FinanzmarktkalenderHalbjahreszahlen

Siemens hält hohes Tempo

Siemens hat einen Lauf. Nach einem Blitzstart im ersten Quartal dürfte der Konzern sein Tempo auch in den drei folgenden Monaten aufrechterhalten haben. Hinzu kommt ein Milliarden-Sondergewinn wegen der Steigerung des Siemens-Energy-Aktienkurses.

Siemens hält hohes Tempo

Der frühe Vogel fängt den Wurm, behauptet zumindest der Volksmund. Siemens wird am 17. Mai zeigen, dass dies nicht immer richtig sein muss. Denn der Konzern präsentiert im Jahr 2023 seine Halbjahreszahlen reichlich spät – meist werden die Daten mindestens eine Woche früher vorgelegt. Der Grund der Verzögerung: Die Tochterfirmen Siemens Healthineers und Siemens Energy sind immer vorher dran. Healthineers legte das Halbjahresergebnis am 10. Mai vor, Siemens Energy folgt erst am 15. Mai.

17. Mai

Siemens hält hohes Tempo

Siemens hat einen Lauf. Nach einem Blitzstart im ersten Quartal dürfte der Konzern sein Tempo auch in den drei folgenden Monaten aufrechterhalten haben. Hinzu kommt ein Milliarden-Sondergewinn wegen der Steigerung des Siemens-Energy-Aktienkurses. Eine Erhöhung der Prognose für das Geschäftsjahr ist in Sichtweite.

Von Michael Flämig, München

Trotz des späten Zeitpunkts werden Siemens-Vorstandsvorsitzender Roland Busch und Finanzvorstand Ralf Thomas erfreuliche Zahlen im Gepäck haben, wenn sie die Daten am Mittwoch den Journalisten und Analysten erläutern. Dies zumindest hat Thomas schon Ende März unmissverständlich im Interview der Börsen-Zeitung signalisiert. „Die Geschäftsentwicklung war in Summe bisher im zweiten Quartal vielleicht noch einen Tick besser, als wir zuletzt erwartet hatten“, erklärte er.

Damit steht zur Debatte, ob Siemens auch aus operativer Kraft heraus die Prognose erhöhen wird. Eine Anhebung des Gewinnziels erscheint schon allein wegen eines Sondergewinns zwingend. Der Konzern hat im zweiten Quartal 1,59 Mrd. Euro nach Steuern verbucht. Die im vergangenen Geschäftsjahr um 2,7 Mrd. Euro wertberichtigten Anteile an Siemens Energy wurden nun wieder heraufgeschrieben, weil der Energy-Aktienkurs per Ende März auf 20,24 Euro gestiegen war.

Nach der Siemens-Energy-Kapitalerhöhung und dem Abschluss der gesamten Finanzierung des Gamesa-Kaufs könnte der Zeitpunkt näher rücken, an dem Siemens die Trennung von dem Aktienpaket einleitet. Thomas hatte bereits Anfang Februar signalisiert, dass der Konzern einen schrittweisen Anteilsverkauf über die Börse präferiert.

Siemens hatte die Prognose sowohl für Umsatz und Gewinn bereits bei der Vorlage der Zahlen des ersten Quartals erhöht. Der Konzern strebt nun ein Ergebnis je Aktie (vor Effekten aus der Kaufpreisallokation) in einer Bandbreite von 8,90 Euro bis 9,40 Euro an. Zuvor galten 8,70 Euro bis 9,20 Euro als Ziel. Zum Vergleich: Wenn sich die durchschnittlichen Analystenerwartungen für das zweite Quartal erfüllen, dann hat Siemens nach sechs Monaten bereits 6,20 Euro verdient. Der Umsatz wird der Prognose zufolge auf vergleichbarer Basis in einer Bandbreite von 7% bis 10% zulegen. Zu Beginn des Geschäftsjahres hatte das Management noch 6% bis 9% versprochen.

Thomas hatte im Interview der Börsen-Zeitung einen sehr optimistischen Ton angeschlagen: „Siemens war noch nie so stark wie heute.“ Wenn es sehr gut laufe, sagte er Ende März, dann könne die Sparte Digital Industries den vergleichbaren Umsatz stärker als für das zweite Quartal prognostiziert steigern (12 bis 15%). Dies werde Auswirkungen auf die Marge haben. Zuversichtlich zeigte sich der Finanzvorstand auch für die Sparte Smart Infrastructure. Wenn es perfekt laufe, erreiche Siemens dort vielleicht etwas mehr als das obere Ende der Umsatzprognose (+9 bis 12%). Bisher hatte sich der Konzern lediglich im Zielkorridor gesehen. Die Marge bewege sich mit dem Umsatz nach oben, erklärte Thomas.

Die Analysten rechnen einer Siemens-Aufstellung zufolge mit einem vergleichbaren Umsatzwachstum von 8,3% auf 18,6 Mrd. Euro im zweiten Quartal. Im ersten Quartal hatten die Erlöse ebenfalls um 8% zugelegt. Das Ergebnis im industriellen Geschäft wird demnach von 1,8 auf 2,7 Mrd. Euro steigen, dies entspräche einer Marge von 15,2% nach 11,0% in der Vorjahresperiode. Im ersten Quartal 2021/2022 hatte der Exit aus Russland das Ergebnis um 0,6 Mrd. Euro verringert. Das Ergebnis je Aktie vor Effekten aus der Kaufpreisallokation ist den Analysten zufolge auch wegen des Sondergewinns von 1,50 Euro auf 4,12 Euro gesprungen.

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