AUSBLICK

Analysten fürchten Rückschlag beim Dax

Hohe Bewertungen, steigender Ölpreis und die schwierige politische Lage im Irak als Belastungsfaktoren

Analysten fürchten Rückschlag beim Dax

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtErst ist der Dax – wenn auch mit langem Anlauf – über 10 000 Punkte geklettert, am Freitag musste er jedoch sogar darum kämpfen, die Marke von 9 900 Punkten zu verteidigen. Marktteilnehmer sehen darin ein Zeichen dafür, dass die Anleger der Rally nicht mehr so recht trauen. Auf der anderen Seite ist die Volatilität aber nach wie vor sehr gering. So befindet sich etwa der US-Index für die Aktienmarktvolatilität, der VIX, auf dem niedrigsten Stand seit 2007. Dies als ein Zeichen dafür zu interpretieren, dass die Rally weitergeht, wäre aber wohl möglicherweise eine Fehlinterpretation der aktuellen Lage. So verweisen beispielsweise die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) darauf, dass die ausgeprägte Sorglosigkeit der Marktteilnehmer im Sinne eines Kontraindikators zur Vorsicht mahne. Vergleichbare Stimmungsüberhitzungen seien früher häufig Vorboten von Kurskorrekturen gewesen, betont Helaba-Aktienstratege Markus Reinwand. Zudem seien die hohen Bewertungen ein Menetekel. Sie bewegten sich am oberen Ende der Spanne der vergangenen zehn Jahre. Jenseits des Dauerthemas des Anlagenotstands spreche nicht mehr viel für Aktien. Das Thema Konjunkturerholung sei bereits abgefeiert, die Wirtschaftsdaten in den Industrieländern seien zuletzt eher hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Chance-Risiko-Verhältnis sei inzwischen ausgesprochen ungünstig. Zurückhaltung empfohlenAuch die Experten der DZ Bank halten die hohen Bewertungen für “zunehmend besorgniserregend”. Sie befänden sich deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Anleger sollten sich daher mit Käufen zurückhalten, raten die Analysten.Am Freitag haben vor allem der steigende Ölpreis und die Sorge wegen der aktuellen Entwicklung im Irak den Aktienmarkt belastet. Dieser Faktor dürfte auch in der neuen Börsenwoche von großer Bedeutung sein. Die Kämpfer der Al Kaida nahestehenden sunnitischen Islamistenorganisation ISIL haben bereits weite Teile des Irak überrannt, die von der schwachen schiitisch geführten Regierung nicht verteidigt werden konnten. In den nächsten Tagen dürfte es zu einem Kampf um die Hauptstadt Bagdad kommen und eventuell zu einem Zusammenbruch der Regierung. Reagiert hat bereits der Ölpreis. Der Preis der Nordseesorte Brent Crude ist von rund 110 Dollar je Barrel vor einigen Tagen auf rund 114 Dollar gestiegen. Am Ölmarkt wird damit gerechnet, dass der Ölpreis weiter steigen könnte, wenn die Regierung in Bagdad fällt oder wenn sich der Konflikt durch Einbeziehung der USA oder des Iran ausweitet. Das dürfte dann auch zu weiteren Kursverlusten am europäischen Aktienmarkt führen.Von großer Bedeutung dürfte in der neuen Woche auch die Zinssitzung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) sein. Sollte die Fed-Chefin bei der Bekanntgabe der Entscheidung am Mittwochabend wegen der verbesserten Lage am Arbeitsmarkt Hinweise auf eine Verschärfung des Tapering geben, könnte das ein Auslöser für weitere Verluste sein.