Helaba und LBBW peilen hohe Gewinne an
Von Tobias Fischer, Frankfurt
Wenn LBBW und Helaba am Mittwoch und am Donnerstag kurz nach der Wahl des Nachfolgers von Helmut Schleweis als Sparkassenpräsident den Auftakt zu den Bilanzpressekonferenzen der vier großen Landesbanken geben, werden sie an früheren Prognosen gemessen. Denen zufolge peilen sie zusammen Vorsteuergewinne von mehr als 1,5 Mrd. Euro an. Rund zwei Drittel davon wollen die Stuttgarter einbringen. Anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen im August hatte CEO Rainer Neske die Jahresprognose auf mehr als 1 Mrd. Euro vor Steuern angehoben, nachdem im März 2022 noch mit einem mittleren dreistelligen Ergebnis gerechnet worden war. In Frankfurt stellte sich Vorstandschef Thomas Groß Ende September öffentlich auf „mehr als 500 Mill. Euro“ ein. 2021 hatte die Helaba 569 Mill. Euro vor Steuern verdient und die LBBW 817 Mill. Euro.
Verworrene Gemengelage
Da die Entscheider in beiden Landesbanken als vorsichtig kalkulierende Kaufleute gelten, dürften leichte Ausreißer nach oben nicht überraschen. Klar ist aber auch, dass angesichts der verworrenen Gemengelage an krisenhaften Entwicklungen des Jahres 2022 trotz ausbleibenden Gasnotstands und der Entspannungssignale in puncto Inflation zum Jahresende die Prognosen letztlich auch im Negativen überholt worden sein könnten. Auch wird sich weisen, ob die im Zuge der Zinswende in Sparkassen zu beobachtenden hohen negativen Bewertungseffekte auf Wertpapier-Eigenbestände ebenso in den Landesbanken durchschlagen. So haben zuletzt beispielsweise die bayerischen, westfälischen und ostdeutschen Sparkassen mit hohen Abschreibungen von sich reden gemacht, weil die Kurse der von ihnen gehaltenen festverzinslichen Wertpapiere wegen des Zinsanstiegs stark gefallen sind. Großteils dürfte das Phänomen aber temporärer Natur sein, da in den kommenden Jahren wieder mit Zuschreibungen zu rechnen sein wird.
Helaba-Chef Groß zeigte sich zuversichtlich, das seit Jahren angepeilte Ziel eines Provisionsüberschusses von 500 Mill. Euro nun zu erreichen und den Ertragsmix aus Zinseinnahmen und anderen Ertragskomponenten – neben Provisionen vor allem das Handelsergebnis und Mieteinnahmen – auszugleichen. Zum Halbjahr war das Verhältnis mit 52% zu 48% fast geschafft, und im vergangenen Jahr hatte die Landesbank bereits einen Provisionsüberschuss in Höhe von 485 Mill. Euro erzielt.
Die LBBW wiederum kalkuliert nicht nur mit einem starken operativen Geschäft, sondern auch mit einem satten Sondereffekt durch die Übernahme der Berlin Hyp mit Wirkung zum 1. Juli 2022. Die LBBW hatte den Immobilienfinanzierer dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) abgekauft und sich im Bieterwettbewerb gegen Helaba und DekaBank durchgesetzt. Mit der Berlin Hyp stärkt die LBBW ihr Profil als gewerblicher Immobilienfinanzierer. Daneben hat sich die Landesbank im Südwesten dazu aufgemacht, ein zusätzliches „Kompetenzzentrum“ innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe im Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement zu etablieren. Von BayernLB, Helaba und der früheren Landesbank HSH Nordbank, der Hamburg Commercial Bank, hat sie die entsprechenden Aktivitäten in den vergangenen Jahren übernommen. Im Gegenzug hat sich die Helaba vorgenommen, in der Finanzgruppe zum führenden Anbieter im Sorten- und Edelmetallgeschäft zu avancieren und sich das entsprechende Geschäft der LBBW einverleibt. Zudem hat sie das dokumentäre Auslandsgeschäft und den Auslandszahlungsverkehr für den Großteil der Sparkassen und ihre Kunden übernommen.
Dementsprechend treiben Landesbanken wie Helaba und LBBW die Arbeitsteilung zwar voran und setzt sich die Konsolidierung in der S-Finanzgruppe auch auf Ebene der Primärinstitute und bei Verbundunternehmen wie den Bausparkassen fort, doch ist zunächst nicht mit weiteren Schritten auf dem Weg zu einem Sparkassen-Zentralinstitut zu rechnen. Die Entwicklung hatte DSGV-Präsident Schleweis 2018 angestoßen. Sein ursprüngliches Vorhaben, Helaba und Deka zum Nukleus eines solchen Spitzeninstituts zu machen, pausiert seit zweieinhalb Jahren.
DSGV wählt Präsidenten
Dass nach der Wahl eines Nachfolgers an der DSGV-Spitze durch die Mitgliederversammlung am Montag, 6. März, alsbald bedeutende Impulse folgen, ist fraglich. Dem Projekt werden aktuell keine größeren Chancen eingeräumt. Und ein Nachfolger, dessen Amtszeit am 1. Januar 2024 beginnt, müsste sich erst einmal in die diffizilen Strukturen des obersten Sparkassenverbandes einfinden und seine Hausmacht festigen. Als gesetzt gilt Ulrich Reuter, derzeit Präsident des Sparkassenverbands Bayern, auf den sich die Präsidenten der regionalen Sparkassenverbände im Januar verständigt hatten. Diese stellen elf der zur Präsidentenwahl insgesamt 21 Stimmberechtigten.