Belastung für Profitabilität voraus

Zinswende kommt für US-Großbanken zu schlechtem Zeitpunkt

Die Fed-Zinssenkung droht die Erträge führender US-Banken im laufenden Jahr noch schwer zu belasten. Denn während sie weniger auf Kredite verdienen, müssen sie höhere Raten auf Depositen zahlen. Selbst Führungskräfte von J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs warnen nun vor zu viel Optimismus.

Zinswende kommt für US-Großbanken zu schlechtem Zeitpunkt

11. Oktober

US-Banken im Zinskampf

Die Fed-Zinssenkung droht die Erträge führender US-Banken im laufenden Jahr noch schwer zu belasten. Denn während sie weniger bei Krediten verdienen, müssen sie anhaltend höhere Raten auf Depositen zahlen. Selbst Führungskräfte von J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs warnen nun vor zu viel Optimismus.

Von Alex Wehnert, New York

Daniel Pinto sieht sich zu eindringlichen Warnungen gezwungen. Bei einer Analystenkonferenz Mitte September betonte der Präsident und Chief Operating Officer von J.P. Morgan Chase, dass die Konsensschätzungen für die Nettozinserträge der größten US-Bank im kommenden Jahr „nicht sehr vernünftig“ seien. An der Wall Street wurden zu diesem Zeitpunkt Prognosen herumgereicht, gemäß denen die Kennziffer 2025 gegenüber 2024 um 1,5 Mrd. Dollar auf 90 Mrd. Dollar zurückgehen dürfte. Pinto glaubt: Die Marktstrategen malen die Lage damit zu rosig aus – seine düsteren Töne ließen die Aktie von J.P. Morgan binnen eines Handelstags um mehr als 5% einbrechen.

Schwäche im Kreditgeschäft voraus

Dass der COO den Kurseinbruch in Kauf nimmt, zeigt laut Branchenkennern, wie groß die Furcht des führenden US-Geldhauses davor ist, zum Opfer des eigenen Erfolgs zu werden. Bereits im Rahmen der jüngsten Quartalsveröffentlichungen versuchten Vertreter der Bank wiederholt, die Erwartungen zu dämpfen. Über das vergangene Jahr hinweg fiel in Analystenschalten mehr als dreißig Mal die Formulierung, J.P. Morgan habe im Kredit- und Zinsgeschäft „überverdient“, wie Mitschriften zeigen. Bei der Zahlenvorlage zum dritten Quartal 2024 am 11. Oktober achten Investoren nun auf neue Anzeichen einer Schwäche in dem Segment.

J.P.-Morgan-COO Daniel Pinto warnt Investoren vor Überschwang. Foto: picture alliance / NurPhoto | Vernon Yuen.

Im zweiten Quartal kletterten die Nettozinserträge des Geldhauses gegenüber dem Vorjahr um 4% auf 22,9 Mrd. Dollar. Die Nettozinsmarge bröckelte allerdings auf 2,62% ab – dies bedeutete den zweiten Rückgang in Folge. Denn während die US-Großbanken zunächst davon profitierten, infolge der lange Zeit restriktiven Geldpolitik höhere Raten auf Kredite verlangen zu können, stecken auch sie nun im Depositenwettbewerb. Damit steigen ihre Zinsaufwendungen kontinuierlich – während ihre Bruttoeinnahmen aus dem Kreditgeschäft und ihren Bondpositionen aufgrund der Fed-Lockerung jetzt sinken.

Kartenmarkt holt Geldhäuser ein

Hinzu kommt, dass die US-Banken von steigenden Zahlungsverzügen und Ausfällen im Kartengeschäft eingeholt werden. Bei der traditionell stark am Privatkundengeschäft orientierten Wells Fargo, die ebenfalls am 11. Oktober die Bücher öffnet, ging der Nettogewinn um rund 1% zurück. Die Nettozinserträge sackten infolge höherer Finanzierungskosten bereits um 9% auf 11,9 Mrd. Dollar ab – die Prognose für das Gesamtjahr schraubte die Bank zuletzt bereits zurück.

Goldman-CEO David Solomon stellt Marktteilnehmer auf eine Eintrübung im Trading ein. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon.

Während das Consumer Banking also zunehmend unter Druck gerät, braucht das Kapitalmarktgeschäft trotz Fed-Lockerungen noch Zeit, um anzulaufen. Goldman-Sachs-CEO David Solomon warnte auf einer Branchenkonferenz in New York zuletzt, die Trading-Einnahmen tendierten im dritten Quartal angesichts makroökonomischer Hürden um 10% nach unten. Zugleich müsse seine Bank eine 400 Mill. Dollar schwere Belastung des Vorsteuergewinns verkraften, die hauptsächlich auf den geplanten Verkauf einer Kreditkartenkooperation mit General Motors zurückzuführen sei – damit reiht sich Solomon in die düsteren Rufe seines J.P.-Morgan-Kollegen Pinto ein.

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