Ausblick

Aktien trotzen Zinsängsten

Die zuletzt wieder steigenden Inflationsdaten wecken neue Zinsängste, die Aktienmärkte haben das aber bislang erstaunlich gut weggesteckt.

Aktien trotzen Zinsängsten

ku Frankfurt

In der gerade beendeten Börsenwoche waren es vor allem die Inflationsdaten, die für Verunsicherung und beispielsweise beim Dax für einen Wochenverlust von rund 2% gesorgt haben. Sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks kamen die Inflationsdaten höher als erwartet herein, ein Hinweis darauf, dass die Politik der Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken länger als erwartet andauern könnte. Die Anlagestrategen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) merken dazu an, dass die jüngsten Meldungen für den Rentenmarkt ein Schock gewesen seien. So habe beispielsweise die zehnjährige Bundrendite ein neues Jahreshoch von 2,75% markiert.

Angesichts dieser Inflations- und Zinssorgen hätten sich die Aktienmärkte aber überraschend stabil gezeigt, auch wenn es im Wochenvergleich leichte Abschläge gegeben habe. Nach Einschätzung der Anlageexperten der Helaba begründet sich dies mit dem günstigen konjunkturellen Umfeld: „Bislang jedenfalls zeigen sich die USA ebenso wie der Euroraum vor dem Hintergrund des Zins- und Inflationsschocks erstaunlich widerstandsfähig“, schreiben sie in einem Wochenausblick. Dies sei auch der Kern des Zwiespalts zwischen Aktien und Renten. Je besser die Konjunkturdaten ausfielen, umso größer sei das Risiko eines fortgesetzten Inflationsdrucks und umso stärker müsse weiter an der Zinsschraube gedreht werden.

Zur Frage, ob die gestiegenen Leitzinserwartungen zusammen mit einer nachlassenden Liquidität Aktien dem Garaus machen können, zeigen sie sich aber wenig besorgt. Zwar habe sich die Risikoprämie des Dax, also die Differenz aus der Dax-Gewinnrendite und der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, auf ein neuen Jahrestief reduziert. Dies liege aber nicht an einer zu hohen Bewertung von Aktien, vielmehr baue sich die Fehlbewertung von Renten ab. „Dass sich gerade Euro Stoxx und Dax bislang dennoch so gut entwickeln, spricht dafür, dass die Käufe nicht aus der Not heraus, sondern aus Überzeugung getätigt wurden.“ Die Kurserholung sei also bislang durchaus gesund.

Im Dax ist gemäß den Indexregeln Linde entfernt und die Commerzbank ersetzt worden. Wenngleich dieser Wechsel von Marktteilnehmern vielfach negativ beurteilt wird, sehen die Analysten der DZ Bank in dieser aktuellen Veränderung eine für Anleger durchaus vorteilhafte Entwicklung. So sei der Charakter des Dax als der am stärksten zyklische europäische Aktienindex gestärkt worden. Er stelle damit ein besseres Investment für echte Dax-Anleger dar. Dies liege daran, dass der defensive Titel Linde durch die sehr viel weniger defensive Commerzbank ersetzt worden sei. Die Volatilität erhöhe sich vor allem dadurch, dass das Gewicht der alten Dax-Schwergewichte durch den Wechsel zugenommen habe.

Der Index biete auch mehr Chancen durch die höhere Gewichtung der global-zyklischen Old-Economy-Sektoren im Dax, so die Analysten. So sei der Index nun unter anderem stärker exponiert gegenüber der erwarteten Konjunkturbelebung in China und wegen des höheren Gewichts im Finanzsektor auch gegenüber steigenden Zinsen im Euroraum. Allerdings, so merken sie an, sei der Austausch der beiden Werte irrelevant für die Indexprognosen der DZ Bank, die bis zur Jahresmitte von einem Rückgang des Dax auf 14500 Punkten ausgeht.