Aktienmärkte signalisieren Rekordjagd

Starkes Vorjahr könnte skeptische Investoren überzeugen - Hohe Bewertungen in den USA bergen Risiken

Aktienmärkte signalisieren Rekordjagd

xaw Frankfurt – Obwohl viele Anleger ein baldiges Ende des Bullenmarkts befürchten, prognostizieren Experten für das laufende Jahr weitere Höchststände an den globalen Aktienmärkten. Zu den Optimisten gehören die Strategen von Robeco: Eine Studie des Vermögensverwalters zeigt, dass ein Jahr wie 2019, in dem der MSCI World Index um über 25 % zulegte, in den folgenden zwölf Monaten global weitere starke Kursgewinne nach sich zieht. Spielraum für NotenbankenGerade Renditen von über 20 % treten demnach einseitig gehäuft auf. Seit 1900 habe es an den globalen Aktienmärkten 24 Kalenderjahre mit Erträgen in dieser Größenordnung gegeben – auf diese sei stets ein weiteres mit großen Wertzuwächsen gefolgt. Zudem sei einer solchen Häufung stets eine negative Entwicklung am Aktienmarkt vorausgegangen, wie es sie auch 2018 mit einem ausgeprägten Kursrückgang im vierten Quartal gegeben habe. Die Strategen rechnen damit, dass sich die Unternehmensgewinne im zweiten Quartal 2020 erholen und die Kurse antreiben werden. Zudem werde die lockere Geldpolitik der Notenbanken für eine fortgesetzte Euphorie an den Börsen sorgen.Laut Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, verfügen die Zentralbanken in Abwesenheit eines großen Inflationsdrucks zudem noch über Spielraum für weitere Lockerungsmaßnahmen. Zeige die Konjunktur bis zum Frühjahr allerdings Anzeichen einer Talsohle, werde zumindest die EZB ihre Politik nicht weiter lockern. Eine Straffung ist laut Robeco aber ebenfalls nicht zu erwarten – die Finanzmärkte würden also weiterhin vor einer schwachen Konjunktur geschützt.Der Finanzdienstleister verweist zudem darauf, dass die hohen Aktienerträge des vergangenen Jahres gerade unter eigentlich pessimistischen US-Privatanlegern und Hedgefonds befürchten lasse, eine wichtige Marktentwicklung zu verpassen. Sollte sich die Stimmung unter diesen und anderen skeptischen Marktteilnehmern weiter aufhellen, könne das die globalen Aktienmärkte 2020 ebenfalls antreiben. Auch für den deutschen Aktienmarkt deuten Statistiken der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im Jahresverlauf eine positive Entwicklung an. Als besonders aussagekräftig habe sich der Trend der ersten fünf Handelstage herausgestellt. In 18 von 23 Jahren, in denen der Dax zu diesem Zeitpunkt kumuliert im Plus lag, sei er im restlichen Jahr weiter gestiegen. Im Mittel lag er laut den Analysten in diesem Fall bis Jahresende nicht im Minus, die durchschnittlichen Kursgewinne beliefen sich demnach auf 15,5 %.Habe der Leitindex an den ersten fünf Börsentagen dagegen kumuliert im Minus gelegen, sei er nur in fünf von neun Jahren noch geklettert. Das Verhältnis zwischen Chance und Risiko liege also nach einem guten Start deutlich höher. Zwischen dem letzten Handelstag des abgelaufenen und dem fünften des neuen Jahres verzeichnete der Dax diesmal ein Plus von 0,54 %. Die Beruhigung im Konflikt zwischen dem Iran und den USA hatte auch dem deutschen Aktienmarkt in der vergangenen Woche Auftrieb verliehen, der Leitindex verpasste sein Allzeithoch nahe bei 13 600 Punkten nur um wenige Zähler. Da sich zudem auch der Anlagenotstand 2020 fortsetzen werde, rechnet die LBBW weiterhin mit überdurchschnittlichen Bewertungen deutscher Titel. Auf kurze Sicht halten die Analysten der Landesbank den jüngsten Dax-Anstieg aber für weitgehend ausgereizt. Geopolitik als GefahrTatsächlich ist der erhoffte zusätzliche Schwung für die deutschen Indizes durch den Beginn der Berichtssaison ausgeblieben. Doch während die Jahresergebnisse der Dax-Schwergewichte später im Zyklus anstehen, legen die größten US-Unternehmen seit Beginn der Woche ihre Zahlen vor. Während Großbanken wie J.P. Morgan die hohen Prognosen der Marktbeobachter übertrafen, fallen die Schätzungen für das Gewinnwachstum im gesamten S&P 500 eher vorsichtig aus. Dennoch eilt der US-Index, beflügelt von Anleihenkäufen der Fed, von einem Rekordhoch zum nächsten.Für sämtliche Titel im S&P 500 liegt das Verhältnis zwischen Kurs und Gewinn pro Aktie laut Bloomberg bei knapp 22 – die hohen Bewertungen aus den USA stellen nach Robeco-Angaben auch für die Rekordprognose des Vermögensverwalters ein Risiko dar. Zudem könnte das statistikgemäße Momentum aus dem Vorjahr laut den Analysten durch neue geopolitische Spannungen gebremst werden. Die Robeco-Analysten weisen deshalb darauf hin, dass ihre Studie trotz des langen Betrachtungszeitraums keine Garantie für einen fortgesetzten Bullenmarkt bietet. Auch die LBBW mahnt bei ihrer Statistik zur Vorsicht: Ein guter Start reduziere lediglich das Risiko eines schwachen Jahres, hebe dieses aber nicht auf.