Finanzmarktkalender28. Mai

US-Umstellung auf T+1 als Zäsur im Wertpapierhandel

Am 28. Mai bricht in den Vereinigten Staaten ein neues Zeitalter an. Denn dann erfolgt die Abwicklung von Wertpapiergeschäften statt wie bisher nach zwei nur noch einen Tag nach dem Trade. Für Assetmanager in Europa, wo der Settlement-Zyklus zunächst bei T+2 stehen bleibt, zieht dies bedeutende Probleme nach sich.

US-Umstellung auf T+1 als Zäsur im Wertpapierhandel

28. Mai

Zäsur im Wertpapierhandel

Am 28. Mai bricht in den Vereinigten Staaten ein neues Zeitalter an. Denn dann erfolgt die Abwicklung von Wertpapiergeschäften statt wie bisher nach zwei nur noch einen Tag nach dem Trade. Für Assetmanager in Europa, wo der Settlement-Zyklus zunächst bei T+2 stehen bleibt, zieht dies bedeutende Probleme nach sich.

xaw New York

Ab der kommenden Woche ticken die Uhren bei Wertpapiergeschäften in Nordamerika anders als in Europa. Denn ab dem 28. Mai erfolgt die Abwicklung in den USA, in Mexiko und Kanada statt nach zwei Tagen nur noch einen Handelstag nach dem Trade. Die US-Börsenaufsicht SEC will dadurch die Effizienz im Sinne der Investoren stärken sowie „Credit-, Markt- und Liquiditätsrisiken bei Wertpapiertransaktionen“ reduzieren. Doch die Umstellung auf das T+1-Settlement bedeutet eine Zäsur für die globalen Finanzmärkte.

Denn während Länder wie Indien bereits auf T+1 gewechselt sind, werden Trades in Europa und anderen wichtigen Märkten wie Japan vorerst weiterhin nach zwei Tagen abgewickelt. Marktteilnehmer fürchten, dass mit Continuous Linked Settlement (CLS) nun eine Institution im globalen Finanzsystem an ihre Grenzen stößt. Das übergeordnete Abrechnungs- und Abwicklungssystem für globale Finanzinstitute entstand 1997, die führenden Devisenhandelsbanken glaubten Erfüllungsrisiken dadurch überwunden.

Zeit wird knapper

„Bestimmte Marktsegmente, darunter europäische Assetmanager, werden für ihre Dollar-Trades dann nur noch sehr begrenzten Zugriff auf CLS haben“, warnt die European Fund and Asset Management Association (Efama) allerdings. Denn ein signifikanter Teil des Handels komme zum New Yorker Börsenschluss um 16 Uhr zustande, bei der CLS Bank ende die Einreichungsfrist aber um 18 Uhr Ostküstenzeit – also 24 Uhr in Frankfurt. Solange die USA wie Europa auf ein T+2-Settlement gesetzt hätten, sei dies kein Problem gewesen. Schließlich habe immer ein weiterer Tag zur Verfügung gestanden, um Fremdwährungstransaktionen zur Abwicklung via CLS abzugeben.

Nun stehe aber für bis zu 40% der Trades europäischer Assetmanager in Dollar-Währungspaaren nicht mehr genügend Zeit zur Verfügung, wie Efama-Umfragen in der Branche zeigten. Damit müssten sich diese Marktteilnehmer an normalen Handelstagen also bei Trades im Volumen von 50 bis 70 Mrd. Dollar kapitalineffizient über Cash-Reserven im Greenback absichern, operationell komplexe Derivate-Transaktionen vornehmen oder auf bilaterales Clearing setzen, wie es vor der CLS-Ära gebräuchlich war. Analysten befürchten durch den Rückfall Risiken für die globale Finanzstabilität.

Auswirkungen auf zahlreiche Assets

Basu Choudhury, Leiter strategische Initiativen bei Osttra, dem Post-Trade-Joint-Venture von S&P Global und der Terminbörse CME, warnt davor, dass sich strukturelle Veränderungen im Devisenhandel schnell auf die Märkte für Bonds, Aktien und Wertpapierleihen auswirken können. Sowohl Vertreter aus der deutschen als auch der internationalen Finanzbranche glauben deshalb, dass die Europäische Union bald nachziehen und ebenfalls eine Umstellung des Settlement-Zyklus auf T+1 beschließen muss – möglicherweise schon im laufenden Jahr.

Osttra-Manager Choudhury hält langfristig sogar T+0 für unausweichlich, also die taggleiche Abwicklung von Trades. Doch wie der Post-Trade-Stratege betont, steht auf dem Weg zu T+0 noch eine wichtige Entwicklung aus: tokenisierte Zentralbankwährungen. Und wenngleich die EZB derzeit den Grundstein für einen digitalen Euro legen will – der Weg bis dahin dürfte noch weit sein.

Von Alex Wehnert, New York
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