Airline-Investments auf der Spur
Airlines werden von Investoren oft kritisch beäugt. Zu zyklisch ist vielen Anlegern das Fluggeschäft, zudem ist die Branche stark von externen Faktoren wie dem Ölpreis und der weltpolitischen Lage abhängig. Das Frankfurter Beratungsunternehmen Avinomics hat Airline-Aktien und ihre Entwicklung nun auf Herz und Nieren geprüft und hält das Misstrauen für nicht gerechtfertigt.Von Lisa Schmelzer, FrankfurtAls Unternehmensberater hat Philipp Goedeking sich jahrzehntelang mit Fluggesellschaften beschäftigt und dabei die unterschiedlichsten Strategien kennengelernt. Nicht immer waren sie von Erfolg gekrönt, in vielen Fällen konnte Goedeking zur Besserung beitragen. Von Investorenseite schlägt der Branche oftmals Skepsis entgegen. Investitionen in Fluggesellschaften sind spätestens verpönt, seit sich Warren Buffett mit einem Airline-Engagement die Finger verbrannt hat. Zudem ist das Fluggeschäft sehr zyklisch und stark abhängig von externen Faktoren wie dem Ölpreis oder der weltpolitischen Lage. Für das Misstrauen Fluglinien gegenüber hat Goedeking aber wenig Verständnis, denn “Airlines sind als Investment viel besser als ihr Ruf”, ist er überzeugt.Goedeking und sein Team vom Frankfurter Beratungsunternehmen Avinomics haben die Entwicklung von Airline-Aktien in den vergangenen 15 Jahren auf Herz und Nieren geprüft und herausgefunden, dass sie hinsichtlich der Renditen besser abschneiden als beispielsweise der MSCI World Index (siehe Chart). Dabei haben die Experten festgestellt, dass sich die Gesellschaften am besten entwickelt haben, die eine klare Strategie verfolgen, also die, die sich zum Beispiel auf die Drehkreuz-Verkehre oder das Low-Cost-Geschäft mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen konzentrieren. Air Berlin hat’s schwerDabei gibt es zudem einen Unterschied, je nachdem, ob sich die Konjunktur gerade in einem zyklischen Auf- oder Abschwung befindet. “Geht es mit der Konjunktur nach oben, profitieren Hub-Airlines, ein wirtschaftlicher Abschwung ist dagegen gut für die günstigen Low-Cost-Carrier”, erklärt Goedeking im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dies gilt insbesondere in gesättigten Märkten, in denen es zu eigenem Wachstum nur unter Einsatz von Verdrängungsmechanismen kommt. Sogenannte Hybridmodelle, also von jedem Geschäftsmodell ein bisschen etwas, aber nichts richtig – wie es etwa Air Berlin betreibt -, funktionieren laut Goedeking nur in sich entwickelnden Märkten, also beispielsweise in China.Um die Strategie möglichst vieler Airlines weltweit abbilden zu können und daraus Investmentideen zu entwickeln, bedient sich Avinomics der Datenflut aus der Luftfahrtbranche. Analysiert werden unter anderem Umsteigeverbindungen, Flottenauslastung, Betriebskosten und ökonomische Faktoren. Finanzielle Kennzahlen fließen kaum ein – “sie sind erst die Folge von Strategien und wirtschaftlichem Umfeld und nur ein Blick in den Rückspiegel”, sagt Goedeking. Über die vergangenen drei Jahre habe Avinomics ein mathematisches Modell entwickelt, “das ein scheinbar unlösbares Problem entschlüsselt: Wie kann man empirisch eine Airline-Strategie messen und quantitativ vergleichbar mit den Strategien aller Wettbewerber machen?”Flugzeughersteller und Flughafenbetreiber nutzen die Methoden des Frankfurter Beratungsunternehmens bereits, um die Nachfrage nach Flugzeugen und Landerechten vorherzusagen. Nun soll mit der Vermarktung der Analyse- und Handelsstrategieinstrumente an Investoren begonnen werden.