Finanzmarktkalender

Warten auf Tapering-Ankündigung

Die anstehende Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank könnte erstmals konkrete Signale für ein Abschmelzen der Anleihekäufe liefern. Analysten glauben jedenfalls, dass das Tapering noch in diesem Jahr beginnen wird.

Warten auf Tapering-Ankündigung

det Washington

Die US-Inflationsrate verharrt seit Monaten auf hohem Niveau, doch am Arbeitsmarkt müssen noch große Fortschritte erzielt werden, ehe das duale Mandat der Notenbank erfüllt ist, nämlich Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung sicherzustellen. Mit großer Spannung sehen Marktteilnehmer daher der nächsten Dienstag und Mittwoch anstehenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed entgegen. Sie hoffen auf erste Signale dafür, wann die Währungshüter mit der Drosselung ihrer Anleihekäufe (Tapering) beginnen könnten.

Seit Wochen war darauf spekuliert worden, dass es bei der drittletzten FOMC-Sitzung in diesem Jahr eine Tapering-Ankündigung geben könnte. Gedämpft wurden die Erwartungen dann durch die grassierende Delta-Variante des Coronavirus sowie den schwachen Arbeitsmarktbericht für August, als der Beschäftigungsaufbau enttäuschte.

Notenbankchef Jerome Powell machte jedenfalls bei der virtuellen Währungskonferenz der Federal Reserve Bank von Kansas City eine Kehrtwende und sagte, dass es „angemessen sein könnte“, noch dieses Jahr das Tapering einzuleiten. An sämtlichen Indikatoren gemessen hatte die Teuerungsrate nämlich das Inflationsziel der Notenbank, welches bei 2% liegt, deutlich überschritten. So legte der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, im Juli um 4,2% und an der Kernrate gemessen um 3,6% zu. Im August stiegen dann die Erzeugerpreise um 8,3% und die Verbraucherpreise um 5,3%. Eine moderate Überschreitung werde die Fed für einige Zeit dulden, hatte Powell zuvor mehrfach wiederholt. Zulässig sei dies deswegen, weil der Notenbankvorsitzende bis heute überzeugt ist, dass die hohe Inflation durch Störungen in Lieferketten und Angebotsengpässe als Folge der Corona-Pandemie zustande kam und vorübergehend sein wird.

Sein bisheriges Zögern, Genaueres über das Abschmelzen der Anleihekäufe zu sagen, hatte Powell mit der Lage am Arbeitsmarkt begründet. Zwar ist die Erwerbslosenquote kontinuierlich zurückgegangen und schrumpfte im August auf 5,2%. Das ist aber immer noch 1,7 Prozentpunkte vom Vorkrisenniveau entfernt, welches die Fed als Vollbeschäftigung ansieht.

Auch ist das Stellenwachstum während der vergangenen Monate volatil gewesen, und die 235000 Neueinstellungen im August sorgten für eine herbe Enttäuschung. Zudem erinnert der Fed-Vorsitzende daran, dass die Delta-Variante des Coronavirus die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie wieder erhöht hat und dies vor allem auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnte.

Einige Fed-Gouverneure, unter ihnen Powells Stellvertreter Richard Clarida, wollen schon möglichst bald einen Zeitplan für das Tapering bekannt geben. Andere wie Robert Kaplan, der den Fed-Ableger in Dallas leitet, rechnen sogar schon im kommenden Jahr mit Zinserhöhungen. Dabei glaubt Mark Zandi, Chefökonom bei Moody’s Analytics, nicht, dass es kommende Woche eine An­kündigung über einen Zeitplan geben wird. „Dazu wird es wohl erst bei der Oktober-FOMC-Sitzung kommen“, erklärte Zandi gegenüber der Börsen-Zeitung. Der Volkswirt be­tonte auch, dass seiner Einschätzung nach das Tapering noch im laufenden Kalenderjahr beginnen wird. Das wiederum käme jenen Befürwortern eines Kurswechsels entgegen, die der Auffassung sind, dass die Notenbank schon viel zu lange an der ultra­lockeren Geldpolitik festgehalten hat.