Nachhaltige Schlagworte
jsc Frankfurt – Die Sorgen der Finanzbranche lassen sich üblicherweise in drei Worten zusammenfassen: Digitalisierung, Regulierung, Niedrigzins. Die Fondsindustrie, bekanntlich optimistisch veranlagt, hat den Dreiklang um ein viertes, positiv besetztes Thema erweitert: Nachhaltigkeit. Die 7. Investmentfondstage der Börsen-Zeitung am Mittwoch und Donnerstag, 17. und 18. Oktober, in Frankfurt zeigen dabei, wie vielseitig dieses Thema ist: Nachhaltige Kriterien in der Kapitalanlage verändern Branche und Portfolios bereits heute, wie Frank Dornseifer vom Bundesverband Alternative Investments (BAI) erläutert, während die EU das bisherige Wirrwarr mit neuen Standards entflechten will, wie Roland Kölsch vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) erklärt, und sich die Branche zugleich an Akronyme wie ESG und SDG gewöhnen muss, wie Alexander Heidenfelder von Lombard Odier aufschlüsselt. Natürlich bieten nachhaltige Kriterien auch Renditechancen, wie Referenten der Fondsgesellschaft Ökoworld, der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin und der christlichen Steyler Ethik Bank argumentieren. Auch ist Nachhaltigkeit Thema einer Podiumsdiskussion.Die übrigen drei Schlagworte haben sich aber bekanntlich ebenfalls im kollektiven Bewusstsein von Finanzprofis eingebrannt – die Themen “Digitalisierung” und “Regulierung” prägen daher auch je eine weitere Podiumsdiskussion. Der umstrittene “Negativzins” der EZB ist Thema des bekannten Ökonomen Hans-Werner Sinn, der sich als Kritiker europäischer Geldpolitik auch zu Target-Salden und zum “Helikoptergeld” äußert. Der emeritierte Präsident des Ifo-Instituts und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München leitet die Konferenz am Mittwoch ein. Und für all jene, die auf der Liste der Schlagworte noch den “Protektionismus” vermissen, können auf Achim Wambach zählen, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der am zweiten Tag spricht.Neben den großen Themen warten im Gesellschaftshaus Palmengarten natürlich auch diverse Vorträge für Kenner und Feinschmecker in der anglofon geprägten Fondsbranche. Begriffe wie Overlay-Risikomanagement, Legal Entity Identifier, KVG-Reporting, Small & Mid Caps und High Yield dürfen da nicht fehlen. Garniert wird das Vokabular durch die üblichen optimistischen Begriffe wie “Chancen”, “Wertzuwachs” und “Performance” – ohne Rendite macht Geldanlage schließlich keine Freude.Das Schlagwort Mifid II schafft es übrigens nur in den Titel einer einzigen Veranstaltung. Ob die Fondsbranche das seit Jahresbeginn wirksame Mammut-Vorhaben bereits verdaut hat? Rechtsanwalt Peter Balzer sieht noch “Umsetzungsdefizite und offene Fragen”. Kurzum: Keine Konferenz ohne Mifid.