Fed nämlich entlastet und den Währungshütern Zeit gegeben, um weitere Daten abzuwarten. Indes bleibt offen, ob der Zinszyklus nun abgeschlossen ist oder das FOMC gegen Ende des Jahres den Leitzins – heute schon auf dem höchsten Stand seit 22 Jahren – ein weiteres Mal anheben wird.

19./20. September

Fed vor weiterer Zinspause

Ökonomen rechnen fest damit, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank bei seiner drittletzten Sitzung in diesem Jahr auf eine weitere Zinserhöhung verzichten wird. Ob es später zu einer Straffung kommt, wird insbesondere davon abhängen, wie sich die Inflation in den kommenden Monaten weiter entwickelt.

Von Peter De Thier, Washington

Den meisten Analysten zufolge rechtfertigen die wichtigsten Konjunkturdaten eine weitere Zinspause. Zwar legte das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, der PCE-Preisindex, im Juli im Vorjahresvergleich wieder etwas stärker zu. Auch fiel der Verbraucherpreisindex (CPI) im August etwa höher aus als erwartet. Gleichwohl verharren beide auf einem relativ niedrigen Niveau und könnten weiter zurückgehen, sobald der geldpolitische Transmissionsmechanismus seine volle Wirkung entfaltet. Gepaart mit einer Zunahme des annualisierten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1%, die im zweiten Quartal gemessen wurde, deuten die Eckdaten jedenfalls auf moderates Wachstum bei niedriger Inflation hin. Folglich unterstellt das Fed Watch Tool der CME Group mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass das FOMC den Zielkorridor für den Leitzins unverändert bei 5,25 bis 5,5% belassen wird.    

Notenbanker geben Entwarnung

Zudem mehren sich in den Reihen der Fed die Stimmen, die für ein Ende des Zinszyklus plädieren. Vorstandsmitglied Christopher Waller sprach kürzlich unter Verweis auf den PCE-Deflator, der im Juli sowohl an der Gesamtrate als auch der Kernrate gemessen um nur 0,2% stieg, von „sehr guten Inflationsdaten“. Waller meinte, dass weitere Straffungen verzichtbar sein könnten, sofern der Preisdruck in den kommenden Wochen und Monaten weiter nachlässt. 

Auch vertraten Ökonomen der Federal Reserve Bank von Chicago in einer neuen Studie die Ansicht, dass weitere Zinserhöhungen überflüssig sein könnten. Sie meinen, dass der Transmissionsmechanismus in größerem Umfang als bisher angenommen die Inflation in Schach halten und das Wachstum bremsen könnte. Folglich sei zu erwarten, dass es zu einer weichen Landung kommen wird und die Teuerungsrate im kommenden Jahr auch ohne weitere Zinserhöhungen in Richtung 2% zurückgeht.

Unterdessen will sich Notenbankchef Jerome Powell alle Möglichkeiten offenhalten. Er betont, dass die Inflation weiter zu hoch ist und die Möglichkeit besteht, dass sich die Wirtschaft als Folge der Zinserhöhungen weniger abkühlt, als Ökonomen bisher angenommen hatten. Folglich würden die Währungshüter weiter „mit großer Aufmerksamkeit die Inflationsrisiken im Auge behalten“ und seien im Bedarfsfall bereit, die Zügel in Zukunft noch straffer zu ziehen, so der Fed-Vorsitzende.         

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