Afrikas Bildungssystem bietet Investmentchancen
kjo Frankfurt
Impact Investing und damit die Förderung von Projekten im Rahmen der Sustainable Development Goals der UN steht bei Kapitalanlegern hoch im Kurs. Der Bildungssektor in Afrika bietet nach Ansicht des schweizerischen Impact Investment Managers Blue Orchard interessante Möglichkeiten für Investitionen mit einem Impact-Fokus. Diese hätten angesichts der Corona-Pandemie sogar noch zugenommen. „Die Pandemie war für viele Schulen ein Weckruf, um in Informations- und Kommunikationstechnologien zu investieren“, sagt Yann Groeger, Regional Director für Afrika und Lateinamerika bei Blue Orchard. Dies umfasse IT-Fachpersonal, neue Websites mit umfangreichen Lerninhalten sowie die Aus- und Fortbildung von Lehrern, um unter anderem Home Schooling zu ermöglichen. Dass Einrichtungen nun wieder öffnen, nachdem sie coronabedingt geschlossen waren, erfordere zusätzliches Kapital.
Finanzielle Mittel fehlen
„Leider fehlt es vielen Schulen an den dafür notwendigen finanziellen Mitteln“, sagt Groeger. Er verweist auf eine Studie der Non-Profit-Organisation Opportunity Edufinance von 2020, die zeigt, dass angesichts der Pandemie fast 98% der Schulen in Afrika Umsatzeinbrüche verzeichneten. Über das Jahr 2020 gesehen würden sich diese im Mittel auf 80% belaufen. „Grund dafür sind vor allem geringere Gebühreneinnahmen. Denn zum einen waren viele Einrichtungen geschlossen, zum anderen sind die Haushaltseinkommen gesunken.“
Staatliche Ausgaben im Bildungssektor hätten zwar in den vergangenen Jahren zugenommen. „Aber die höheren Ausgaben haben nicht mit dem Bevölkerungswachstum und der steigenden Zahl von Schulbesuchern Schritt gehalten.“ Daher seien viele Bildungseinrichtungen auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten.
Unternehmerisches Denken
Daraus ergibt sich Blue Orchard zufolge eine Möglichkeit für Investoren, Unterstützung zu leisten und auch Renditen zu erwirtschaften. „Dass der Bildungssektor aus Anlegersicht angeblich riskant sein soll, ist ein großes Missverständnis“, sagt Groeger. „Das Beispiel vieler Mikrofinanzinstitute in Afrika zeigt, dass Kredite an Schulen im Schnitt sehr gut bedient werden – vorausgesetzt, jene verfolgen einen passenden Ansatz in der Kreditvergabe und der Risikoanalyse.“ Positiv sieht Groeger, dass viele Betreiber von Schulen in Afrika unternehmerisch denken. „Sie haben als Lehrer angefangen und dann später eine Schule eröffnet – mit der Vision, der nächsten Generation Chancen zu bieten. Insofern sind es gewissermaßen soziale Unternehmer, die sowohl Rendite- als auch Ausbildungsziele verfolgen. Das passt perfekt mit Impact-Anlagestrategien zusammen“, so Groeger.
Der soziale Impact, der sich mit Investitionen in afrikanische Schulen erzielen lässt, reicht nach Ansicht des Experten weit. So habe 2018 rund die Hälfte der Kinder, denen es an einer grundlegenden Ausbildung fehlte, in Afrika gelebt. „Dies hat sich durch die Pandemie offensichtlich weiter verschlechtert.“ Doch Schulen seien in Afrika nicht nur im Zusammenhang mit Bildung wichtig. „Häufig stellen sie sichere Häfen dar, die Kindern Schutz, Mahlzeiten sowie medizinische und emotionale Unterstützung bieten“, sagt er.