AUSBLICK

Aktienanleger setzen weiter auf die EZB

Anleihekäufe für das erste Quartal erwartet

Aktienanleger setzen weiter auf die EZB

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtWas für eine Woche: Der Dax hat ein Allzeithoch markiert – und das, obwohl sich die Anleger von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), mehr erhofft hatten. Der oberste Zentralbanker der Eurozone hatte am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach der geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats zwar erneut betont, man werde gegebenenfalls sämtliche notwendigen Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur und zur Bekämpfung der drohenden Deflation ergreifen, aber letztlich auf das erste Quartal verwiesen, in dem die Entscheidung fallen soll. Viele Marktteilnehmer hatten insgeheim gehofft, dass Draghi schon am Donnerstag ein großvolumiges Anleihenkaufprogramm ankündigen würde, wozu es jedoch nicht gekommen ist. Der Dax sackte daraufhin am Donnerstag bis auf rund 9 850 Punkte ab.Aber schon einen Tag später ist die Enttäuschung wieder verflogen: Der Dax erreichte am Freitag – angetrieben unter anderem durch positive Konjunkturdaten – mit 10 093 Punkten das Allzeithoch. Die Marktteilnehmer sind offenbar der Auffassung, dass die Bescherung durch die EZB nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist, dass also im ersten Quartal mit der erhofften zusätzlichen Liquiditätsspritze durch die Notenbank zu rechnen ist. Abkopplung drohtZumindest kurzfristig könnte es daher weiter nach oben gehen: “Solange die Hoffnung auf neue geld- und fiskalpolitische Impulse anhält, dürften Aktien weiterhin gefragt bleiben und eine gute Performance zeigen”, betonen die Aktienexperten der DZ Bank. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass sich die operative Entwicklung bei den Unternehmen besser darstellen müsse, als es heute der Fall sei. Sonst drohe erneut eine Abkopplung der Aktienmarktentwicklung von den Gewinnen der Unternehmen. Die jüngsten Kursgewinne stünden erneut auf einem sandigen Fundament, das im Wesentlichen aus dem Vertrauen in die Notenbanken bestehe.Bedenken haben auch die Analysten der BayernLB. Nach ihrer Ansicht wird die Luft nach den neuen Rekorden zunehmend dünner. Die ultralockere Geldpolitik der G 4-Notenbanken mit zu erwartenden weiteren Maßnahmen der EZB spreche zwar für gut unterstütze Aktienbewertungen, ohne dass jedoch eine weitere nachhaltige Bewertungsexpansion zu erwarten sei. “Kurzfristig erscheint die technisch überkaufte Lage und der als Kontraindikator zu interpretierende hohe Optimismus kritisch”, warnen sie. BewertungsexpansionNach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen spricht außer der Geldpolitik nicht viel für nachhaltig höhere Notierungen. Die Rally basiere auf einer Bewertungsexpansion und nicht etwa auf einer Verbesserung der Unternehmensgewinne. Deutsche und europäische Standardwerte hätten wieder den oberen Rand des Bandes der Kurs-Gewinn-Verhältnisse der vergangenen zehn Jahre erreicht. Die Luft sei damit extrem dünn, warnt Aktienstratege Markus Reinwand. Neben fundamentalen Aspekten mahne auch die inzwischen wieder sehr ausgelassene Stimmung zur Vorsicht.In der neuen Börsenwoche dürften ein wenig die externen Impulse für weitere Avancen des Dax fehlen. Es stehen nämlich nur relativ wenige Konjunkturdaten auf dem Programm. Am Donnerstag werden die endgültigen Zahlen zu den deutschen Verbraucherpreisen veröffentlicht. Mit Blick auf die Deflationsgefahr haben Daten zur Geldentwertung für Marktteilnehmer eine hohe Bedeutung. Gemäß dem Marktkonsens wird erwartet, dass die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vormonat stagniert sind. Zu erwarten ist aber wohl eine entgegengesetzte Reaktion am Aktienmarkt: Eine Geldentwertung, die auch gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch 0,6 % betragen soll, dürften eher Kursavancen auslösen, weil die Daten dazu beitragen könnten, die EZB auf den Plan zu rufen.Auf dem Programm stehen zudem am Donnerstag die US-Einzelhandelsumsätze. Vorausgesagt wird ein Plus um 0,3 % gegenüber Vormonat, was als robust zu bewerten wäre.