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Finanzaufsicht in unsicheren Zeiten

Nach der Schieflage der Credit Suisse und dem Zusammenbruch von US-Regionalbanken muss sich auch die Aufsicht hierzulande fragen, ob sie über die richtigen Werkzeuge verfügt, um das Finanzsystem zu schützen. Antworten könnte BaFin-Chef Mark Branson am Dienstag in der Jahrespressekonferenz der Behörde geben.

Finanzaufsicht in unsicheren Zeiten

9. Mai

Finanzaufsicht in unsicheren Zeiten

fir Frankfurt

Wenn die Finanzaufsicht BaFin am Dienstag ihre Jahrespressekonferenz abhält, dürften die Folgen des raschen Zinsanstiegs und der jüngsten Turbulenzen im Finanzmarkt im Mittelpunkt stehen. Die Tatsache, dass die Credit Suisse nach jahrelangem Skandalreigen angeschlagen, aber nach aufsichtlichen Maßstäben gesund, binnen Tagen ins Kippen geriet, wirft Fragen auf, ob die Aufseher noch über die richtigen Instrumente verfügen, um die Stabilität einzelner Institute und der Finanzindustrie zu beurteilen.

Kennzahlen wie Liquiditäts- und Kapitalpuffern zufolge ließ die Credit Suisse schließlich wenig zu wünschen übrig. Sowohl die Liquiditätsquote LCR von 144% als auch die harte Kernkapitalquote von 14,1% lagen noch zu Jahresbeginn weit über den Mindestvoraussetzungen. Gegen den rasanten Vertrauensverlust, der durch die Ansage des Anteilseigners Saudi National Bank ausgelöst wurde, der Großbank aus regulatorischen Gründen kein weiteres Geld zur Verfügung zu stellen, und zum beschleunigten Abzug hoher Einlagen führte, vermochten sie jedoch nichts auszurichten.

BaFin-Chef Mark Branson, der selbst von 2014 bis 2021 an der Spitze der Schweizer Finanzaufsicht Finma stand, bekundete mit Blick auf die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS und die hiesige Finanzstabilität: „Kein Alarm, erst recht kein systemisches Risiko.“ Mag dieser Brandherd vorerst als gelöscht gelten, so sind die Bankenkrise in den USA und ihre Implikationen aber noch längst nicht ausgestanden.

Daneben hat sich die BaFin noch mit einer Vielzahl anderer Themen zu beschäftigen. Etwa wie es um die Entwicklung der Risikovorsorge im Bankenwesen bestellt ist, die den Aufsehern jüngst noch verdächtig niedrig erschien, ist so eines. Ein anderes die Zinswende und ihre Folgen, sei es für den Immobilienmarkt, sei es für die Bewertung der von Finanzinstituten gehaltenen Wertpapiere, die gerade bei Regionalbanken teils drastisch absackten. Auch die Bedrohungen durch Cyberangriffe und Geldwäsche sind mit dem Ukraine-Krieg nicht geringer geworden. Und schließlich ist der nach der Wirecard-Affäre angestoßene Umbau der BaFin noch nicht abgeschlossen. Immerhin ist das Direktorium nun komplett und wird am Dienstag Rede und Antwort stehen.

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